PPI, Betablocker, Bisphosphonate und Statine bei Senioren

Dr. Alexandra Bischoff

Statine schaden über 75-Jährigen wohl mehr als bisher angenommen. Jedoch kommt es bei der Gabe von Medikamenten nicht nur auf das Alter, sondern auch auf die Gebrechlichkeit des Patienten an. Statine schaden über 75-Jährigen wohl mehr als bisher angenommen. Jedoch kommt es bei der Gabe von Medikamenten nicht nur auf das Alter, sondern auch auf die Gebrechlichkeit des Patienten an. © iStock/bowie15

Viele hochbetagte Patienten schlucken täglich PPI, Betablocker oder Statine. Welchen Benefit die über 75-Jährigen tatsächlich davon haben, hängt mehr von der individuellen Gebrechlichkeit als vom Geburtsdatum ab. Nun gibt es interessante Neuigkeiten zu alten Bekannten.

Über die Auswirkungen der Pharmakotherapie im Alter weiß man bis dato viel zu wenig. Es mangelt schlichtweg an Daten von multimorbiden hochbetagten Patienten. Doch die Zahl der großen Register mit aussagekräftigen Daten zu Medikation, Gesundheitszustand und weiteren Outcomes nimmt deutlich zu, schreibt Professor Dr. Andreas Stuck vom Inselspital, Geriatrische Universitätsklinik, in Bern. Im letzten Jahr wurden gleich mehrere relevante Studien zu diesem Thema veröffentlicht.

PPI und Demenzrisiko

Protonenpumpenhemmer (PPI) führen die Hitliste der Medikamente im Alter an. In Studien an Mäusen zeigte sich bereits, dass PPI die Beta-Amyloide im Gehirn ansteigen lassen und somit das Demenzrisiko erhöhen könnten. Nun kam eine deutsche Studie mit mehr als 700 000 über 75-Jährigen zu dem Ergebnis, dass die regelmäßige Einnahme über einen längeren Zeitraum das Demenzrisiko fast verdoppelt. Basierend auf der Gesamtdatenlage wird mittlerweile geraten, dass Ältere den Hemmer nur gezielt und kurzfristig einnehmen sollten.

Betablocker nach Myokardinfarkt

In der Altersgruppe der unter 75-Jährigen senken Betablocker nach einem Herzinfarkt die Mortalität um 25 %. Jetzt konnte in einer US-amerikanischen Studie dieser positive Effekt auch bei über 80-Jährigen nachgewiesen werden. Allerdings scheinen nur diejenigen tatsächlich davon zu profitieren, die auch noch im Alter fit sind. Bei gebrechlichen Hochbetagten hingegen verschlechtert die Behandlung eher die Selbstständigkeit.

Bisphosphonate und Hüftfrakturen

Einer schwedischen Studie zufolge senkt die zusätzliche Gabe von Bisphosphonaten unter Prednisontherapie deutlich das Hüftfrakturrisiko (von 27 auf 9 Ereignisse pro 1000 Patientenjahre; Follow-up 1,3 Jahre). Demnach ist eine Begleittherapie mit Bisphosphonaten je nach Knochenstatus bei einer länger dauernden Prednisonbehandlung durchaus ratsam.

Statine zur Primärprävention

Seit Jahren werden Statine zur Primärprävention im Alter kontrovers diskutiert. Doch unter Umständen schaden sie mehr als bisher angenommen. Eine Sekundäranalyse der Daten der ALLHAT-Studie ergab, dass sich Pravastatin bei den über 65-Jährigen weder auf die Gesamt- noch auf die kardio­vaskuläre Mortalität auswirkte. In der Gruppe der Personen über 75 Jahren scheint es sogar tendenziell die Gesamtmortalität zu erhöhen.

Quelle: Stuck A. Swiss Medical Forum 2018; 18: 46-48

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Statine schaden über 75-Jährigen wohl mehr als bisher angenommen. Jedoch kommt es bei der Gabe von Medikamenten nicht nur auf das Alter, sondern auch auf die Gebrechlichkeit des Patienten an. Statine schaden über 75-Jährigen wohl mehr als bisher angenommen. Jedoch kommt es bei der Gabe von Medikamenten nicht nur auf das Alter, sondern auch auf die Gebrechlichkeit des Patienten an. © iStock/bowie15