Reduktion der Viruslast vor allem in Pflegeeinrichtungen vorteilhaft

Dr. Judith Lorenz

ARS-CoV-2 ist während seiner Replikation auf die Nukleotide der Wirtszelle angewiesen. ARS-CoV-2 ist während seiner Replikation auf die Nukleotide der Wirtszelle angewiesen. © Konstantin Yuganov – stock.adobe.com

Die Einnahme von Molnupiravir sorgt aktuellen Studiendaten zufolge für Entlastung und schnellere Genesung bei COVID-19-Infektion. Vor allem in bestimmten Risikosituationen könnte das Ribonukleosidanalogon künftig die Standardtherapie ergänzen.

Der antivirale Wirkstoff Molnupiravir schützt Erwachsene mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 zwar nicht vor einem Klinik­aufenthalt oder dem Tod, allerdings beschleunigt der Wirkstoff möglicherweise die Genesung, wie eine britische Studie zeigt. ­SARS-CoV-2 ist während seiner Replikation auf die Nukleotide der Wirtszelle angewiesen, erläutern Prof. Dr. ­Christopher ­Butler von der Universität Oxford und Kollegen. An dieser Stelle setzt das Ribonu­kleosid-Analogon Molnupiravir an: Das orale Prodrug wird nach der intrazellulären Metabolisierung als fehlerhaftes Nukleotid in die Virus-RNA eingebaut und hemmt so die Virusreplikation.

Im Rahmen der PANORAMIC-Studie behandelten die Forschenden zwischen Dezember 2021 und April 2022, also während der Dominanz der Omikron-Variante, 12.529 Erwachsene fünf Tage lang mit oralem Molnupiravir. Sämtliche Teilnehmer litten an einer symptomatischen SARS-CoV-2-Infektion und trugen ein erhöhtes krankheitsspezifisches Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko. Die 12.525 Kontrollen erhielten nur die Standardbehandlung.

Weniger Hausarztbesuche unter Molnupiravir

Die Patienten waren im Schnitt 57 Jahre alt, bei 69 % waren Begleit­erkrankungen bekannt und 94 % hatten mindestens drei Dosen einer ­COVID-19-Vakzine erhalten. In beiden Studienarmen wurde jeweils ein Prozent der Personen binnen 28 Tagen nach Randomisierung stationär behandelt oder starb. Das Ribonukleosid-Analogon verkürzte die Rekonvaleszenzzeit und senkte die Viruslast. Die mit Molnupiravir ­Behandelten nahmen zudem seltener hausärztliche Hilfe in ­Anspruch.

Prof. Dr. ­Michael Kidd und Prof. Dr. Paul ­Kelly vom Australian Department of Health and Aged Care in Canberra zeigen sich angesichts des niedrigen Durchschnittsalters der Studienteilnehmer – nur 6 % waren älter als 75 Jahre – sowie der hohen Impfquote von den Studien­ergebnissen nicht überrascht. Sie dürfen ihrer Meinung nach allerdings nicht einfach auf das Hochrisikokollektiv (z.B. Hochbetagte, Demenz- oder Parkinsonkranke) übertragen werden. Insbesondere in Pflegeeinrichtungen halten die australischen Kollegen den Einsatz von Molnupiravir dennoch für vorteilhaft: Durch die Verkürzung der symptomatischen Zeit und die Senkung der Viruslast könne der Wirkstoff möglicherweise dabei helfen, die Virusverbreitung in dieser vulnerablen Population einzudämmen.

Quellen:
1.    Butler CC et al. Lancet 2022; doi: 10.1016/S0140-6736(22)02597-1
2.    Kidd MR, Kelly PM. Lancet 2022; doi: 10.1016/S0140-6736(22)02593-4
3.    https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Molnupiravir_56570#Wirkmechanismus

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ARS-CoV-2 ist während seiner Replikation auf die Nukleotide der Wirtszelle angewiesen. ARS-CoV-2 ist während seiner Replikation auf die Nukleotide der Wirtszelle angewiesen. © Konstantin Yuganov – stock.adobe.com