Bei welchen Grippepatienten sollte die Therapie direkt beginnen?

Dr. Alexandra Bischoff

Neuraminidasehemmer verhindern die Freisetzung von Viren aus infizierten Zellen. Neuraminidasehemmer verhindern die Freisetzung von Viren aus infizierten Zellen. © Reine – stock.adobe.com

Besteht der Verdacht auf eine Influenza-Infektion, sollte man in einigen Fällen eine antivirale Therapie starten, obwohl der Nachweis noch nicht vorliegt. Das gilt unter anderem bei Diabetes und starkem Übergewicht.

Internationale sowie nationale Fachgesellschaften empfehlen eine antivirale Therapie der Influenza in folgenden Fällen:

  • Risikopatienten (s. Kasten)
  • komplizierte oder schwer verlaufende Influenza
  • Patienten, die aufgrund der Infektion stationär aufgenommen werden

Je früher in solchen Fällen die medikamentöse Therapie einsetzt, umso besser. Ein Behandlungsbeginn innerhalb von 48 Stunden nach Einsetzen der Symptome wirkt sich sowohl günstig auf die Krankheitsdauer als auch auf mögliche Komplikationen (z.B. Pneumonien) aus, schreiben Christina Malainou und Professor Dr. Susanne Herold von der Medizinischen Klinik II des Universitätsklinikums Gießen.

Diese Faktoren erhöhen das Risiko für Komplikationen

  • Alter < 2/ > 65 Jahre
  • chronische Lungenerkrankungen
  • morbide Adipositas (BMI ≥ 40 kg/m2)
  • Diabetes mellitus
  • primäre/sekundäre Immunsuppression
  • chronische Leber- oder Niereninsuffizienz

Deshalb sollten Patienten, die zu den o.g. Gruppen gehören, bereits bei klinischem Verdacht und parallel zur Auswertung der Polymerasekettenreaktion (PCR) Virostatika erhalten. In der Regel setzt man Neuraminidasehemmer ein, die die Freisetzung der Viren aus infizierten Zellen verhindern. Die übliche Dosierung von z.B. Oseltamivir beträgt zweimal täglich 75 mg p.o. über fünf Tage. Insbesondere bei Immunsupprimierten muss jedoch die Therapie manchmal länger laufen. Patienten mit Niereninsuffizienz und Kreatininclearance < 30 ml/min bekommen einmal 75 mg Oseltamivir.

Bei schlechter Resorption 600 mg Peramivir infundieren

Falls die Betroffenen aufgrund ungenügender Resorption eine intravenöse Gabe brauchen, empfehlen die Autoren die Einmalgabe von 600 mg Peramivir i.v. Oseltamivir ist für Kinder ab dem ersten Lebensjahr, Peramivir ab zwei Jahren zugelassen.

Rimantadin und Amantadin nicht mehr empfohlen

In Zeiten hoher saisonaler Influenzaaktivität kann bei hospitalisierten Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Pneumonie zusätzlich zur Antibiose die kalkulierte Gabe von Oseltamivir sinnvoll sein. Allerdings sollte man sie bei negativem Influenza-PCR-Nachweis beenden. Als Alternative zu den Neuraminidasehemmern steht seit Kurzem der Polymerasehemmer Baloxavir für die Therapie der unkomplizierten Influenza (ab 12 Jahren) zur Verfügung. Die M2-Membranproteinhemmer Rimantadin und Amantadin werden dagegen wegen weltweit hoher Resistenzraten nicht mehr empfohlen. 

Quelle: Malainou C, Herold S. Internist 2019; 60: 1127-1135; DOI: 10.1007/s00108-019-00670-6

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Neuraminidasehemmer verhindern die Freisetzung von Viren aus infizierten Zellen. Neuraminidasehemmer verhindern die Freisetzung von Viren aus infizierten Zellen. © Reine – stock.adobe.com