Schon auf frühen Stufen helfen Eos und FeNO 62

DGP-Kongress 2024 Manuela Arand

Das Therapieziel Remission ist bei Asthma bronchiale durchaus zu erreichen. Das Therapieziel Remission ist bei Asthma bronchiale durchaus zu erreichen. © sunsdesign0014 – stock.adobe.com

Modernes Asthmamanagement hat sich Remission auf die Fahne geschrieben statt nur Symptomkontrolle. Damit das gelingt, sind Biomarker unverzichtbar – nicht erst wenn Biologika ins Spiel kommen.

Als erste Leitlinie weltweit hat die deutsche Facharztleitlinie Asthma, die unter der Ägide von Prof. Dr. Marek Lommatzsch, Abteilung für Pneumologie am Universitätsklinikum Rostock, entstanden ist, im vergangenen Jahr das Therapieziel Remission formuliert.1 Andere Länder haben nachgezogen – Spanien, Italien, Japan. Remission ist ein ehrgeizigeres Ziel als Asthmakontrolle, schon vom zeitlichen Rahmen her, stellte Prof. Lommatzsch klar. Verlangt wird Symptom- und Exazerbationsfreiheit ohne systemische Steroide (OCS) bei stabiler Lungenfunktion über mindestens ein Jahr. Um von einer guten Asthmakontrolle zu sprechen, reichen nach bisherigem Verständnis schon zwei bis vier Wochen stabile Verhältnisse. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei dem neuen Konzept ist, dass die Therapie komplett ohne OCS auskommen soll, also ohne Kortison dann und wann. Um dieses Ziel zu erreichen, muss man umdenken: weg von der symptomatischen, hin zur präventiven Therapie

Es beginnt bereits bei der Bedarfsmedikation. Zwar steht das kurz wirksame Beta-2-Sympathomimetikum (SABA) noch in der Leitlinie, aber es ist ganz klar Option der letzten Wahl. Favorisiert werden antiinflammatorische Reliever, kurz AIR – Kombinationen aus einem inhalativen Steroid (ICS) und einem rasch wirksamen (fast acting) Beta-2-Sympathomimetikum (FABA). Der Unterschied zum SABA liegt darin, dass die Wirkdauer keine Rolle spielt. Das schnell und lang wirksame Formoterol fällt ebenso darunter wie das SABA Salbutamol. Leider sind in Deutschland noch keine Fixkombinationen aus ICS und SABA verfügbar, bedauerte Prof. Lommatzsch: „Wir reden aber schon mit den Herstellern, dass sie solche Präparate zur Zulassung und auf den Markt bringen sollen.“ 

In Deutschland gibt es immer noch eine „überbordende Salbutamol-Romantik“, konstatierte Prof. Lommatzsch. Das zeige sich z.B. daran, dass einer Marktanalyse von 2020/2021 zufolge selbst Patienten, die eine formoterolhaltige Fixkombination als Dauermedikation nutzen, zu einem Viertel SABA bei Bedarf erhalten. Und das, obwohl bei ihnen die empfohlene MART-Strategie umsetzbar wäre. MART steht für Maintenance and Reliever Therapy und bedeutet, dass der Patient ein und dasselbe Kombinationspräparat für Dauer- und Bedarfstherapie bekommt. Dies dient dem Ziel, in Remission zu kommen, indem man auch bei leichtem Asthma immer dann eine zusätzliche ICS-Dosis zuführt, wenn Symptome ein Aufflackern der Entzündung signalisieren. „Das Ziel Remission bedeutet, bereits beim leichten Asthma ambitioniert vorzugehen und ICS niedrig dosiert so früh wie möglich einzusetzen“, betonte Prof. Lommatzsch.

Biomarker können sich schon an dieser Stelle nützlich machen. Unabhängig vom subjektiven Empfinden des Patienten zeigen hohe Eosinophilenzahlen im Blut (> 300/µl) und hohes FeNO (> 50 ppb) an, dass ein gesteigertes Risiko für Asthmaattacken und Exazerbationen besteht. „Wenn ein Patient zu mir kommt und sagt: Es geht mir super, draußen scheint die Sonne – warum soll ich die Medikamente nehmen?, dann zeige ich ihm seine Werte und erwidere: Ja, aber Ihr Labor zeigt, dass ein Sturm aufzieht“, sagte Prof. Lommatzsch. Mit ein bisschen Glück gelingt es so, den Patienten zur Fortführung der Therapie zu bewegen. 

Abkürzungen zum Merken

AIR – Anti-Inflammatory Reliever
DMAAD – Disease-Modifying Anti-Asthmatic Drug
FABA – Fast-Acting Beta-Agonist

Bei der Interpretation der Typ-2-Biomarker ist eines wichtig zu wissen: Bei Patienten mit meist allergisch getriebenem Early-onset-Asthma sind sie reaktiv und können je nach Exposition schwanken. Beim intrinsischen Late-onset-Asthma sind sie hingegen stabil erhöht, „als hätte jemand einen Betonklotz aufs Gaspedal gelegt“. Prof. Lommatzsch brach an dieser Stelle eine Lanze für das FeNO, dessen Messung zwar immer noch nicht erstattet wird, das aber seiner Überzeugung nach zum unverzichtbaren Arsenal jeder pneumologischen Praxis gehört. Nicht jeder Asthmapatient brauche die Messung, aber sie sollte vorgehalten werden für die, die sie brauchen. FeNO liefert vielfältige Informationen: Erhöhte Werte zeigen nicht nur eine hohe entzündliche Aktivität an, sie sagen auch Exazerbationen voraus und einen beschleunigten Verlust an Lungenfunktion, wie neue Analysen ergeben haben.2 Patienten mit hohen FeNO-Werten sollte der Pneumologe daher scharf im Auge behalten.

Nach neuer Lesart zählen neben den Biologika auch die Inhalativa zu den krankheitsmodifizierenden Antiasthmatika (DMAAD), weil sie in den Verlauf eingreifen und nicht nur Symptome lindern. Spätestens ab Stufe 3 sollten die Patienten ICS/LABA in Dauertherapie erhalten, ggf. ergänzt um ein lang wirksames Anticholinergikum (LAMA). Auch hier helfen die Typ-2-Biomarker. Sind sie hoch, empfiehlt es sich, die ICS-Dosis zu steigern. Bei niedrigen bis moderaten Messwerten ist ein LAMA die bessere Wahl. „Biomarker machen uns als Pneumologen besser“, betonte Prof. Lommatzsch. „Wir brauchen Anamnese, wir brauchen Lungenfunktion, aber für eine gute Asthmatherapie brauchen wir auch Biomarker.“ 

Abschließend wagte er noch einen Blick in die Zukunft: Der Weg führt weg von Step-up-Strategien, die immer noch ein Medikament obendrauf stapeln. Die Vision ist, hin zu einer individualisierten Therapie mit der geringstmöglichen Zahl und Dosis von DMAAD, welche die Remission erhält. Gerade erst hat die SHAMAL-Studie gezeigt, dass so etwas selbst bei schwerem Asthma funktionieren kann.3 Unter Anti-IL-5 konnten neun von zehn Patienten die ICS-Dosis senken, ohne dass es mehr Exazerbationen gab. Sechs von zehn brauchten tatsächlich nur noch AIR bei Bedarf. Prof. Lommatzsch: „Wir können die inhalative Therapie unter Biologika reduzieren, sollten sie aber nicht komplett einstellen.“

Quelle: Kongressbericht 64. Kongress der DGP (Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin)

1. S2k-Leitlinie „Fachärztliche Diagnostik und Therapie von Asthma“, AWMF-Register-Nr. 020-009, www.awmf.org
2. Çolak Y et al. Thorax 2024; 79: 349-358; DOI: 10.1136/thorax-2023-220972
3. Jackson DJ et al. Lancet 2024; 403: 271-281; DOI: 10.1016/S0140-6736(23)02284-5

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