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Prolaktinom: Operation oder Medikamentengabe?

Die Behandlung von Prolaktin produzierenden Adenomen der Hypophyse ist nicht in Stein gemeißelt, sagte Professor Dr. Martin Reincke von der Medizinischen Klinik IV des Klinikums der Universität München. Dies unterstreicht eine Metaanalyse, in der 55 Arbeiten mit 3564 Patienten zur Dopaminagonisten(DA)-Therapie und 25 Studien zur transphenoidalen Operation (n = 1836) ausgewertet wurden. Die biochemische Kontrollrate unter den DA lag zwar bei 81 % – hinsichtlich der Langzeitremission ohne Medikation war aber die Operation deutlich überlegen (34 % vs. 67 %). Noch deutlicher fiel der Unterschied bei Mikroprolaktinomen aus (36 % vs. 83 %). Gerade bei dieser Indikation sollte überlegt werden, ob die Betroffenen mit einer Operation nicht doch langfristig besser fahren, sagte der Endokrinologe.
Über Nebenwirkungen schriftlich aufklären
Die Operation war relativ komplikationsarm – kein Patient starb, 2 % entwickelten einen Diabetes insipidus, 3 % ein Liquorleck. Unter der Therapie mit DA lag die Rate an Nebenwirkungen dagegen bei 26 %.
Prof. Reincke wies insbesondere auf die relativ hohe Rate von Impulskontrollstörungen einschließlich Spielsucht, zwanghaftem Shoppen oder Essen und Hypersexualität hin. In einer separaten Studie dazu ließen sie sich bei jedem sechsten Prolaktinompatienten unter einer mindestens dreimonatigen DA-Therapie nachweisen. Männer waren etwa doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Als besonders anfällig erwiesen sich Patienten mit einer Vorgeschichte von Glücksspiel, Rauchen und hohem Alkoholkonsum.
Wichtig ist es, die Patienten vor Therapiebeginn über die nicht-dosisabhängigen Nebenwirkungen schriftlich aufzuklären, zumal dies haftungsrechtlich von Bedeutung sein kann. Außerdem sollte unter der Medikation immer wieder explizit nach solchen Störungen gefragt werden, da viele Betroffene keinen Zusammenhang zu ihrer Therapie herstellen.
Eine Dosisabhängigkeit besteht dagegen bei der Fibrosierung von Herzklappen, wie man sie von Parkinsonpatienten unter DA kennt. Die für Prolaktinome eingesetzte Dosis ist aber deutlich geringer, sodass man hier laut Prof. Reincke im Verlauf keine Echokardiographie-Kontrollen braucht.
Quelle: 1. Endokrinologie-Update-Seminar
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