Corona: Gurgeln und Nasenspray senken Viruslast

Dr. Dorothea Ranft

Gurgeln mit hypertoner Kochsalzlösung verkürzte den Verlauf einer Virusgrippe und minderte das Erkrankungsrisiko für Personen im gleichen Haushalt. Gurgeln mit hypertoner Kochsalzlösung verkürzte den Verlauf einer Virusgrippe und minderte das Erkrankungsrisiko für Personen im gleichen Haushalt. © iStock/Anna-Ok

Im Kampf gegen hochansteckende Varianten des Coronavirus werden zusätzliche Maßnahmen zum Infektionsschutz dringend benötigt – für die Bevölkerung ebenso wie für medizinisches Personal. Alte Hausmittel könnten einen wichtigen Beitrag leisten.

Antiseptisches Gurgeln und nasale Antiseptik sind zu Unrecht in Vergessenheit geraten, heißt es in einer aktuellen Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), die unter Federführung von Professor Dr. Axel­ Kramer­ von der Universität Greifswald erstellt wurde. Ein großer Teil der SARS-CoV-2-Infizierten setzt den Erreger bereits vor dem Auftreten von Symptomen frei. Umso wichtiger sind deshalb Maßnahmen, die die Viruslast an den Eintrittspforten verringern. Denn die Wahrscheinlichkeit einer Infek­tion steigt mit der Exposition. Zudem erhöht ein starker initialer Virusbefall das Risiko für einen schweren Verlauf.

Für Mundwässer auf der Basis ätherischer Öle konnte man in vitro eine komplette Inaktivierung von SARS-CoV-2 nachweisen. Auch zahlreiche weitere Inhaltsstoffe waren effektiv. Grüntee, Granatapfel- und Aroniasaft wirken ebenfalls viruzid, aber in geringerem Ausmaß.

Mundwässer im In-vitro-Test

Wirksam:
  • ätherische Öle
  • Polyvinylpyrrolidon(PVP)-Jod
  • Dequaliniumchlorid plus Benzalkoniumchlorid
  • Phenoxyethanol plus Octenidin
  • Ethanol plus Ethyllaurylarginat
  • Cetylpyridiniumchlorid
Nicht ausreichend wirksam:
  • Wasserstoffperoxid
  • Polyhexanid
  • Chlorhexidin
  • Octenidin (ohne Phenoxyethanol)

Weitere Hinweise auf einen Nutzen liefern Studien aus der praktischen Anwendung: Gurgeln mit hypertoner Kochsalzlösung (2–3 %) verkürzte den Verlauf einer Virusgrippe und minderte das Erkrankungsrisiko für Personen im gleichen Haushalt. Auch für Grüntee wurde eine Reduktion der Grippe­erkrankungen ermittelt. Im präsymptomatischen Stadium einer SARS-CoV-2-Infektion erwies sich die Rachenantiseptik ebenfalls als wirksam: 1 % PVP-Jod und eine Kombination ätherischer Öle mit Alkohol erhöhten die virale Clearance. Beim Einsatz als Nasenspray gibt es positive Daten für Carragelose. Der Rotalgenextrakt reduziert Dauer und Infektiosität von Erkältungen. Die Anwendung von ätherischen Ölen, Kochsalzlösung und Grüntee in der Mundhöhle birgt kein Langzeit­risiko, betonen die Hygieneexperten. Auch der Einsatz von PVP-Jod gilt bis zu einer Konzentration von 2,5 % und maximal fünf Monate als sicher. Octenidin hingegen kann zu Irritationen führen und wirkt zyto­toxisch. Im Dauergebrauch ist die Entstehung einer Mukositis möglich.

Gurgeln mit ätherischen Ölen, Salzlösung oder Grüntee

Für die Allgemeinbevölkerung präferiert die DGKH das Gurgeln mit Mundwasser auf der Basis ätherischer Öle. Bei Bedarf (z.B. für Kinder) können alkoholfreie Präparate genutzt werden. Als Alternative kommen Kochsalzlösung und lauwarmer Grüntee infrage. Die Wirksamkeit von Granatapfel- und Aroniasaft wurde bisher nur in vitro gezeigt.

Rezept für eine Kochsalzlösung

Für das Ansetzen einer Gurgellösung wird ein gestrichener Teelöffel Salz in 100 ml lauwarmem Wasser gelöst. Wenn möglich, sollte der Patient dreimal täglich gurgeln, mindestens aber morgens und abends (jeweils drei Minuten).

Als Nasenspray eignen sich primär Produkte auf Carragelose-Basis. Kochsalzhaltige Sprays ohne abschwellende oder konservierende Zusätze sind ebenfalls einsetzbar. Wer möchte, kann auch die selbst hergestellte Kochsalz-Gurgellösung in die Nase einziehen. Zum Schutz der Mitarbeiter im Gesundheitswesen sollten Patienten vor aerosolträchtigen Maßnahmen (z.B. beim Zahn- oder HNO-Arzt) mit 1,25 % PVP-Jod-Lösung gurgeln. Bei Kontraindikationen (z.B. Hyperthyreose, Jodallergie) dienen Mundwässer mit ätherischen Ölen als Ersatz. Besonders wichtig ist die Präexpositionsprophylaxe vor gemeinschaftlichen Aktivitäten z.B. im Altersheim, bei Familientreffen oder im Gottesdienst. Im Gesundheitswesen Beschäftigten wird empfohlen, zweimal zu gurgeln, zu Hause und am Arbeitsplatz, um unterwegs eingefangene Viren zu inaktivieren. Dafür empfiehlt die DGKH Mundwässer mit ätherischen Ölen. Es folgen in Reihenfolge der Effektstärke 1,25 % PVP-Jod, Grüntee und Kochsalzlösung. In Kindergärten und Schulen sollten Kinder und Betreuer mit Tee oder NaCl-Lösung gurgeln. Bei einer 7-Tage-Inzidenz > 50 und im Hotspot sind Produkte mit ätherischen Ölen (ohne Alkohol) und Carragelose-­Nasenspray zu bevorzugen.

PVP-Jod-Lösung als Postexpositionsprophylaxe

Nach dem Kontakt mit einem SARS-CoV-2-Infizierten raten die Krankenhaushygieniker Mitarbeitern, 7–14 Tage mehrmals täglich Rachenantiseptika auf der Basis ätherischer Öle anzuwenden. Auch eine 0,23-%-PVP-Jod-Lösung eignet sich dafür gut – allerdings nur, sofern keine Kontraindikationen bestehen. Da es in Deutschland keine entsprechenden Fertigpräparate gibt, muss die Lösung ggf. in der Apotheke hergestellt werden. Ersatzweise kann man Betaiso­dona-Mundantiseptikum verdünnen (3 ml auf 100 ml Wasser). Zusätzlich sollte ein Carragelose-Nasenspray eingesetzt werden.

Quelle: Kramer A et al. internistische praxis 2021; 63: 530-535

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Gurgeln mit hypertoner Kochsalzlösung verkürzte den Verlauf einer Virusgrippe und minderte das Erkrankungsrisiko für Personen im gleichen Haushalt. Gurgeln mit hypertoner Kochsalzlösung verkürzte den Verlauf einer Virusgrippe und minderte das Erkrankungsrisiko für Personen im gleichen Haushalt. © iStock/Anna-Ok