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Schon das bloße Eintauchen ins Wasser verlangt Herz und Kreislauf einiges ab
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Tauchen zu Schaden zu kommen."
Für den Aufenthalt unter Wasser hat die Evolution den Menschen nicht vorgesehen. Wenn er sich dort trotzdem tummeln will, heißt es: Luft zum Atmen mitnehmen. Sie wird über Druckminderstufen atembar gemacht.
Der Organismus muss beim Tauchen mit verschiedenen physiologischen Beanspruchungen fertig werden, erklärte Professor Dr. Kay Tetzlaff, Sportmedizin am Universitätsklinikum Tübingen. Das fängt schon an beim bloßen Eintauchen, das nicht nur der Unterwassersportler, sondern jeder Schwimmer durchläuft. Es kommt zu einem Anstieg des intrathorakalen Blutvolumens und einer erhöhten Druck-/Volumenbelastung des Herzens, die gerne unterschätzt wird. Durch vermehrte Blutfüllung des Thorax sinkt die Lungenkapazität und der Widerstand nimmt zu, d.h., es atmet sich schwerer.
Nicht einmal beim Aqua-Jogging ist man sicher
Auch die Diurese steigt. Schlimmstenfalls kann ein Immersionslungenödem entstehen, sogar beim Aqua-Jogging ist dies schon passiert! Unter Wasser führt der Tauchreflex dann zu einer Bradykardie. Auch das Atmen mit erhöhter Gasdichte und erhöhtem Gasdruck strengt dann sehr an. Deshalb wundert es nicht, dass sich unter tödlichen Tauchunfällen überdurchschnittlich häufig Patienten mit vorbestehenden kardialen Erkrankungen finden. Je körperlich und kardial fitter ein Mensch ist, desto geringer ist sein Risiko, bei diesem Sport zu Schaden zu kommen.
Ein spezielles Problem ist die Dekompressionskrankheit durch Lösen des Stickstoffs im Blut in großer Tiefe. Bei jedem Tauchgang entstehen venöse Mikrogasblasen, die normal in die Lunge kommen und abgeatmet werden. Wenn sie aber über einen Rechts-Links-Shunt, z.B. ein offenes Foramen ovale, in den arteriellen Kreislauf gelangen, können sie kleine Embolien z.B. im Gehirn oder im Herzen verursachen. Studien haben zudem gezeigt, dass die Dekompressionskrankheit bei offenem Foramen ovale häufiger auftritt. Es gab sogar eine Korrelation zur Größe des Vorhofseptum-Defekts.
Wer sollte besser über Wasser bleiben?
- eine symptomatische Herzinsuffizienz oder koronare Herzerkrankung
- eine unkontrollierte Hypertonie bzw. Hypertonie mit linksventrikulärer Hypertrophie
- Herzklappenerkrankungen, die die Belastbarkeit einschränken
- eine kürzer als 3 Monate zurückliegende Myokarditis
- eine hypertrophe Kardiomyopathie
Hobbytaucher brauchen kein Screening auf Herzfehler
Patienten mit diesem Vitium können durchaus tauchen, sollten dies aber auf sehr konservative Weise tun, z.B. mit verlängertem Sicherheitsstopp und reduzierter Aufstiegsgeschwindigkeit, um das Mikroembolierisiko zu minimieren. Das gilt vor allem, wenn ein spontaner Shunt besteht. Wer „nur“ aus Vergnügen absteigt, verzichtet vielleicht besser darauf. Das ist insbesondere dann die richtige Entscheidung, wenn schon bei konservativen Gängen eine Dekompressionserkrankung aufgetreten ist. Bei Berufstauchern empfiehlt sich der Verschluss des Foramens, ein Screening auf den Herzfehler bei Hobbysportlern braucht man nicht.Quelle: 84. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie
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