Schwangerschaft: Valvuläre Insuffizienzen und Stenosen erfordern regelmäßige Kontrollen

Manuela Arand

Gynäkologen und Kardiologen werden künftig wohl häufiger Schwangere mit Vitium behandeln. Gynäkologen und Kardiologen werden künftig wohl häufiger Schwangere mit Vitium behandeln. © iStock.com/grinvalds

Einen Klappenfehler erkennen und korrigieren, bevor frau schwanger wird – das wäre natürlich wünschenswert. Aber auch in der Gravidität gibt es Strategien, Mutter und Kind zu schützen.

Bei jungen Frauen sind Klappenfehler zumeist rheumatischer Genese, seltener kongenital oder degenerativ bedingt. Im Zuge der Migrationsbewegungen nehmen solche Fälle zu, berichtete Professor Dr. Tanja K. Rudolph vom Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen. Gynäkologen und Kardiologen müssen also darauf gefasst sein, dass sie sich künftig häufiger um schwangere Patientinnen mit Vitium kümmern müssen.

Herzzeitvolumen nimmt um die Hälfte zu

Probleme resultieren vor allem daraus, dass das Herzzeitvolumen zwischen dem ersten und zweiten Trimenon um die Hälfte zunimmt. An stenosierten Herzklappen nimmt in der Folge der transvalvuläre Gradient um etwa 50 % zu, wodurch das Komplikationsrisiko für Mutter und Kind steigt. Wie hoch, hängt naturgemäß auch von der Klappenöffnungsfläche ab. Beispiel Mitralstenose: Ist die Klappenöffnung kleiner als 1,5 cm2, liegt das Risiko der Mutter für eine Herzinsuffizienz bei etwa 30 %, selbst wenn die Stenose vor der Schwangerschaft keinerlei Symptome verursacht hat. Es steigt auf 50 %, wenn die Klappenöffnung unter 1 cm2 beträgt.

Mit thromboembolischen Komplikationen ist vor allem dann zu rechnen, wenn die Mutter zusätzlich Vorhofflimmern hat. Dann sollte eine orale Antikoagulation erfolgen (s. Kasten). Ansonsten riet Prof. Rudolph bei symptomatischer Stenose oder einem systolischen pulmonalarteriellen Druck (PAP) über 50 mmHg zu Bewegungseinschränkung, Betablockergabe (Metoprolol oder Bisoprolol) sowie ggf. Diuretika – bitte keine Thiazide, sondern Schleifendiuretika! Mittel- bis hochgradige Stenosen sollten im spezialisierten Zentrum behandelt werden, „das ist in der Praxis nicht mehr händelbar“, so Prof. Rudolph.

Antikoagulation für Schwangere

Wenn eine schwangere Frau Gerinnungshemmer braucht, etwa weil sie Vorhofflimmern hat oder eine künstliche Herzklappe, sollte kein NOAK zum Einsatz kommen – nicht weil die Wirkstoffe besondere Gefahren bergen, sondern weil es schlicht keine Daten dazu gibt, erklärte Professor Dr. Christoph Bode von der Uni Freiburg. Aus demselben Grund kommen auch Prasugrel und Ticagrelor nicht infrage. Adäquate Humandaten gibt es zu Vitamin-K-Antagonisten, ASS, unfraktionierten und niedermolekularen Heparinen – Letztere scheinen das beste Nutzen-Risiko-Verhältnis aufzuweisen, sind also Mittel der Wahl bei Venenthrombose oder Lungenembolie. Für die OAK bei Vorhofflimmern oder nach Aortenklappenersatz empfehlen sich LMWH oder VKA, wobei im ersten Trimenon besser keine VKA gegeben werden sollten: „Embryopathien darunter kommen vor, wenn auch sehr selten und meist nicht schwerwiegend“, so Prof. Bode.

Den Klappendefekt während der Gravidität zu beheben, ist nur zu erwägen bei ausgeprägter Herzinsuffizienz der Mutter (NYHA III/IV) oder wenn der PAP trotz optimaler medikamentöser Therapie nicht unter 50 mmHg sinkt. Der Eingriff soll nach Möglichkeit als perkutane Valvuloplastie vorgenommen werden – ein chirurgischer Klappenersatz geht mit einem enorm hohen Risiko für den Fetus einher und bleibt Ultima Ratio, wenn andernfalls das Leben der Schwangeren bedroht ist. Ansonsten sind klinische und echokardiografische Kontrollen angezeigt, je nach Schweregrad monatlich oder alle zwei Monate, bei milder Stenose auch alle drei Monate sowie direkt vor der Entbindung. Diese kann meist vaginal erfolgen, nur bei schwerer Herzinsuffizienz oder ausgeprägter pulmonaler Hypertonie ist der Kaiserschnitt vorzuziehen.

Chirurgische Korrektur als Reserveverfahren

Das Management bei Aortenstenose sieht ganz ähnlich aus. Es fußt bei symptomatischer Stenose ebenfalls auf Aktivitätseinschränkung, Betablocker und Diuretika. Die Ballonvalvuloplastie ist Strategie der Wahl bei persistierender Symptomatik, die chirurgische Korrektur bleibt wegen des hohen fetalen Risikos Reserveverfahren. Ob die TAVI eine Option darstellt, bleibt zu klären. Entbindung bei Insuffizienz möglichst vaginal Klappeninsuffizienzen werden von der Schwangeren in der Regel besser toleriert als Stenosen, erklärte Prof. Rudolph. Auch hier besteht das Management vor allem aus regelmäßigen Kontrollen, Aktivitätseinschränkung und Medikation mit Betablockern/Diuretika, sofern Symptome bestehen. Die Entbindung sollte möglichst vaginal unter epiduraler Anästhesie erfolgen.

Quelle: Kongressbericht, Deutsche Gesellschaft für Kardiologie Herztage 2018

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