So stellen Sie den Bluthochdruck in der Schwangerschaft richtig ein

Dr. Dorothea Ranft

So stellen Sie den Bluthochdruck in der Schwangerschaft richtig ein So stellen Sie den Bluthochdruck in der Schwangerschaft richtig ein

Immer mehr Schwangere haben mit einer Hypertonie samt Komplikationen zu kämpfen. Eine brisante Entwicklung, die für Mutter und Kind erhebliche Gefahren birgt. Umso wichtiger ist es, dass auch Sie sich mit Diagnostik und Therapie dieser speziellen Hochdruckerkrankung auskennen.

Verantwortlich für den Anstieg sind vor allem zwei Faktoren: Zunehmend werden Frauen mit vorbestehendem Hochdruck schwanger und gleichzeitig steigt die Zahl der Graviden, die eine schwangerschaftsinduzierte Hypertonie (SIH) entwickeln. Letzteres führt man vor allem auf das höhere Alter der werdenden Mütter und Übergewicht zurück. Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen zeichnen für 20–25 % der perinatalen Mortalität verantwortlich und stehen an erster Stelle bei der Müttersterblichkeit in Europa, schreibt Professor Dr. Martin Middeke, Hypertoniezentrum München.

Tägliche Selbstmessung ist zu bevorzugen

Der mütterliche Blutdruck sollte sich während der Schwangerschaft in normalen Grenzen bewegen. Denn ein zu hoher Wert beeinträchtigt ebenso wie ein zu geringer die Gesundheit des Feten. Umso wichtiger ist deshalb die regelmäßige RR-Kontrolle, vorzugsweise durch tägliche Selbstmessung (kein Weißkitteleffekt). Allerdings muss man dabei den niedrigeren Normwert < 135/85 mmHg beachten (siehe Kasten). Die ambulante Langzeitmessung empfiehlt sich vor allem bei Verdacht auf Präeklampsie, schwerem Verlauf und Risikopatientinnen (fehlende nächtliche Absenkung des Blutdrucks?).

Etwa 5–6 % der Graviden entwickeln eine schwangerschaftsinduzierte Hypertonie (Blutdruckanstieg nach der 20. SSW). Als besondere Risikofaktoren gelten Adipositas und abnorme Gewichtszunahme. Vor allem bei begleitender Proteinurie (> 300 mg/24h) droht eine Präeklampsie. Wird diese nicht rechtzeitig erkannt, kann es zu einem eklamptischen Anfall mit Hirnödem, Lungen- und Nierenversagen kommen. Prophylaktisch sollte man bei Hypertonikerinnen die Eiweißausscheidung kontrollieren.

Zudem rät Prof. Middeke zur spezifischen Pränataldiagnostik (fetale Komplikationen, Wachstumsgeschwindigkeit). Eine SIH ohne Proteinurie bildet sich zwar meist in den ersten beiden Wochen nach der Entbindung zurück, aber viele Frauen entwickeln in der folgenden Schwangerschaft erneut eine SIH.

Therapie bei Kinderwunsch rechtzeitig umstellen

Neuere Daten zeigen, dass die medikamentöse Blutdrucksenkung in der Schwangerschaft effektiv ist. Bei leichter bis mittelschwerer Erkrankung eingesetzt, verhindert sie die Manifestation schwerer Hypertonien. Der angestrebte Zielblutdruck liegt ? 135/85 mmHg. Frauen mit präexistentem Hochdruck sollten schon vor der Schwangerschaft über geeignete und weniger geeignete Medikamente informiert und bei Kinderwunsch eventuell entsprechend umgestellt werden.

Das gilt besonders für Patientinnen mit schlecht eingestelltem Hochdruck, die sich einer Sterilitätsbehandlung unterziehen. Für die antihypertensive Medikation in der Gravidität kommen nur wenige Substanzen infrage.

Das Mittel der 1. Wahl stellt nach wie vor Methyldopa dar, das zentrale Sympatholytikum ist sicher, effektiv und gut verträglich. Die Einnahmeempfehlung lautet: zwei- bis viermal täglich 125–500 mg (Maximaldosis 2 g/Tag). Wie alle anderen Antihypertensiva in der Gravidität titriert man die Dosis einschleichend auf.

Unter den Betablockern kommt praktisch nur Metoprolol infrage (Tagesdosis 25–100 mg), zur Zurückhaltung mahnt Prof. Middeke in der Frühschwangerschaft (niedriges Geburtsgewicht?). Atenolol in hoher Dosierung (200 mg) bietet wegen Wachstumsretardierung keine Option. Einschränkungen gibt es auch bei Kalziumantagonisten: Nifedipin (20–120 mg) und Verapamil (40–120 mg/Tag) dürfen nur in retardierter Form zum Einsatz kommen (cave Kurzzeitwirkung). Die Therapie mit Dihydralazin (2–3 mal täglich 25–150 mg) scheitert oft an Nebenwirkungen (Kopfschmerz, Tachykardie).

Aufgrund neuerer Ergebnisse können Schwangere auch das Diuretikum Hydrochlorothiazid in niedriger Dosierung (12,5–50 mg) einnehmen – Ausnahme Präeklampsie, da hier bereits ein Volumenmangel besteht. Auf ACE-Hemmer und AT1-Antagonisten müssen die werdenden Mütter wegen potenziell teratogener Effekte verzichten. In der Stillzeit gibt es keine wesentlichen Einschränkungen, auch ACE-Hemmer sind dann beispielsweise erlaubt.

ACE-Hemmer in der Stillzeit erlaubt

Was die Allgemeinmaßnahmen betrifft, gibt es keine Beschränkung der Kochsalzzufuhr in der Schwangerschaft. Schließlich brauchen die Frauen das Salz möglicherweise für den Aufbau eines adäquaten Blutvolumens. Außerdem sollten sich Patientinnen mit SIH körperlich bewegen. Bei erhöhtem Präeklampsie-Risiko wird die regelmäßige Einnahme von 100 mg ASS sowie 300 mg Magnesium empfohlen. 


Quelle: Middeke M. Dtsch Med Wochenschr 2016; 141: 1287-1294

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


So stellen Sie den Bluthochdruck in der Schwangerschaft richtig ein So stellen Sie den Bluthochdruck in der Schwangerschaft richtig ein