Starke prämenstruelle Beschwerden: Was Ihrer Patientin wirklich hilft

Dr. Andrea Wülker; Foto: thinkstock, istock

Die Behandlungsoptionen beim Prämenstruellen Syndrom (PMS) und der Prämenstruellen Dysphorischen Störung (PMDS) reichen von Antidepressiva über Ovulationshemmer bis hin zu nichtpharmakologischen Maßnahmen. Doch welche Therapie ist wissenschaftlich am besten belegt?

Rund 50 bis 80 % aller Frauen leiden prämenstruell unter meist leichtgradigen Symptomen wie gedrückter Stimmung, Spannungsgefühl oder Schmerzhaftigkeit der Brust. Doch etwa 3 bis 8 % entwickeln eine ausgeprägte PMDS, schreiben Shalini Maharaj und Dr. Kennth Trevino vom University of Texas Southwes-tern Medical Center in Dallas in ihrer Übersichtsarbeit.

Die psychischen und physischen Beschwerden führen zu einer signifikanten funktionellen Beeinträchtigung – teils auch mit Selbstmordgedanken. Definitionsgemäß beschränken sich die Symptome auf die Lutealphase und bilden sich innerhalb einiger Tage nach Einsetzen der Menstruation zurück.

Wie es zur PMDS kommt, ist nicht vollständig geklärt. Die Schwankungen der Sexualhormonspiegel scheinen sich negativ auf bestimmte Neurotransmitter – insbesondere Serotonin – auszuwirken. Denn Frauen mit PMS weisen in der mittleren bis späten Lutealphase erniedrigte Serotoninspiegel im Blut auf. Und selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) zeigen in der Behandlung eine rasche Wirksamkeit. SSRI gelten daher als First-line-Therapie bei PMDS.

SSRI sind Medikamente der ersten Wahl

Ob die Antidepressiva kontinuierlich oder intermittierend während der Lutealphase verabreicht werden sollen, wird jedoch weiterhin diskutiert. Ein Cochrane-Review kam zu dem Schluss, dass der intermittierende Einsatz die körperlichen und seelischen PMDS/PMS-Symptome gleich effektiv lindert wie die kontinuierliche SSRI-Gabe. Auch die Tatsache, dass die Symptomatik über 4 bis 14 Tage besteht, unterstützt kürzere Behandlungsintervalle.

Eine Metaanalyse mit insgesamt fast 3000 Patientinnen ergab, dass sich Sertralin, Fluoxetin, Citalopram und Paroxetin in ihrer Wirksamkeit bei PMS und PMDS nicht unterscheiden. Paroxetin und Citalopram gehen jedoch mit einem gewissen Risiko für kongenitale Defekte einher und werden von den Autoren der Übersichtsarbeit als zweite Wahl eingestuft. An Nebenwirkungen können unter SSRI-Therapie u.a. Übelkeit, Müdigkeit, verminderte Libido und vermehrtes Schwitzen auftreten.

Intermittierende Gabe genauso wirksam wie Dauertherapie

Das Anxiolytikum Alprazolam ist aufgrund seiner sedierenden Wirkung nur zweite Wahl; Buspiron hat zwar weniger Nebenwirkungen, konnte in Studien aber keinen statis-tisch signifikanten Effekt erzielen. Auch bei oralen Kontrazeptiva wie Drospirenon/Ethinylestradiol (EE) liegt keine eindeutige Datenlage vor.

Hier sollte bei der Verabreichung das erhöhte Risiko für venöse Thromboembolien berücksichtigt werden. Bromocriptin hilft bei prämenstrueller Mastalgie – Cabergolin hat sich in diesem Fall als ebenso effektiv erwiesen bei vergleichsweise weniger Nebenwirkungen. Spironolacton findet in Untersuchungen zur Therapie der Mastalgie ebenfalls Unterstützung, hier sollten Sie den Kaliumspiegel im Auge behalten, um eine mögliche Hyperkaliämie rechtzeitig zu erkennen.

Spironolacton bekämpft auch den Schmerz

An Supplementen empfehlen die Review-Autoren lediglich Kalzium als Second-line-Therapie. Eine Veränderung der Kalziumregulation kann zur Entstehung eines schweren PMS beitragen. Eine Studie, an der 466 Frauen mit moderater bis schwerer PMS teilnahmen, ergab, dass die Supplementierung von 1200 mg Kalziumkarbonat täglich die Symptomatik gegenüber Placebo signifikant reduzierte.

Nicht-pharmakologische Behandlungen wie Verhaltenstherapie oder diätetische Maßnahmen finden wenig Rückhalt in der Wissenschaft. Die kognitive Verhaltenstherapie zeigte sich in einer Metaanalyse als nicht ausreichend effektiv bei PMS und PMDS. Auch Studien zu sportlicher Betätigung oder zu Ernährungsfaktoren, die bei PMDS eine Rolle spielen könnten, lieferten bislang wenig Evidenz.

Quelle: Shalini Maharaj und Kenneth Trevino, Journal of Psychiatric Practice 2015; 21:334-350; doi: 10.1097/PRA.0000000000000099

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