Schützt Baloxavir Haushaltsmitglieder vor Influenza?

Dr. Judith Lorenz

Die Postexpositionsprophylaxe verkürzt die Dauer der Erkrankung und mildert den Erkrankungsverlauf. Die Postexpositionsprophylaxe verkürzt die Dauer der Erkrankung und mildert den Erkrankungsverlauf. © detailblick-foto – stock.adobe.com

Eltern kleiner Kinder können ein Lied davon singen, doch auch Schulkinder bringen gern einmal allerlei Viren mit nach Hause. Damit am Ende nicht die ganze Familie flachliegt, könnten Haushaltsmitglieder im Falle der Influenza A und B von einer Postexpositionsprophylaxe mit Baloxavir profitieren.

Ein wesentlicher Treiber des Infektionsgeschehens bei Influenzaausbrüchen sind enge menschliche Kontakte. Nicht selten tragen zum Beispiel schulpflichtige Kinder das Virus in die Familien hinein. Das in den USA und Japan bereits zur Behandlung unkomplizierter Influenza-A- und -B-Infektionen zugelassene Virostatikum Baloxavir verhindert in vielen Fällen die Virustransmission auf Haushaltsmitglieder, berichten Forscher um Professor Dr. Hideyuki­ Ikematsu­ von der Ricerca Clinica in Fukuoka. Der Wirkstoff hemmt die CAP-abhängige Endonuklease der Influenzaviren.

Im Rahmen einer randomisiert-kontrollierten Multicenterstudie erhielten 374 Familienangehörige von Influenza-Indexpatienten während der Influenzasaison 2018/2019 in Japan eine einmalige Postexposi­tionsprophylaxe mit Baloxavir. 96 % der Indexpatienten hatten eine Influenza A, 74 % waren jünger als zwölf Jahre. Die 375 Kontrollen bekamen ein Placebo.

Das Risiko einer Grippe sank um 86 %

Innerhalb der folgenden zehn Tage entwickelten rund 2 % der mit Baloxavir behandelten Personen, aber knapp 14 % der Kontrollen eine mittels PCR bestätigte, klinische Influenza. Dies entsprach einer signifikanten Risikoreduktion von 86 %. Das Risiko für eine Infektion unabhängig von der Symptomatik sank nach Baloxavir-Post­expositionsprophylaxe um 57 %. Die Therapie erwies sich als ähnlich gut verträglich wie Placebo und war sowohl bei Hochrisikopersonen als auch bei Kindern und nicht geimpften Personen effektiv. Zudem profitierten auch bereits infizierte Familienmitglieder von dem Verum, da sich die Dauer der Erkrankung verkürzt hatte oder häufiger mild verlief.

Einen möglichen Nachteil von Baloxavir sehen die Autoren jedoch in der Entwicklung resistenter Virusmutanten. Bei einigen Teilnehmern dieser Studiengruppe be­obachteten sie solche Varianten. Da diese Viren allerdings üblicherweise weiterhin auf Neuraminidaseinhibitoren ansprechen, sehen die Forscher bei klinischer Indikation eine Behandlungsmöglichkeit.

Entsprechend resümieren die Wissenschaftler, dass Baloxavir die Ausbreitung von Influenzaviren innerhalb von Haushalten wirksam eindämmen kann. Angesichts ihrer Ergebnisse müsse nun geprüft werden, ob dies auch für andere Gemeinschaften wie Schulen und Wohnheime gelte.

Quelle: Ikematsu H et al. N Engl J Med 2020; 383: 309-320; DOI: 10.1056/NEJMoa1915341

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