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Smartphones: mal Störenfried, mal Heilsbringer

Schlafmediziner sehen Smartphones mit gemischten Gefühlen. Einerseits weiß man, dass spätes Daddeln den Schlaf nicht eben fördert. Andererseits könnten "Schlaf-Apps" bei Diagnostik und Therapie von Schlafstörungen vielleicht sogar helfen.
Wer bis kurz vorm Schlafengehen auf den Handy- oder Computerbildschirm starrt, darf sich über eine unruhige Nacht nicht wundern. Forscher vermuten, dass das bläulich gefärbte Licht der Displays die Melatoninsekretion aus dem Tritt bringt. Insofern kann man sich schon fragen, ob es sinnvoll ist, per App das Schlafverhalten verbessern zu wollen.
Potenziell hilfreich, aber nicht wissenschaftlich validiert
Professor Dr. Elizabeth Parsons, Schlafmedizinerin an der Universität Washington, steht dem Smartphone als Schlafmesser und -helfer auch noch aus anderen Gründen skeptisch gegenüber. Sie sieht zwar einen gewissen Stellenwert des eingebauten Aktigraphen. Der kann in Kombination mit einem Pulsmesser die per Polysomnographie erhaltenen Daten um daheim gewonnene Ruheaktivitätsmuster ergänzen, wobei die Daten einigermaßen zuverlässig mit dem Schlaf-wach-Zustand korrelieren. Aktigraphen sind aber nicht in der Lage, Schlafstadien zu messen, bilden also Schlafqualität nicht ab, auch wenn die App anderes behauptet.
Vollmundige Versprechen wie "Das ganze Schlaflabor in einem Sensor" klingen für Patienten zwar gut, die gerne den Aufwand und die Unbequemlichkeiten der klinikbasierten Polysomnographie umgehen möchten. Trauen kann man ihnen aber nicht, zumal die Anbieter die dahintersteckenden Algorithmen nicht preisgeben. Zulassungsbehörden wie die amerikanische FDA haben keinen Einblick, wie die Geräte Daten erfassen und auswerten. "Jedes Software-Update verändert, wie die Daten interpretiert werden", monierte Prof. Parsons. Vergleichbarkeit sieht anders aus, von wissenschaftlicher Validierung ganz zu schweigen.
Was für die elektronischen Helfer spricht, ist, dass sie den Patienten dazu bringen, selbst etwas für seine Schlafqualität zu tun, statt sich allein auf medizinische Hilfe zu stützen, findet die Schlafmedizinerin. Stichwort: Empowerment. Außerdem mag es tatsächlich die eine oder andere App geben, die eine verhaltenstherapeutische Intervention sinnvoll unterstützen kann. Da aber nicht einmal Behörden überblicken, was sich alles auf dem Markt tummelt, ist es für den Nutzer schwer, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Die Kehrseite der Medaille liegt darin, dass schlafgestörte Patienten selbst diagnostizierte Störungen eigenmächtig mit rezeptfreien Mitteln behandeln, Diagnosen verschleppt und adäquate Therapien verspätet eingeleitet werden. Außerdem weiß niemand so genau, was mit den erhobenen Daten alles passiert.
Quelle: ATS* International Conference 2017
*American Thoracic Society
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