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Säuglinge wollen in unregelmäßigen Abständen gestillt werden

Stillen ist zwar vollkommen natürlich, dennoch haben viele Eltern zumindest beim ersten Kind einige Fragen. Meist verwirren Ratgeber und Informationen aus dem Internet mehr, als dass sie helfen, und enthalten nicht selten Ammenmärchen, schreiben Privatdozentin Dr. Catharina Whybra-Trümpler vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Mainz und ihre Kollegen.
Hartnäckig hält sich beispielsweise der Mythos vom regelmäßigen Stillrhythmus. Physiologisch gesehen sei das alles andere als natürlich, urteilen die Autoren. Laut einer weltweiten, multizentrischen Studie der Weltgesundheitsorganisation brauchen Babys in den ersten sechs Lebensmonaten acht- bis zwölfmal am Tag die Brust. Aber nicht regelmäßig. Säuglinge wollen tagsüber in kürzeren Abständen gefüttert werden, wenn sie nachts 5–6 Stunden schlafen.
Angst vor wenig Milchbildung meist unbegründet
Eltern lassen sich oftmals durch abendliches Quengeln verunsichern, wenn das Baby mal häufiger die Brust verlangt. Dieses „Clusterfeeding“ legt sich jedoch nach Aussage der Autoren in der Regel nach maximal vier Wochen von selbst. Ermutigen Sie Patientinnen also dazu, sich von festen Fütterungszeiten zu lösen und vermehrt nach Bedarf zu stillen.
Eine verbreitete Angst vieler Mütter sei zudem, dass die Kleinen zu wenig Milch bekommen und deshalb häufiger gefüttert werden möchten. Eine Milchbildungsstörung mit nachfolgender Gedeihstörung der Kinder ist jedoch selten, schreiben Dr. Whybra-Trümpler und ihre Kollegen. Je öfter Kinder nach der Brust verlangen, desto mehr Muttermilch wird produziert.
Weit geöffneter Babymund schont die Brustwarzen
Ein Grund, weshalb einige Frauen vorzeitig abstillen, sei die Furcht vor wunden Mamillen. Dem lässt sich meist leicht vorbeugen, indem man den Säugling korrekt anlegt. Am besten mit weit geöffnetem Mund, damit er möglichst viel Brustgewebe fassen kann. Raten Sie den Müttern außerdem dazu, ihr Baby schon bei frühen Hungerzeichen wie Suchreaktionen, Schmatzen oder Lecken anzulegen und nicht erst, wenn es unruhig wird oder schreit.
Sorgen um die eigene Ernährung brauchen sich stillende Frauen ebenfalls nicht zu machen, so die Autoren. Lediglich der Gehalt an ungesättigten Fettsäuren (z.B. Docosahexaensäure), Spurenelementen wie Jod oder Vitaminen des B-Komplexes lassen sich dadurch beeinflussen.
Sechs Monate bis zwei Jahre stillen, gern auch länger
Die Zusammensetzung der Makronährstoffe in der Muttermilch hingegen wird nicht verändert. Außer, die Mütter sind stark untergewichtig. Die Weltgesundheitsorganisation spricht sich dafür aus, Kinder möglichst bis zum sechsten Lebensmonat voll und bis zu zwei Jahren teil zu stillen. Wer mag, kann sein Kind auch darüber hinaus noch zur Brust nehmen. Entscheiden sich Eltern bewusst für eine frühe Flaschennahrung, müssen Sie ihnen jedoch nicht davon abraten. Vielmehr raten die Autoren auch in diesen Fällen, sie mit Informationen zur Bindungsförderung und Milchersatzprodukten zu unterstützen.
Quelle: Whybra-Trümpler C et al. Monatsschr Kinderheilkd 2018; 166: 1082-1086
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