Schritt für Schritt zum regelmäßigen Stuhlgang

Dr. Andrea Wülker

Erste Schritte bei Obstipation sind allgemeine Maßnahmen sowie die Einnahme von Flohsamenschalen und/oder Weizenkleie. Erste Schritte bei Obstipation sind allgemeine Maßnahmen sowie die Einnahme von Flohsamenschalen und/oder Weizenkleie. © SewcreamStudio – stock.adobe.com

Chronische Verstopfung ist oft einfach in den Griff zu bekommen. In manchen Fällen aber bleibt das Problem trotz Laxanzien bestehen. Dann könnten neue Medikamente oder eine vibrierende Kapsel helfen.

Einer Obstipation können unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen. Mögliche Störungen betreffen den Kolontransport, die Sekretion oder die Koordination der Stuhlentleerung. Spezielle Untersuchungsmethoden kommen jedoch oft erst zum Einsatz, wenn die Patientin oder der Patient bereits eine langjährige „Obstipationskarriere“ hinter sich hat. Das sollte sich ändern: Wenn Laxanzien nichts nützen, sollte frühzeitig eine anorektale Funktionsdiagnostik (z. B. anorektale Manometrie oder Ballon-Expulsionstest) erfolgen, schreiben Dr. Viola Andresen, Medizinicum Hamburg, und Prof. Dr. Peter Layer, Israelitisches Krankenhaus Hamburg. Gelingt der Nachweis einer Entleerungsstörung, kann gezielt und kosteneffizient eine passende Therapie eingeleitet werden.

Als erste Wahl gelten Bisacodyl und Natriumpicosulfat

Erste Schritte bei Obstipation sind allgemeine Maßnahmen (ausreichend trinken und sich bewegen, ballaststoffreich essen) sowie die Einnahme von Flohsamenschalen und/oder Weizenkleie. Eine wichtige Rolle in der Obstipationsbehandlung spielen Laxanzien. Als Mittel der ersten Wahl bei Darmtransport- und/oder Sekretionsstörungen gelten das osmotisch wirkende Macrogol sowie Bisacodyl und Natriumpicosulfat. Zu den Laxanzien der zweiten Wahl zählen Anthrachinone (wirksam, können jedoch Krämpfe und Durchfall auslösen) und Lactulose (im Vergleich zu Macrogol weniger wirksam und nicht so gut verträglich). Macrogol, Bisacodyl und Natriumpicosulfat können bedenkenlos auch langfristig eingesetzt werden, betont das Autorenteam.

Reichen klassische Abführmittel nicht aus, kann eines der neuen Obstipationsmedikamente eingesetzt werden. Prucaloprid ist ein Prokinetikum, das durch Aktivierung der Serotoninrezeptoren im Darm wirkt. Es zeigt auch bei schwerer bzw. laxanzienrefraktärer Obstipation gute Effekte und hat sich mittlerweile als Zweitlinienmedikament bei schwerer Obstipation etabliert. Linaclotid ist ein topisch wirksamer Guanylatzyklase-C-Rezeptor-Agonist, der sowohl bei chronischer Verstopfung als auch beim schweren Reizdarmsyndrom vom Obstipationstyp hilft. Allerdings kann die Substanz Durchfälle auslösen. In der EU ist Linaclotid formal ausschließlich für das Reizdarmsyndrom vom Obstipationstyp zugelassen. Es muss auf Privatrezept verordnet werden, die Kassen erstatten das Medikament in der Regel nicht.

Bei einer Opioidtherapie tritt als häufigste Nebenwirkung eine Verstopfung auf. Mit peripher wirksamen µ-Opioid-Rezeptor-Antagonisten (PAMORA), wie den oralen Wirkstoffen Naldemedin und Naloxegol, kann diese in vielen Fällen behoben werden. Stuhlentleerungsstörungen können mit Suppositorien, Klysmen, Laxanzien Biofeedback und im Einzelfall chirurgisch angegangen werden.

Ein völlig neuer Ansatz in der Obstipationstherapie ist bisher nur in den USA verfügbar: Dabei handelt es sich um eine vibrierende Kapsel, die geschluckt wird und die auf ihrem Weg durch den Gastrointestinaltrakt die Darmmotorik von innen anregen soll. Das Medizinprodukt wurde in einer randomisierten placebokontrollierten Studie untersucht und schnitt im primären Endpunkt (Anstieg der kompletten befriedigenden Stuhlentleerungen) signifikant besser ab als ein Placebo. Noch nicht vollständig geklärt sind potenzielle Risiken wie z. B. das Steckenbleiben in Divertikeln oder Stenosen.

Quelle: Andresen V, Layer P. Dtsch Med Wochenschr 2024; 149: 1324-1328; doi: 10.1055/a-2194-3285

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