Das klinische Bild des Tarsaltunnelsyndroms ist sehr vielfältig. Im Vordergrund stehen die Schmerzen. Betroffene klagen typischerweise über teils brennende
Parästhesien im Bereich des Vorfußes, die in die mediale Ferse ausstrahlen können. Außerdem kann es im Versorgungsgebiet des N. tibialis zu einer
Hypästhesie kommen, auch isolierte Hypästhesien im Innervationsareal der Nn. plantaris medialis bzw. lateralis sind möglich. Bei der klinischen Untersuchung lässt sich oft ein
lokaler Druckschmerz über dem N. tibialis neben dem Innenknöchel auslösen. Auch ein positives Hoffmann-Tinel-Zeichen weist auf das
Kompressionssyndrom hin: Beim Beklopfen des Nervs kommt es zu einem elektrisierenden Gefühl als Zeichen der Druckschädigung.
Die Beschwerden verstärken sich bei forcierter Eversion oder Dorsalflexion des Fußes. Eher selten finden sich Atrophien bzw. Paresen der Zehenspreizer und der kurzen Zehenbeuger.
Längeres Gehen oder Stehen kann die Beschwerden verstärken. Im fortgeschrittenen Stadium muss man auch mit trophischen Störungen, etwa verminderter Schweißsekretion, rechnen.
Differenzialdiagnostisch gilt es, ein Kompartmentsyndrom der tiefen Beugerloge sowie eine Polyneuropathie auszuschließen. Auch Arthrose und Fersensporn können einen Engpass im Tarsaltunnel imitieren, ebenso Entzündungen der Faszien und Bänder sowie Durchblutungsstörungen.
Für die
bildgebende Diagnostik werden Sonographie und MRT eingesetzt. Mit beiden Verfahren lassen sich morphologische Veränderungen des Nervs und der umgebenden Gewebe detektieren. Eine isolierte Läsion des N. tibialis im Tarsaltunnel ist anhand der Nervenleitgeschwindigkeit nachzuweisen. Am empfindlichsten, aber technisch aufwendig, ist die Messung der sensiblen Leitgeschwindigkeit der Nn. plantaris medialis und lateralis. Allerdings führt auch dieses neurophysiologische Verfahren nicht immer zur richtigen Diagnose, betont Prof. Schuh. Deshalb kann in unklaren Situationen bei ausgeprägtem Verdacht und hohem Leidensdruck eine operative Exploration sinnvoll sein.
Die Therapie erfolgt primär konservativ: Gut geeignet ist die
Infiltrationsbehandlung mit einem Glukokortikoid. Eine Ruhigstellung der distalen unteren Extremität führt dagegen nur selten zum Erfolg. Versagt die konservative Therapie, kann eine
OP hilfreich sein. Dies gilt vor allem, wenn die Indikation gesichert ist und der Patient starke Schmerzen hat. Bei mäßigen Beschwerden verdient die konservative Therapie eine zweite Chance.
Quelle: Schuh A et al. DNP 2018; 19: 30-31