Bandscheiben können auch ohne Nervenkompression Schmerzen verursachen

Dr. Dorothea Ranft

Die degenerierten Lendenwirbel machen sich vor allem bei Bewegungen bemerkbar. Die degenerierten Lendenwirbel machen sich vor allem bei Bewegungen bemerkbar. © fotolia/Ezume Images

Typisch für das diskogene Lumbalsyndrom ist der belastungsabhängige lokale Kreuzschmerz – teils mit pseudo­radikulärer Ausstrahlung. Ein Wurzelschmerz spricht dagegen für eine Kompression.

Ausgelöst wird das diskogene Lumbalsyndrom in der Regel durch alterstypische degenerative Bandscheibenveränderungen in einem oder mehreren Bewegungssegmenten. Finden sich auch in den angrenzenden Wirbelkörpern strukturelle Läsionen, spricht man von einer Osteochondrosis (inter-)vertebralis. Als prädestinierend gelten zunehmendes Alter und Übergewicht.

Unphysiologische Belastungen können vor allem bei Patienten mit insuffizienter Rumpfmuskulatur die Degeneration beschleunigen, heißt es in der neuen Leitlinie „Spezifischer Kreuzschmerz“, die unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie erstellt wurde.

Studien ergaben, dass Bandscheiben auch ohne Kompression neurogener Strukturen Schmerzen auslösen. Während beim gesunden Diskus nur die äußere Schicht des Annulus mit Nervenzellen versorgt wird, kommt es in degenerativ veränderten Bandscheiben zu einer flächigen Innervation, die teilweise bis in den Nukleus reicht. Außerdem werden während der Degeneration inflammatorische Substanzen freigesetzt.

Von CT und lumbaler Diskographie wird abgeraten

Bandscheibe oder Nerv? Charakteristisch für das diskogene Lumbalsyndrom sind belastungsabhängige Kreuzschmerzen, die ggf. pseudoradikulär ausstrahlen. Ein radikulärer Schmerz spricht vor allem bei begleitendem neurologischen Defizit für eine Nervenwurzelkompression.

Allein aufgrund von Anamnese und klinischer Untersuchung lässt sich das diskogene Lumbalsyndrom nicht nachweisen. Auch die Frage, ob eine bestimmte Bandscheibe oder angrenzende Wirbelkörper die primäre Ursache der Rückenschmerzen sind, ist so nicht zu klären. Bei entsprechendem Verdacht empfehlen die Leitlinienautoren eine MRT-Diagnostik. Sie ermöglicht Aussagen zur Bandscheibendegeneration, auch wenn der Zusammenhang mit der Klinik im Einzelfall schwer zu beurteilen ist.

Von der primären Durchführung eines CT wird dagegen abgeraten. Auch die lumbale Diskographie sollte nicht durchgeführt werden. Sie ermöglicht zwar die Identifizierung einer schmerzhaften Bandscheibe, hat aber den Nachteil, dass sie die Degeneration beschleunigen kann.

Die Therapie erfolgt in erster Linie konservativ mit Medikamenten und physikalischer Behandlung. Eine große Bedeutung hat die Prophylaxe z.B. durch Gewichtsreduktion und Auftrainieren der Rumpfmuskulatur. Auch epidurale oder intradiskale Injektionen sind ein möglicher Bestandteil der Therapie, ebenso die perkutane Nukleoplastie. Unklar ist derzeit noch, ob damit eine langfris­tige Wirkung erzielt werden kann.

Falls die Beschwerden trotz suffizienter konservativer Behandlung persistieren, sollte die Indikation für eine operative Behandlung geprüft werden. Die Bedeutung der verschiedenen Methoden wird derzeit noch diskutiert, von intradiskalen Verfahren raten die Autoren ab.

Quelle: S2k-Leitlinie Spezifischer Kreuzschmerz, AWMF-Register-Nr. 033-051, www.awmf.org

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Die degenerierten Lendenwirbel machen sich vor allem bei Bewegungen bemerkbar. Die degenerierten Lendenwirbel machen sich vor allem bei Bewegungen bemerkbar. © fotolia/Ezume Images