SARS-CoV-2 steht auf Innereien

Dr. Dorothea Ranft

Nach der COVID-Infektion ist vor den Spätfolgen. Nach der COVID-Infektion ist vor den Spätfolgen. © Michael Bihlmayer – stock.adobe.com

Die meisten COVID-Patienten leiden selbst ein halbes Jahr nach der akuten Infektion noch an Spätfolgen. Besonders häufig, aber keineswegs allein betroffen ist die Lunge. Eine gezielte Therapie sorgt für Abhilfe.

Husten und Dyspnoe sind die wichtigsten Warnsignale für eine pulmonale Beteiligung im Rahmen des Post-COVID-Syndroms. In einer Studie hatten 41 % der Patienten auch ein Vierteljahr nach Beginn der Akuterkrankung noch Symptome. Am häufigsten waren Atemprobleme (36 %), bei jedem Fünften in Verbindung mit einer reduzierten Diffusionskapazität.

Im CT wiesen rund zwei Drittel der Untersuchten pathologische Veränderungen wie bilaterale Milchglastrübungen, Retikulationen und Bronchiektasien auf. Diese hatten jedoch nicht lange Bestand: Kontrollen nach 60 und 100 Tagen ergaben eine deutliche Reduktion der Beschwerden und radiologisch erkennbaren Läsionen, schreiben Dr. Inga Jarosch und Kollegen von der Schön-Klinik Berchtesgadener Land in Schönau am Königsee. Allerdings bleibt weiter unklar, ob COVID-19 das Risiko für die Entwicklung einer pulmonalen Fibrose erhöht.

Angezeigt ist eine genauere Abklärung mittels Lungenfunktion, Kontrolle der Diffusionskapazität und bildgebender Diagnostik, wenn die pulmonalen Symptome länger als drei Monate anhalten. Hinter einem persistierenden Husten kann sich eine postinfektiös entstandene bronchiale Hyperaktivität verbergen. Betroffene können dann bei Bedarf inhalative Kortikoide erhalten.

Als weitere Manifestation des Long-COVID-Syndroms gilt die Insomnie: Nach überstandener Akut­erkrankung leidet etwa jeder dritte Patient an Schlafstörungen, die auch bei normaler Lungenfunktion auftreten können. Besonders häufig sind obstruktive Schlafapnoe und Auffälligkeiten der Traumphase. Bei Letzteren handelt sich möglicherweise um die Vorstufe einer behandlungsbedürftigen REM-Schlafverhaltensstörung, die mit einer fehlenden Erschlaffung der Muskulatur einhergeht. Die Autoren empfehlen eine gezielte Abklärung für Post-COVID-Patienten mit Fatigue-Symptomen oder subjektiv empfundenen Ein- und Durchschlafstörungen. Eine Beatmung mit automatischem positivem Druck (APAP) kann die Beschwerden binnen weniger Tage beheben oder zumindest lindern.

Viele Post-COVID-Patienten leiden nach der Akutphase auch an einer eingeschränkten körperlichen Belastbarkeit. Häufig lassen sich dafür periphere Ursachen wie Anämie, eingeschränkte Sauerstoffaufnahme und myopathische Veränderungen (z.B. durch Dekonditionierung wegen Immobilisation) eruieren. Zudem sollte eine kardiale Beeinträchtigung ausgeschlossen werden. Zur Therapie eignet sich ein gezieltes Ausdauertraining mit moderatem Beginn und langsamer stufenweiser Steigerung.

Rehamaßnahmen überzeugen in den Studienkohorten

Bei einer fortbestehenden Einschränkung nach der Akutphase empfehlen die Autoren eine pneumologische Rehabilitation – egal ob es sich um hospitalisierte Patienten handelt oder nicht. In einer prospektiven placebokontrollierten Studie steigerte bereits ein sechswöchiges ambulantes Atemtraining Lungenfunktion, Diffusionskapazität und körperliche Leistungsfähigkeit – mit entsprechend verbesserter Lebensqualität. Auch stationäre Rehabilitationsprogramme haben sich – unabhängig vom Verlauf der Akuterkrankung – als effektiv erwiesen.

Zur medikamentösen Therapie des Post-COVID-Syndroms gibt es bisher kaum gesicherte Ergebnisse. Einzelne Patienten scheinen von einer früh­zeitigen Behandlung mit systemischen Glukokortikoiden zu profitieren. Eine routinemäßige Anwendung etwa bei neu erworbener oder anhaltender interstitieller Lungenerkrankung wird bisher jedoch nicht empfohlen. Bei persistierendem Husten ist ein Therapieversuch mit einem inhalativen Steroid sinnvoll. Zusätzlich oder alternativ können auch Betamimetika und Muskarin­antagonisten eingesetzt werden.

Quelle: Jarosch I et al. Dtsch Med Wochenschr 2021; 146: 1559-1563; DOI: 10.1055/a-1578-0347

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