Neuer Score für Takotsubo-Patienten erlaubt frühe Risikoeinschätzung
Während des Klinikaufenthalts entwickelt etwa jeder Vierte mit Takotsubo-Syndrom potenziell lebensbedrohliche Komplikationen wie Lungenödem oder Arrhythmien. Das bestätigt auch eine aktuelle Untersuchung eines italienischen Forscherteams. In der Studie wollten die Kollegen herausfinden, welche Betroffenen besonders gefährdet sind. Zwischen 2007 und 2017 schlossen sie ca. 1000 konsekutive Takotsubo-Patienten in das sogenannte GEIST-Register ein (German and Italian Stress Cardiomyopathy). Das mittlere Alter lag bei 69,8 Jahren. Im Laufe der stationären Therapie erlitten 9,1 % einen kardiogenen Schock und 5,8 % ein Lungenödem. 6,4 % mussten intubiert werden, 4 % starben.
Männer sind anfälliger für Komplikationen
In der Analyse kristallisierten sich vier unabhängige Faktoren heraus, die das Komplikationsrisiko beeinflussten: männliches Geschlecht, neurologische Erkrankung in der Anamnese, rechtsventrikuläre Beteiligung und LV-Funktion. Anhand dieser Prädiktoren wurde ein Risikoscore entwickelt. Demnach erhalten Männer 20 Punkte, weitere 20 Punkte gibt es für eine positive neurologische Anamnese. Die Beteiligung des rechten Ventrikels bringt 30 Punkte und der Wert der linksventrikulären Ejektionsfraktion wird als Dezimalzahl abgezogen (z.B. -0,45 für eine LVEF von 45 %).
Ein Ergebnis unter 20 spricht für eine geringe Gefährdung (negative prädiktive Aussagekraft: 87 %). Über 40 besteht ein hohes Risiko und dazwischen ein intermediäres. Übertragen auf die Studienteilnehmer zeigte sich folgende Konstellation:
- < 20: 12,7 % (Komplikationsrate)
- 20–40: 23,4 %
- > 40: 58,8 %
Im 2,6-jährigen Follow-up wiesen Patienten mit entsprechenden Symptomen zudem eine höhere Mortalität auf als diejenigen mit weitgehend unauffälligem stationärem Verlauf.
Ihre „Formel“ validierten die Autoren zusätzlich an einer spanischen Kohorte. Grundsätzlich könnte der Score – ermittelt innerhalb der ersten Tage nach Aufnahme – der frühen Prognoseeinschätzung dienen. Hochrisikopatienten landen dann womöglich eher auf der Intensiv.
Quelle: Santoro F et al. JAMA Cardiol 2019; doi: 10.1001/jamacardio.2019.2597