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Tauchen trotz Lungenkrankheit

Für Berufstaucher gibt es berufsgenossenschaftliche Regeln, nach denen die Tauchtauglichkeitsprüfung zu erfolgen hat. Für Hobby-taucher dagegen bestehen derzeit keine klaren Vorgaben. Dennoch: "Ohne ärztliche Bescheinigung sollte niemand tauchen, schon aus haftungs- und versicherungsrechtlichen Gründen", betonte Privatdozent Dr. Matthias Krüll aus Berlin.
Aus zwei Litern Luft werden im Nu acht
Der Taucharzt weiß, worauf es ankommt: "Es ist eben nicht einfach: Ich geh mal ins Wasser und tauche unter." Zwar sei formal jeder Arzt berechtigt, eine Tauchtauglichkeitsbescheinigung auszustellen, dennoch sollte er zumindest die Grundlagen der Tauchphysiologie kennen. Schnorcheln darf praktisch jeder, auch wenn es selbst da zu gefährlichen Situationen kommen kann – Stichwort: Tauchreflex, also die Parasympathikus-Aktivierung beim Eintauchen, die zum reflektorischen Atemstillstand führen kann.
Ganz anders sieht es bei richtigen Tauchgängen mit Pressluft aus, bei denen es bis auf 40 m unter die Wasseroberfläche gehen kann: "Eine adäquate Lungenfunktion ist hier das Nadelöhr", so Dr. Krüll. Ein spezielles Problem ist das sogenannte Air Trapping. Atmet der Taucher die eingeatmete Luft nicht richtig ab, dehnt sie sich beim Hochkommen aus: Aus den 2 l Luft in 10 m Tiefe werden im Nu 8 l. Das kann, muss aber nicht zum Problem werden.
Gar nicht tauchen dürfen Patienten mit stärkerem Emphysem (bei Druckanstieg droht Lungenruptur), isolierten Bullae, persistierender obstruktiver Ventilationsstörung oder ausgeprägter bronchialer Hyperreagibilität. Auch bei einer FEV1 und/oder FVC unter 80 % gilt: draußen bleiben! Asthma ist keine absolute Kontraindikation, solange die Erkrankung gut kontrolliert, der Patient symptomfrei ist und der Peak-flow mehr als 80 % des persönlichen Bestwerts beträgt. Dr. Krüll empfahl jedoch, in diesen Fällen die Zusammenarbeit mit einem in der Tauchmedizin erfahrenen Pneumologen zu suchen.
Pressluft ist eiskalt und furztrocken
Asthma-Patienten müssen wissen, dass Pressluft beim Dekomprimieren kalt wird. "Aus dem Schlauch kommt eiskalte und furztrockene Luft", wie es Dr. Krüll formulierte. Asthmatische Bronchien machen dann schnell dicht. Sein Tipp: Vor dem Tauchgang zwei Hub Salbutamol inhalieren – "das ist zwar nicht evidenzbasiert, aber ein gutes Back-up". Auch Patienten mit leichter COPD können mit Pressluft tauchen, wenn die Lungenfunktion nur gering beeinträchtigt ist.
Das Gleiche gilt für Patienten mit chronischer Bronchitis ohne Atemwegsobstruktion und für solche nach überstandenem Spontan-Pneumothorax, sofern dieser operativ behandelt wurde und das Thorax-CT unauffällig ist. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie hält Tauchtauglichkeit je nach Ursache des Pneu bei normaler Lungenfunktion ab zwölf Wochen nach dem Ereignis für möglich, weist aber darauf hin, dass die Patienten auch nach Operation ein erhöhtes Risiko beim Tauchen tragen.
Quelle: 58. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
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