
Reduktion der Viruslast vor allem in Pflegeeinrichtungen vorteilhaft

Der antivirale Wirkstoff Molnupiravir schützt Erwachsene mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 zwar nicht vor einem Klinikaufenthalt oder dem Tod, allerdings beschleunigt der Wirkstoff möglicherweise die Genesung, wie eine britische Studie zeigt. SARS-CoV-2 ist während seiner Replikation auf die Nukleotide der Wirtszelle angewiesen, erläutern Prof. Dr. Christopher Butler von der Universität Oxford und Kollegen. An dieser Stelle setzt das Ribonukleosid-Analogon Molnupiravir an: Das orale Prodrug wird nach der intrazellulären Metabolisierung als fehlerhaftes Nukleotid in die Virus-RNA eingebaut und hemmt so die Virusreplikation.
Im Rahmen der PANORAMIC-Studie behandelten die Forschenden zwischen Dezember 2021 und April 2022, also während der Dominanz der Omikron-Variante, 12.529 Erwachsene fünf Tage lang mit oralem Molnupiravir. Sämtliche Teilnehmer litten an einer symptomatischen SARS-CoV-2-Infektion und trugen ein erhöhtes krankheitsspezifisches Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko. Die 12.525 Kontrollen erhielten nur die Standardbehandlung.
Weniger Hausarztbesuche unter Molnupiravir
Die Patienten waren im Schnitt 57 Jahre alt, bei 69 % waren Begleiterkrankungen bekannt und 94 % hatten mindestens drei Dosen einer COVID-19-Vakzine erhalten. In beiden Studienarmen wurde jeweils ein Prozent der Personen binnen 28 Tagen nach Randomisierung stationär behandelt oder starb. Das Ribonukleosid-Analogon verkürzte die Rekonvaleszenzzeit und senkte die Viruslast. Die mit Molnupiravir Behandelten nahmen zudem seltener hausärztliche Hilfe in Anspruch.
Prof. Dr. Michael Kidd und Prof. Dr. Paul Kelly vom Australian Department of Health and Aged Care in Canberra zeigen sich angesichts des niedrigen Durchschnittsalters der Studienteilnehmer – nur 6 % waren älter als 75 Jahre – sowie der hohen Impfquote von den Studienergebnissen nicht überrascht. Sie dürfen ihrer Meinung nach allerdings nicht einfach auf das Hochrisikokollektiv (z.B. Hochbetagte, Demenz- oder Parkinsonkranke) übertragen werden. Insbesondere in Pflegeeinrichtungen halten die australischen Kollegen den Einsatz von Molnupiravir dennoch für vorteilhaft: Durch die Verkürzung der symptomatischen Zeit und die Senkung der Viruslast könne der Wirkstoff möglicherweise dabei helfen, die Virusverbreitung in dieser vulnerablen Population einzudämmen.
Quellen:
1. Butler CC et al. Lancet 2022; doi: 10.1016/S0140-6736(22)02597-1
2. Kidd MR, Kelly PM. Lancet 2022; doi: 10.1016/S0140-6736(22)02593-4
3. https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Molnupiravir_56570#Wirkmechanismus
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).