Opiate für abgebrühte Kinder: Verbrennungen und Verbrühungen richtig einschätzen und adäquat behandeln

Etwa 30 000 Kinder erleiden jährlich in Deutschland eine thermische Verletzung. Zu 75 % sind es Säuglinge und Kleinkinder unter vier Jahren, die sich meist zu Hause mit heißen Flüssigkeiten verbrühen. Mit zunehmendem Alter treten dann Verbrennungen durch Flammen (Zündeln, Grillunfälle, Mutproben) in den Vordergrund.
Aber auch andere äußere Noxen wie Dämpfe, Kälte, chemische Substanzen, Reibung, elektrischer Strom oder Sonneneinstrahlung können bereits bei geringer Einwirkung schwere Gewebeschäden an der Kinderhaut verursachen. Bei Ungereimtheiten in der Anamnese oder gar auffälligen Verletzungsmustern (z.B. kreisrund oder mit Abdruck von Gegenständen) sollten Sie auch immer nicht-akzidentelle Verletzungen im Hinterkopf haben (10 %!) und eine Kinderschutzgruppe hinzuziehen.
Jeder fünfte Unfall führt ins Krankenhaus
Viele der Wunden verheilen spontan und ohne Narben. Doch jedes fünfte Kind verbrennt oder verbrüht sich so stark, dass es stationär behandelt werden muss, schreiben Dr. Martina Hüging von der Klinik für Kinderchirurgie der Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, und Kollegin. Für das bestmögliche kosmetische und funktionelle Outcome empfiehlt es sich dann, je nach Schweregrad von Anfang an in ein spezialisiertes Zentrum zu überweisen.
Als Erstes gilt es natürlich, das Verbrennungsausmaß aus Tiefe (Grad I–IV) und Ausdehnung (% KOF) zu ermitteln. Insbesondere bei Verbrühungen wird die Tiefe oft unterschätzt, außerdem lässt sie sich häufig erst nach einigen Tagen beurteilen, wobei technische Hilfsmittel (z.B. Laser-Doppler-Imaging) Unterstützung leisten können.
Da Kinder sich im Wachstum befinden, hat sich bei ihnen anstelle der klassischen 9er-Regel bis zum 15. Lebensjahr ein altersadaptiertes Schema bewährt. Haben Sie das gerade nicht griffbereit, können Sie die Einschätzung auch mithilfe der Handflächenregel (Fläche der Hand inkl. Finger des Patienten entspricht 1 % seiner Körperoberfläche) vornehmen.
So lässt sich vorbeugen
Bei großflächigen Verletzungen Elektrolytlösung infundieren
Verletzungen > 10–15 % KOF erfordern bereits während des Transports in die Klinik eine Volumentherapie. Dabei hat sich die Gabe von 10 ml pro kg KG und Stunde einer isotonischen kristalloiden Lösung bewährt. Misslingt ein i.v. Zugang, sollte die Indikation zum intraossären großzügig gestellt werden. Ob das Kind direkt in eine spezialisierte Klinik oder in ein Zentrum für schwerbrandverletzte Kinder eingeliefert werden sollte, hängt ganz vom Ausmaß der Verletzungen ab (s. Kasten).Kriterien für die Zuweisung in ein spezialisiertes Zentrum
- Grad II > 10 % KOF
- Grad III > 5 % KOF
- Grad IV immer
- Grad II und III mit Lokalisationen im Gesicht, an der Hand, am Fuß, im Genitalbereich oder über großen Gelenken
- Thermische Verletzungen durch chemische Noxen oder Elektrotrauma
- Inhalationstraumata
Quelle: Aus der Fachliteratur
Quelle: Hüging M, Rothe K. Monatsschr Kinderheilkd 2017; 165: 817-832
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