Produktion vor Ort ist machbar

CAR-T-Zell-Meeting 2024 Josef Gulden

Eine dezentralisierte und automatisierte „Point-of-Care“-Herstellung von CAR-T-Zellen scheint möglich. Eine dezentralisierte und automatisierte „Point-of-Care“-Herstellung von CAR-T-Zellen scheint möglich. © catalin – stock.adobe.com

Zu den Nachteilen von CAR-T-Zellen zählt vor allem die komplizierte Logistik. Spanische Kolleg:innen präsentierten einen neuen Ansatz, mit dem die Zellen dezen­tralisiert, automatisiert und schnell direkt vor Ort produziert werden können.

Die Herstellung der bisher kommerziell verfügbaren CAR-T-Zell-Präparate erfolgt mit autologen T-Lymphozyten, die jeder Person separat entnommen, in einer zentralen Einrichtung mit dem CAR versehen und in vitro expandiert werden müssen. Das ist zeitaufwendig und kostspielig. Eine Reihe von Ansätzen soll hier Abhilfe schaffen: So arbeiten Forschende an allogenen CAR-T-Zellen, bei denen weitere Manipulationen neben der Einpflanzung des CARs die Immunogenität so reduzieren sollen, dass mehrere Empfänger:innen die Zellen eines Spenders/einer Spenderin erhalten können. Eine andere Variante verfolgen Hämatolog:innen um Dr. ­Natalia ­Tovar, Hospital Clínic de Barcelona: Sie prozessieren in einem automatisierten „Point-of-Care“-Ansatz Zellen der jeweiligen Patient:innen vor Ort. Das soll eine Behandlung innerhalb von sieben Tagen nach der Plasmapherese ermöglichen – während der Vorgang bei den gängigen Präparaten mehrere Wochen in Anspruch nimmt und ein Einfrieren der Zellen sowohl vor dem Verschicken zur Herstellung als auch danach für den Weg zurück zur Klinik erfordert.

Zeit bis zur Infusion

Bei 13 der 15 Patient:innen gelang eine Infusion der fertigen Zellen innerhalb der angestrebten sieben Tage, berichtete Dr. Tovar. Die maximale Dauer betrug 14 Tage.

Die Kolleg:innen haben mit dem frischen Produkt in ihrer Phase-1/2-Studie ­Eugplagia-1 bisher 15 Erkrankte mit rezidivierter oder refraktärer CLL, darunter neun mit Richter-Transformation, mit zwei Dosisstufen (35 x 106 bzw. 100 x 106 Zellen) behandelt. Die Teilnehmenden hatten mindestens zwei Vortherapien erhalten, darunter einen BTK- und einen BCL-2-Inhibitor. 

Nebenwirkungen erreichten überwiegend Grad 1 oder 2. Höhere Schweregrade beobachteten die Forschenden nur für hämatologische Toxizitäten, einen Grad 4 ausschließlich bei Neutropenien (in elf Fällen). Zytokin-Freisetzungssyndrome und ICANS waren nur vom Grad 1 oder 2. Dosislimitierend erschien nur eine Neutropenie vom Grad 4.

Von 14 bezüglich der Wirksamkeit auswertbaren Patient:innen sprachen 13 (93 %) auf die Therapie an; in acht Fällen (57 %) handelte es sich – ausweislich der Bildgebung – um ein komplettes Ansprechen. Die höhere Dosis schien mit einer ORR von 100 % und einer CR von 63 % etwas wirksamer zu sein; die Ergebnisse der sechs Personen mit Richter-Transformation in dieser Dosisgruppe fielen mit 100 % bzw. 67 % ähnlich aus. Diese Dosierung wurde deshalb als empfohlene Dosis für die Phase 2 der Studie gewählt, die derzeit noch läuft. Zum Zeitpunkt der letzten Analyse hielten zehn der 13 Remissionen an (77 %), darunter sieben von acht CR; die mediane Dauer des Ansprechens war nach sechs Monaten noch nicht erreicht.

Die Ergebnisse, so Dr. ­Tovar, demonstrieren, dass die dezentralisierte und automatisierte „Point-of-Care“-Herstellung von CAR-T-Zellen möglich ist und dass man dabei mit hohen Ansprechraten rechnen darf. 

Quelle: Tovar N et al. 6th European CAR T-cell Meeting; Vortrag „Point-of-care–manufactured CD19 CAR T-cell Therapy in Relapsed/Refractory CLL: Euplagia-1“

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Eine dezentralisierte und automatisierte „Point-of-Care“-Herstellung von CAR-T-Zellen scheint möglich. Eine dezentralisierte und automatisierte „Point-of-Care“-Herstellung von CAR-T-Zellen scheint möglich. © catalin – stock.adobe.com