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Sprechen Ältere nicht auf Antidepressiva an, kann Aripiprazol als Verstärker dienen

Ein erheblicher Anteil der älteren Menschen mit einer Major Depression spricht nicht ausreichend auf die Medikation an. In solchen Fällen stellt sich die Frage, ob zusätzlich ein weiteres Präparat aus derselben oder einer anderen Wirkstoffklasse verordnet werden sollte oder ob der komplette Wechsel des Medikaments mehr Erfolg verspricht. Laut einer US-amerikanisch-kanadischen Studie steigert in diesen Fällen u.a. die Augmentation mit dem atypischen Antipsychotikum Aripiprazol den Therapieerfolg.
An der Untersuchung nahmen 619 Senioren mit einer therapieresistenten Depression teil, berichten Prof. Dr. Eric Lenze von der Washington University in St. Louis und Kollegen. Etwa ein Drittel der Teilnehmer nahm über zehn Wochen zusätzlich zur bestehenden Medikation Aripiprazol ein, ein weiteres Drittel erhielt zusätzlich den Dopamin- und Noradrenalin-Reuptake-Hemmer Bupropion und das letzte Drittel wechselte komplett auf Bupropion.
Im Hinblick auf den primären Endpunkt, das psychische Wohlbefinden, erwiesen sich die Augmentation mit Aripiprazol und mit Bupropion als ähnlich effektiv. Nur das zusätzliche Aripiprazol wirkte jedoch signifikant besser als ein Switch auf Bupropion. Eine Remission der Depression erreichten 28,9 % der Patienten in der Aripiprazol-Augmentationsgruppe, in der Bupropion-Augmentationsgruppe waren es 28,2 % und unter dem Wechsel zur Bupropion betrug die Rate 19,3 %. Unter der Augmentation mit Aripiprazol traten seltener Sturzereignisse auf als unter jener mit Bupropion.
In einer zweiten Studienphase absolvierten 248 Personen, die auf das Treatment in der ersten Phase nicht angesprochen hatten oder die für die Teilnahme an der ersten Phase nicht geeignet gewesen waren, entweder eine Lithium-Augmentation oder einen Switch auf Nortriptylin. Beide Strategien erwiesen sich als ähnlich wirksam und sicher.
Viele Menschen mit Altersdepression erhielten keine angemessene Behandlung, da die Erkrankung entweder nicht erkannt oder als Ausdruck des Alterns fehlgedeutet werde, kommentieren Prof. Dr. Gemma Lewis und Prof. Dr. Glyn Lewis vom University College London die Ergebnisse. Es sei daher gut, dass diese üblicherweise unterrepräsentierte Patientengruppe in der aktuellen Studie in den Fokus rückte. Sie geben allerdings zu bedenken, dass an der Studie tendenziell „jüngere Ältere“ – das Durchschnittsalter der Teilnehmer lag bei 69 Jahren – teilgenommen hatten und die meisten nicht an gravierenden Vorerkrankungen litten. Deshalb sei aufgrund der Daten kaum vorherzusagen, wie insbesondere sehr alte oder multimorbide Personen auf die getesteten Behandlungen ansprechen.
Quelle:
1. Lenze EJ et al. N Engl J Med 2023; DOI: 10.1056/NEJMoa2204462
2. Lewis G, Lewis G. N Engl J Med 2023; DOI: 10.1056/NEJMe2301045
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