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Grippe macht anfällig für Kardiomyopathien und Infarkt

Eine aktuelle Auswertung kanadischer Krankenversicherungsdaten ergab, dass das Myokardinfarktrisiko bei Patienten mit laborchemisch bestätigter Influenza in der ersten Erkrankungswoche sechsfach erhöht war.1 Das lässt sich erklären: „Influenza induziert zwei Mechanismen, die für arteriosklerotische Komplikationen wichtig sind“, erläuterte Professor Dr. Tobias Welte, Chef der Pneumologie an der Medizinischen Hochschule Hannover.
Der Entzündungsreiz verstärkt die Blutgerinnung
Zum einen kommt es zur massiven Aktivierung von Makrophagen. Diese Zellen sind koronarständig und führen im aktivierten Zustand dazu, dass die Lipidplaques in den Herzkranzgefäßen aufbrechen. Zum anderen verfügt kein anderes Virus über ein so starkes inflammatorisches Potenzial wie das Influenzavirus. Die freiwerdenden Zytokine stellen die Thrombozyten scharf und erhöhen so die Koagulabilität des Blutes.
Übrigens zeigen die kanadischen Daten, dass andere respiratorische Viren wie RSV oder Adenoviren ebenfalls das Infarktrisiko steigern, wenn auch nicht so stark, etwa um den Faktor 3. Es lohnt also in jedem Fall, Patienten mit Atemwegsinfekt im Auge zu behalten, auch wenn kein Influenzanachweis vorliegt, betonte der Kollege. Er kritisierte, dass die eigentliche Ursache für Hospitalisation und schlimmstenfalls Tod, die Influenza, meistens „untergehe“. Denn auf dem Totenschein stehe „kardiovaskuläre Komplikation“, und nicht Grippe.
Kortison bei Influenza fatal
* Moreno G et al. Intensive Care Med 2018; 44: 1470-1482
Die unbemerkte Epidemie
- 30 Milliarden Euro Zusatzkosten für Hospitalisierungen
- 1615 direkt auf die Influenza zurückgeführte Sterbefälle
- rund 25 000 „indirekte“ Todesfälle.
Akutes Linksherzversagen kaum in den Griff zu kriegen
„Jeder dritte Patient, den wir im letzten Jahr mit Influenza auf der Intensivstation behandeln mussten, hatte ein akutes Linksherzversagen“, berichtete Prof. Welte. Sie waren schwer zu therapieren, denn auch eine extrakorporale Membranoxygenierung verbesserte in vielen Fällen die Herzfunktion nicht.Bei hohem Ruhepuls unbedingt körperlich schonen
Bei Patienten mit akuter Atemwegsinfektion – nicht nur Influenza – sollten Sie unbedingt die Herzfrequenz dokumentieren, riet der Kollege. Ein deutlicher Anstieg des Ruhepulses spricht für eine kardiale Beteiligung. Dann ist körperliche Schonung angesagt inklusive Sportverbot, bis sich der Ruhepuls wieder normalisiert! „Wir wissen aus skandinavischen Daten, dass Patienten, die sich zu früh wieder belasten, hochgefährdet sind für den Sekundenherztod“, betonte der Präsident der European Respiratory Society. In Schweden, wo Orientierungsläufe Volksport sind, wird dieser als typisches Phänomen in den Wintermonaten gehäuft beobachtet.Schwangere schützen
Quellen:
1. Kwong JC et al. N Engl J Med 2018; 378: 345-353
2. Hayden FG et al. N Engl J Med 2018; 379: 913-923
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