Sechs Regeln zur Impftechnik – von der Aspiration bis hin zu Tattoos am Oberarm

Elisa Sophia Breuer

Wie impfen bei Tattoos? Wie impfen bei Tattoos? © fotolia/auremar

Sie wollen gerade die Spritze zur Impfung ansetzen, als sie festellen, dass ein Tattoo die Deltaregion Ihres Patienten ziert. Kein Grund zu zögern, meint ein Reisemediziner und hat neben diesem noch fünf weitere Tipps zur Vakzinierung parat.

Impfen scheint gar nicht so einfach zu sein – immer wieder treten unerwartete Fragen auf, so die Erfahrung von Professor Dr. Tomas Jelinek vom Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin. Selbst bei vermeintlichem Basiswissen zu Desinfektion und Aspiration geraten einige Kollegen ins Stocken. Für den Experten Grund genug, ein paar Dinge klarzustellen:

1. Eine Aspiration kann man sich sparen

Die Verwendung einer dünnen Nadel macht die Aspiration vor der Injektion überflüssig, erklärte der Experte. Auch wenn ein kleines Blutgefäß perforiert wird und dadurch größere Mengen des Impfstoffs i.v. in den Kreislauf gelangen, sei das i.d.R. kein Problem.

2. Desinfektion – nur ein Ritual

Vor der Injektion muss man eigentlich nicht desinfizieren. „Ich tue es. Aber schlicht und ergreifend, weil das ein Ritual ist, das die Patienten erwarten“, sagte Prof. Jelinek. Sterile Impfstoffe hätten noch nie einen Impfabzess ausgelöst. Vielmehr kann das Desinfektionsmittel – falls es nicht gründlich abgewischt wird – Schaden anrichten, indem es bei-speilsweise das Antigen zersetzt.

3. Tattoos sind kein Hindernis

Auch an Stellen mit Tätowierungen lässt sich problemlos ein Vakzin spritzen. „Manchmal hat man zwar Hemmungen, so eine Meerjungfrau anzupicken, aber das geht natürlich“, sagte der Referent mit einem Schmunzeln.

Mehr Infos in Pink

Für umfassende Informationen rund ums Thema Impfen legte Prof. Jelinek Kollegen das Pink Book von den US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention ans Herz (in englischer Sprache): https://www.cdc.gov/vaccines/pubs/pinkbook/index.html

4. I.m.-Injektion trotz Gerinnungshemmung

Patienten unter Faktor-Xa-Hemmern impft der Reisemediziner intramuskulär mit einer dünnen Nadel. Wer Off-label die s.c.-Variante wählt, riskiert im Vergleich mehr Nebenwirkungen bei Impfstoffen mit Aluminiumadjuvans.

5. Bei Bedarf auf Hühnereiweißallergie testen

Nur selten liegt eine klinisch relevante Hühnereiweißallergie vor. Bei begründetem Verdacht sollten Kollegen aber beispielsweise vor der Gelbfieber-Immunisierung al-lergologisch testen. Prof. Jelineks empfiehlt ein pragmatisches Vorgehen: 0,1 ml intradermal spritzen, zwei Stunden warten, danach die Injektionsstelle begutachten. Kam es zu keiner Lokalreaktion, bestellt der Experte den Patienten für den nächsten Tag erneut ein. Fehlen weiterhin Auffälligkeiten, kann die Impfung erfolgen.

6. Kombination von Impfstoffen erhöht die Immunantwort

Mehrere Immunisierungen, wie es z.B. vor Reisen häufig der Fall ist, sollten am selben Tag verab-reicht werden. Laut dem Referenten treten dann insgesamt weniger Nebenwirkungen auf und die Immunantwort verstärkt sich. Dieses Vorgehen kann auch bei bisherigen Non-Respondern Ergebnisse erzielen. Eine Injektion in den selben Arm – am besten im Abstand von etwa 2,5 cm – hat sich bewährt, um potenzielle Schmerzen lokal zu begrenzen.

Quelle: 123. Kongress der Deutschen Gesell- schaft für Innere Medizin 

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