Sorafenib mit versus ohne vorherige körperstereotaktische Bestrahlung

Dr. Judith Lorenz

Kombination aus SBRT und systemischer Therapie bietet Prognosevorteil bei lokal fortgeschrittenem HCC. Kombination aus SBRT und systemischer Therapie bietet Prognosevorteil bei lokal fortgeschrittenem HCC. © mi_viri – stock.adobe.com

Für Erkrankte mit lokal fortgeschrittenem hepatozellulärem Karzinom bietet eine körperstereotaktische Bestrahlung vor der systemischen Therapie mit Sorafenib im Vergleich zur alleinigen Behandlung mit Sorafenib einen Prognosevorteil hinsichtlich des Gesamtüberlebens. Die entsprechende Studie wurde allerdings vorzeitig gestoppt.

Die meisten Patient:innen mit lokal fortgeschrittenem hepatozellulärem Karzinom (HCC)  erleiden nach einer systemischen Therapie ein Rezidiv. Eine makrovaskuläre Invasion (MVI) erhöht das Metastasenrisiko erheblich, berichten Forschende um Prof. Dr. Laura A. Dawson, Universität Toronto. Sie und Kolleg:innen prüften in einer Phase-3-Studie (NRG/RTOG 1112), ob eine stereotaktische Bestrahlung (SBRT) vor einer Therapie mit Sorafenib die Prognose verbessern kann.Zu Studienbeginn im Jahr 2013 stellte Letztere den Standard in der Erstlinie dar. 

An der Untersuchung beteiligten sich 23 Zentren in den USA, Kanada, Australien und Hongkong. 177 Personen im medianen Alter von 66 Jahren nahmen teil. Sie litten an einem für eine lokoregionäre Therapie – Resektion, Ablation, transarterielle Chemoembolisation – ungeeigneten bzw. diesbezüglich refraktären HCC. In 131 Fällen (74 %) lag eine MVI vor. Gemäß Randomisierung nahmen 92 Patient:innen täglich Sorafenib ein, die übrigen 85 absolvierten zuvor zusätzlich eine SBRT (27,5 Gy bis 50 Gy in fünf Fraktionen).

Die Rekrutierung wurde nach einer Änderung des systemischen Behandlungsstandards vorzeitig eingestellt, schreiben die Forschenden. Die Auswertung der bis dahin eingeschlossenen Personen ergab: Mit Sorafenib betrug das mediane Gesamtüberleben 12,3 Monate und mit SBRT plus Sorafenib 15,8 Monate (HR 0,77; 90%-KI 0,59–1,01). Erst bei Adjustierung bezüglich verschiedener Stratifizierungsfaktoren (Performancestatus, MVI-Grad, M-Stadium, Leberfunktion) erfüllte dieser Unterschied das Signifikanzkriterium (HR 0,72; 95%-KI 0,52–0,99; p = 0,04). 

Ausschlusskriterien

Mehr als fünf Leberherde, ein Gesamt-Tumordurchmesser bzw. Konglomerate von mehr als 20 cm sowie Metastasen größer 3 cm stellten Ausschlusskriterien dar. Gleiches galt für eine vorangegangene Radiatio oder transarterielle Radioembolisation. 

SBRT verbessert Überlebensraten

Hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens hatte die Radiatio gegenüber der alleinigen systemischen Therapie dagegen signifikante Vorteile. Das PFS betrug median 5,5 Monate im Kontroll-  vs. 9,2 Monate im Prüfarm (HR 0,55; 95%-KI 0,40–0,75; p < 0,001). Gemäß multivariater Analyse stellte die SBRT diesbezüglich den einzigen signifikanten Prognosefaktor dar. Auch in Bezug auf die Zeit bis zum Progress sowie – im Kollektiv der Personen mit MVI – hinsichtlich des vaskulären Tumoransprechens erwies sich die Bestrahlung als signifikant vorteilhaft.

Dritt- oder höhergradige therapiebedingte unerwünschte Ereignisse beobachteten die Forschenden mit SBRT plus Sorafenib ähnlich häufig wie mit Letzterem allein (47 % vs. 42 %). Eine Person des Kombinationsarms und zwei Personen der Kontrollgruppe starben aufgrund therapiebedingter unerwünschter Ereignisse – infolge einer Lungeninfektion bzw. aufgrund eines Leberversagens/einer nicht näher spezifizierten Ursache. Zwei von 20 (10 %) der mit Sorafenib allein und 6 von 17 (35 %) der zusätzlich mittels SBRT Behandelten berichteten nach sechs Monaten über eine Verbesserung der Lebensqualität.

Trotz der infolge des vorzeitigen Studienstopps reduzierten statistischen Power halten die Autor:innen die positiven Auswirkungen der SBRT auf die Prognose für bemerkenswert. Angesichts dessen empfehlen sie, bei ausgewählten Erkrankten mit einem lokal fortgeschrittenen HCC eine Strahlentherapie zu erwägen.

Quelle:
Dawson LA et al. JAMA Oncol 2024; DOI: 10.1001/jamaoncol.2024.5403

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