Kardiomyopathie-Risiko korreliert mit dem BMI junger Erwachsener
Kardiomyopathien sind schleichend auf dem Vormarsch. Das könnte auch an Lebensstilfaktoren wie Ernährung und körperlicher Bewegung liegen. Mit ihrer großen Datenbankanalyse unterstützen Dr. Josefina Robertson vom medizinischen Institut der Universität Göteborg und ihre Kollegen die Vermutung, dass der Body Mass Index (BMI) bereits im Alter von 18 und 19 Jahren das spätere Kardiomyopathie-Risiko beeinflusst. Datengrundlage für die retrospektive Kohortenstudie waren die Wehrdienst-Musterungsunterlagen von 1 668 893 jungen Männern aus den Jahren 1969–2005 sowie schwedische Krankenhausregister. Mit Regressionsanalysen bewiesen die Wissenschaftler die Korrelation der BMI-Werte in jungen Jahren – adjustiert auf Störvariablen wie bereits bestehende kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes und Blutdruck – mit dem späteren Auftreten von Kardiomyopathie-Erkrankungen.
Stark Adipöse erkranken achtmal so häufig am Myokard
In den bis zu 46 Jahren Nachbeobachtungszeit (Median: 27 Jahre) erkrankten 4477 der wehrdienstfähigen Männer an einer Kardiomyopathie, davon 59 % an der dilatativen Form. 673 (15 %) entwickelten eine hypertrophe und 480 (11 %) eine alkohol- bzw. drogeninduzierte Kardiomyopathie. Das Risiko für die generell häufigere dilatative Form stieg bereits in normalen BMI Bereichen von 22,5–25 linear an (Hazard Ratio 1,38).
Bei starker Adipositas (Grad II) erhöhte sich das Risiko einer Herzmuskelerkrankung im Vergleich zu Männern, die einen BMI von unter 20 hatten, um das Achtfache. Für jeden Anstieg des Indexwertes um eine Einheit erhöhte sich das Risiko für die Dilatation um den Faktor 1,15, und für die hypertrophe bzw. alkohol-/drogeninduzierte Form um 1,09 bzw. 1,10.
Sieben von zehn Patienten mit dilatierter oder alkoholabhängiger Kardiomyopathie hatten außerdem zu irgendeinem Zeitpunkt die Diagnose Herzinsuffizienz erhalten. Diese ist keine Voraussetzung für die Entwicklung der Kardiomyopathie, betonen die Autoren. Umgekehrt wurde allerdings nur in 0,8 % der Männer ohne Kardiomyopathie eine Herzinsuffizienz diagnostiziert.
Quelle: Robertson J et al. Circulation 2019; online first