Schilddrüsenstörungen begünstigen Broken-Heart-Syndrom
Extreme Stressereignisse können eine akute Kardiomyopathie, das sogenannte Takotsubo- oder Broken-Heart-Syndrom, auslösen. Pathogenetisch spielen bei dieser potenziell lebensbedrohlichen Herzerkrankung vermutlich hormonelle Ursachen eine Rolle.
Das Wissenschaftlerteam um Dr. Assem Aweimer von der Abteilung für Kardiologie und Angiologie am Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum fand nun heraus, dass offenbar Schilddrüsenfunktionsstörungen den Herzmuskel für Stresshormone sensibilisieren und das Auftreten eines Takotsubo-Syndroms begünstigen. Die Erkrankung ähnelt häufig klinisch, elektrokardiographisch und laborchemisch dem akuten Koronarsyndrom, berichten die Forscher. In den meisten Fällen erholt sich die linksventrikuläre Funktion wieder, schwere Verläufe sind jedoch möglich.
Die meisten Betroffenen hatten mehr freies Thyroxin im Blut
Um zu klären, welche Rolle dem Schilddrüsenstoffwechsel bei der Entstehung dieser Stress-Kardiomyopathie zukommt, bestimmte die Bochumer Arbeitsgruppe gemeinsam mit Kollegen aus Mannheim die Schilddrüsenparameter von 16 Patienten mit akutem Takotsubo-Syndrom. Die Vergleichskollektive bildeten 16 Personen mit akutem Koronarsyndrom und ebenso viele Gesunde.
Die Kranken mit der stressinduzierten Kardiomyopathie wiesen sowohl im Vergleich zu den Kontrollpersonen als auch gegenüber den Infarktpatienten höhere Konzentrationen an freiem Thyroxin (FT4) auf. Nur sechs Takotsubo-Kranke (38 %) hatten ein unauffälliges Hormonprofil. Die Mehrzahl der Betroffenen litt dagegen entweder bereits zu Beginn an einer subklinischen oder manifesten Hyperthyreose, entwickelte diese während des stationären Aufenthalts oder hatte erhöhte FT4-Konzentrationen bei normwertigem Thyrotropin. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz und systembiologischen Modellen identifizierten die Forscher zwei Takotsubo-Unterformen: Beim endokrinen Typ liegt eine Hyperthyreose vor, die zur Entwicklung der Herzkrankheit beiträgt. Die zweite Form, der sogenannte Stresstyp, ist durch einen erhöhten Sollwert der Schilddrüsenregulation gekennzeichnet, der wohl unmittelbar mit dem Stressereignis zusammenhängt.
Quelle: Aweimer A et al. J Intern Med 2020; DOI: 10.1111/joim.13189