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Protrahierte Bronchitis: Bei manchen Kindern sinkt das Bronchiektasenrisiko durch Antibiotika

Das Phänomen kennt jeder Pädiater aus dem Effeff: Der junge Patient hustet wochenlang verschleimt vor sich hin, ohne weitere schwere Krankheitssymptome zu zeigen. Betroffen sind oft Vorschulkinder mit häufigen Infekten, berichtete Privatdozent Dr. Thomas Nüsslein von der Kinder- und Jugendmedizin am Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein in Koblenz. Die British Thoracic Society benennt als Ursache eines solchen chronisch produktiven Hustens u.a. die protrahierte bakterielle Bronchitis (PBB). Sie sei eine Spielart der persistierenden endobronchialen Infektion neben Mukoviszidose, primärer Ziliendyskinesie und Immundefekten.
Nur ein Sammeltopf verschiedener Entitäten
Harte Diagnosekriterien gibt es nicht – die PBB-Diagnose wird gestellt, wenn der produktive Husten länger als 3–6 Wochen bestand, bevor ihn eine probatorische Therapie beseitigt hat. Sofern die PBB überhaupt eine Diagnose ist, was Dr. Nüßlein infrage stellte: Für ihn handelt es sich um einen Sammeltopf unterschiedlicher Entitäten, was ja auch auf die Bronchiektasen zutrifft.
Pathomechanistisch darf man sich das Geschehen analog zu anderen Krankheitsbildern mit vermehrter Mukusbildung vorstellen. Den Anfang setzt eine Schädigung der Atemwegsschleimhaut, welche die mukoziliäre Clearance schwächt. Mikroben siedeln sich an, deren Botenstoffe die Zilienfunktion stören und die Schleimproduktion stimulieren. Es entsteht eine Entzündung, die den Teufelskreis in Gang hält.
Am häufigsten findet sich Haemophilus influenzae
Bei manchen Patienten reicht es therapeutisch schon, den Schleim zu entfernen. Andere brauchen Antibiotika, um die Keime niederzukämpfen. „Bei diesen Patienten finden wir eigentlich nur wenige Erreger, an erster Stelle Haemophilus influenzae“, sagte Dr. Nüßlein. „Deshalb fahren wir gut mit Amoxicillin, wer defensiver eingestellt ist, wählt die Kombination mit Clavulansäure.“ Studien dazu gibt es kaum, und die wenigen vorhandenen sind relativ klein mit Patientenzahlen im zweistelligen Bereich. Sie deuten aber alle in die gleiche Richtung: AmoxiClav wirkt, eventuell kombiniert mit Atemtherapie und NaCl-Inhalation. Dr. Nüßlein riet, zwei Wochen zu behandeln, und wenn sich der Husten nicht legt, noch mal zwei Wochen draufzulegen: „Ich fange mit 75 mg/kgKG pro Tag an, aber wahrscheinlich reichen auch 50 mg/kgKG pro Tag.“
Es gibt Patienten, die trotz Antibiotika nicht aufhören zu husten, oder nach anfänglich erfolgreicher Therapie wieder damit beginnen. Dabei spielen wahrscheinlich verschiedene Faktoren eine Rolle, z.B. anatomische Varianten. Sie sehen meist gar nicht spektakulär aus, können aber Prädilektionsstellen für schlechte Mukusclearance sein. Auch der sozioökonomische Status, Veränderungen im Mikrobiom oder blande Immundefekte wie eine verminderte Produktion von Interferon gamma sind von Bedeutung. Die machen sich gewöhnlich kaum bemerkbar, werden aber wirksam, wenn Immunzellen auf Keime treffen.
„Ich glaube, dass es eine Gruppe von Patienten gibt, bei denen eine energische antibiotische Behandlung unter der Arbeitsdiagnose PBB zu weniger Bronchiektasen führt“, resümierte Dr. Nüßlein. Daneben existiert für ihn natürlich die zweite Gruppe, die einen protrahierten produktiven Husten aufgrund fassbarer Ursachen entwickelt, der mit kinderpneumologischer Expertise behandelt gehört.
Quelle: 60. Kongress der DGP*
*Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.
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