Präklinische Maßnahmen bei Verbrennungen

Dr. Dorothea Ranft

Sterile Verbände und das Verhindern einer Auskühlung sind die ersten Schritte bei der Versorgung von Verbrennungen. Sterile Verbände und das Verhindern einer Auskühlung sind die ersten Schritte bei der Versorgung von Verbrennungen. © fotolia/kirov1969

Noch immer packen viele Laien Coolpacks oder Eis auf größere Brandwunden, um die Schmerzen zu lindern. Mit der aktiven Kühlung riskiert man allerdings eine Hypothermie. Diese gilt es mit den richtigen Erstmaßnahmen unbedingt zu vermeiden!

Zwei Drittel aller Verbrennungen entstehen im häuslichen Umfeld  – hauptsächlich durch direkte Flammeneinwirkung und Verbrühungen. Auch bei schwer Brandverletzten sollte die Anamnese möglichst als Eigenanamnese erhoben werden, heißt es in der neuen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin (DGV). Besonders interessieren dabei Unfallhergang sowie Ort (offener/geschlossener Raum), Expositionsdauer und möglicher Grund (z.B. Suizid, epileptischer Anfall).

Wunden anhand der Palmarfläche beurteilen

Das Ausmaß der verletzten Körperoberfläche lässt sich mit der Neuner-Regel nach Wallace abschätzen. Die oberen Extremitäten und der Kopf mit Hals umfassen beim Erwachsenen jeweils 9 % der Körperoberfläche. Ventraler und dorsaler Rumpf steuern 36 % bei und die unteren Extremitäten jeweils 18 %. Das verbleibende Prozent entfällt auf das Genital. Weniger ausgedehnte Wunden (< 15 % Körper­oberfläche, KOF) können mithilfe der Hand des Patienten abgeschätzt werden. Die Fläche einer Hand inkl. Finger entspricht etwa 1 % der KOF. Verbrennungen 1. Grades (Erythem) zählen dabei nicht zur verbrannten Körperoberfläche.

Eine der wichtigsten Erstmaßnahmen heißt: Nicht auskühlen lassen! Schließlich mindert die Hypothermie die Prognose und ist immer noch sehr verbreitet. 80 % der Patienten mit mindestens 15 % verbrannter Körperoberfläche haben bei der ersten Messung im Krankenhaus eine zu geringe Körpertemperatur. Bereits in der präklinischen Phase sollte daher ein Monitoring mittels Ohrthermometer erfolgen.

Das Risiko für eine Hypothermie steigt u.a. mit Ausdehnung und Tiefe der Wunde(n). Besonders gefährdet sind Patienten mit drittgradigen Verbrennungen und thermomechanischen Kombinationsverletzungen. Zu den weiteren Risikofaktoren zählen zunehmendes Patientenalter und Gewicht < 90 kg. Die Indikation für maschinelle Beatmung und tiefe Analgosedierung sollte wegen des Wärmeverlusts kritisch gestellt werden. Allein der Verdacht auf ein Inhalationstrauma rechtfertigt die Intubation bei einem respiratorisch stabilen Patienten nicht. 

Bronchien verbrannt?

Verbrennungen im Gesicht, versengte Nasenhaare, Ruß im Sputum und Zeichen der Atemobstruktion (z.B. Stridor) liefern Hinweise auf ein Inhalationstrauma – ebenso wie die anamnestische Exposition mit Rauch, Flammen und heißen Gasen. Hier sollte bereits initial eine Blutgasanalyse (inkl. CO und Met Hb) erfolgen. Frühe Veränderungen im Gasaustausch sprechen für ein schweres Inhalationstrauma. Die Bronchoskopie ermöglicht die Einteilung in drei Schweregrade. Innerhalb der ersten 24 Stunden ist ein Röntgen-Thorax angezeigt. Von einer Antibiotika-Prophylaxe rät die Leitlinie ausdrücklich ab.

Patienten mit hohem Auskühlungsrisiko profitieren von vorgewärmten Infusionslösungen. Auch sterile Verbände und Wärmefolien dienen der Prophylaxe. Auf keinen Fall dürfen Verbrennungen aktiv gekühlt werden. Schon das Vermeiden von Zugluft wirkt schmerzlindernd. Zusätzlich untersützen sterile Verbände die Analgesie und sollten frühzeitig angelegt werden. Die medikamentöse Schmerzlinderung richtet sich nach der betroffenen KOF. Sind weniger als 15 % verbrannt, wird eine Monotherapie mit einem Opioid (titriert) empfohlen, ergänzt durch ein Antiemetikum. Bei einer Fläche > 15 % und bei hämodynamisch instabilen Patienten setzen die Leitlinienautoren auf eine kombinierte Analgosedierung mit Ketamin/Midazolam. Um eine Überinfusion zu vermeiden sollten erwachsene Schwerbrandverletzte vereinfacht etwa einen Liter balancierte, kristalloide Infusionslösungen in den ers­ten zwei Stunden nach dem Trauma erhalten. Für eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung genügen zwei periphere Verweilkanülen – wenn möglich nicht in der verbrannten Haut. Als Alternative kommen ggf. intraossäre Zugänge in Betracht.

In der Erstversorgung kalkulierte Volumengabe

Die Verbrennungskrankheit definiert sich über Kreislaufreaktionen bis hin zum Schock. Im Rahmen dieser Krankheit kann es zudem zu systemischen Entzündungen inkl. Sepsis und sogar zum Organversagen kommen. Entsprechende Anzeichen entwickeln sich i.d.R. wesentlich später und erfordern in der Erstversorgung nur eine kalkulierte Volumentherapie.

Quelle: S2k-Leitlinie Behandlung thermischer Verletzungen des Erwachsenen, AWMF-Register-Nr. 044-001, www.awmf.org

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Sterile Verbände und das Verhindern einer Auskühlung sind die ersten Schritte bei der Versorgung von Verbrennungen. Sterile Verbände und das Verhindern einer Auskühlung sind die ersten Schritte bei der Versorgung von Verbrennungen. © fotolia/kirov1969