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Radioembolisation bei Lebertumoren
Die Therapie des hepatozellulären Karzinoms (HCC) im fortgeschrittenen Stadium erfolgt nach einem definierten Algorithmus: Bei größeren Tumoren und/oder makrovaskulärer Invasion gilt die transarterielle Chemotherapie (TACE) als Standard. Sie wird bei Tumoren angewendet, die wegen eines Durchmessers > 5 cm als inoperabel gelten und auch bei Vorliegen von mehr als drei Tumorherden (> 3 cm) in der Leber.
Das Verfahren verlängert das Gesamtüberleben der Patienten. Doch es gibt auch Limitationen: „Ist der Tumor zu groß, erreicht man die kleinen Gefäße, die ihn versorgen, nicht mehr zuverlässig“, erklärte Privatdozent Dr. Philip Hilgard von der Medizinischen Klinik am Evangelischen Krankenhaus in Mülheim. TACE ist nach seinen Worten v.a. im sog. Intermediärstadium geeignet, aber weniger effektiv bei großen Herden und multiplen Lebertumoren.
Mikrosphären bestrahlen den Tumor von innen
Alternativ bietet sich die medikamentöse Therapie an und neuen Daten zufolge auch die Radioembolisation als lokales Behandlungsverfahren. Ähnlich wie bei der TACE erfolgt der Zugang über die Leberarterie, in die Yttrium-90-beladene Mikrosphären über einen Katheter infundiert werden. Es handelt sich bei den Mikrosphären um kleine Glaspartikel, die das Gefäß nicht verschließen, sondern sich in der Mikrozirkulation des Tumors festsetzen und von dort eine direkte Bestrahlung des Tumorgewebes bewirken.
„Wir erreichen damit gewissermaßen eine selektive Bestrahlung von innen“, erklärte Dr. Hilgard im Gespräch mit Medical Tribune. Ist die Strahlung abgeklungen, verbleiben die Mikrosphären im Gewebe, was nach Angaben des Kollegen unproblematisch ist, weil es sich um biologisch inertes Material handelt.
Patienten überleben im Mittel 16,4 Monate - bei minimaler Schädigung des Gewebes
Welche Effekte von der Radioembolisation, die auch als selektive interne Radiotherapie (SIRT) bekannt wurde, zu erwarten sind, wurde am Universitätsklinikum in Essen überprüft. Im Rahmen einer Beobachtungsstudie behandelte man 108 konsekutive Patienten mit fortgeschrittenem hepatozellulären Karzinom, die für eine konventionelle lokoregionäre Therapie nicht infrage kamen, mittels der radioaktiven Mikrosphären, berichtete der Studienleiter Dr. Hilgard.
„Die Ergebnisse sind sogar etwas besser als die Resultate, die Studien zufolge mit einer medikamentösen Therapie erzielt werden“, sagte der Kollege. So erreichten die Patienten eine durchschnittliche Überlebensrate von 16,4 Monaten bei minimaler Schädigung des gesunden Gewebes.
Im historischen Vergleich betrug die mediane Überlebenszeit unter Placebo durchschnittlich 7,9 Monate und bei medikamentöser Therapie mit Sorafenib 10,7 Monate. Dr. Hilgard: „Damit ist die Radioembolisation der systemischen Therapie beim fortgeschrittenen Leberzellkarzinom wahrscheinlich mindestens ebenbürtig.“
Leberfunktion wird nicht beeinträchtigt, es sollte aber in Zentren behandelt werden
Unter der Radioembolisation wurde keine Beeinträchtigung der Leberfunktion gesehen, für den Kollegen ein wichtiger Befund, da die Patienten mit HCC nahezu immer eine Leberzirrhose mit entsprechender Funktionseinschränkung aufweisen. Auch wurde keine Lungen- oder Viszeral-Toxizität, z.B. durch versehentliches Abschwemmen von Mikrosphären in eine Darmarterie, beobachtet.
Als häufigste Nebenwirkung ist lediglich mit einem vorübergehenden Fatigue-Syndrom zu rechnen. Die Radioembolisation kann damit nach Worten von Dr. Hilgard als sicher angesehen werden, sollte aber in Zentren mit entsprechender Erfahrung durchgeführt werden.
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