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STIKO-Empfehlungen bei Diabetes – Infektionsprävention in Zeiten von Corona

Menschen mit Diabetes haben eine erhöhte Infektanfälligkeit – darauf weisen infektionsepidemiologische Beobachtungsstudien hin. Dies betrifft insbesondere Atemwegs-, Harnwegs-, Haut- sowie Weichteilinfektionen nach Operationen oder Verletzungen, erinnerte Professor Dr. Fred Zepp, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsmedizin Mainz, und Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI). Daher profitierten diese Patienten besonders, wenn sie sich an die Empfehlungen der STIKO halten.
STIKO-Empfehlungen
Impfraten gering trotz Erfolg bei Infektionsprävention
Die Ursachen dieser erhöhten Infektanfälligkeit sind nur teilweise bekannt. Angesichts bislang fehlender konkreter Interventionsstrategien stellen laut Experte nach wie vor Impfungen das erfolgreichste Konzept zur Infektionsprävention dar.Gründe für Infektanfälligkeit nicht abschließend geklärt
Welche Impfungen sind bei Diabetes empfohlen?
Offenbar besteht Vermittlungs- und Motivationsbedarf, damit die Chance einer Infektionsprävention durch Impfungen nicht vertan wird, so der Experte: Grundsätzlich sollten Menschen mit Diabetes Typ 1 und Typ 2 alle von der STIKO empfohlenen Regelimpfungen erhalten. Hier hob Prof. Zepp neben der Masern- auch eine Keuchhustenimpfung besonders hervor. Neben den Routineimpfungen empfiehlt die STIKO für Patienten mit Diabetes als Indikationsimpfungen regelmäßige Immunisierungen gegen:- Pneumokokken,
- saisonale Influenza und
- seit 2019 gegen Herpes Zoster.
Wann und wie gegen Pneumokokken impfen?
Aus praktischer Sicht gibt es zur Pneumokokken-Impfung seit Längerem einen Diskurs, erläuterte Prof. Zepp: Denn seit der Zulassung der Pneumokokken-Konjugatimpfstoffe für jedes Lebensalter wird über das beste Impfkonzept für ältere Menschen beraten. Nach STIKO wird ab dem 60. Lebensjahr eine Impfung mit PPSV23 und eine Boosterimpfung nach sechs Jahren empfohlen. Reine Polysaccharid-Impfstoffe – wie PPSV23 – haben einerseits den Vorteil einer hohen Zahl von Serotypen. Andererseits erzeugen sie eine schwache immunologische Gedächtnisantwort und haben keinen Effekt auf die Kolonisierung der Schleimhäute durch Pneumokokken, so Prof. Zepp. Der konjugierte Pneumokokken-Impfstoff PCV13 induziere hingegen ein deutlich besseres immunologisches Gedächtnis. Außerdem reduzieren Konjugatimpfstoffe die Schleimhautbesiedlung im Rachenraum so effektiv, dass allein durch die Impfung von Kindern auch Erwachsene erfolgreich gegenüber den im Impfstoff enthaltenen Serotypen indirekt geschützt sind, verdeutlichte der Experte. Um die Vorteile beider Impfstoffe zu nutzen, hält Prof. Zepp hier aktuell ein sequenzielles Impfschema (PCV13 gefolgt von PPSV23 nach mindestens sechs Monaten) für eine gute Alternative. Bei der Indikationsimpfung gegen Pneumokokken werden Risikopopulationen unterschieden, u.a. Menschen mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten, chronischen Krankheiten bzw. Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes. Bis zum 16. Lebensjahr sollte laut STIKO sequenziell geimpft werden: PCV13 und nach mindestens sechs Monaten PPSV23 (PPSV23 erst ab dem Alter von zwei Jahren).Regelmäßige Impfungen durchführen
Die PPSV23-Auffrischimpfung erfolgt alle sechs Jahre. Ab dem 16. Lebensjahr empfiehlt die STIKO zwar bei chronischen Krankheiten nur die wiederholte Impfung mit PPSV23. Nach der Bewertung von Prof. Zepp sei aktuell aber auch bei dieser Konstellation ab dem Lebensalter von 16 Jahren ein sequenzielles Vorgehen anzustreben. Im Hinblick auf Influenza gehören Menschen mit Diabetes zur Hochrisikogruppe. Nach einer Influenza-Impfung entwickeln sie aber eine schützende Antikörperantwort, die sich nicht von der Impfantwort Stoffwechselgesunder unterscheidet, so Prof. Zepp. Er appellierte, dass die Impfraten unbedingt gesteigert werden sollten.Diabetes Update 2020
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