Strategien bei Rechtsherzinsuffizienz

Dr. Dorothea Ranft

Um die richtige Therapie der Rechtsherzinsuffizienz zu ermitteln, ist eine detaillierte Anamnese des individuellen Krankheitsbildes notwendig. Um die richtige Therapie der Rechtsherzinsuffizienz zu ermitteln, ist eine detaillierte Anamnese des individuellen Krankheitsbildes notwendig. © ckybe – stock.adobe.com

Die Therapie bei Rechtsherzinsuffizienz richtet sich nach der Art des Organschadens und der Geschwindigkeit, mit der die Erkrankung voranschreitet. Im Wesentlichen stehen drei Dinge an: die Optimierung der Vorlast, die Reduktion der Nachlast und die Verbesserung der Kontraktilität des Herzventrikels.

Optimierung der Vorlast

Patienten, die sich aufgrund eines plötzlichen Anstiegs der rechtsventrikulären Nachlast im kardio­genen Schock befinden, können von einer Volumensubstitution profitieren. Gleiches gilt bei einer akuten Reduktion der Kontraktilität, etwa nach einem rechtsventrikulären Infarkt. Die Volumengabe soll die Auswurf­leistung des Herzens steigern und den transpulmonalen Blutfluss verbessern. Doch nicht jeder mit akutem Rechtsherzversagen profitiert von dieser Maßnahme, schreiben­ Dr. Brian­ Houston­ von der Medical­ University of South­ Carolina in Charleston und Kollegen in einem Reviewartikel. Manchen Patienten schadet sie sogar.

Bei einem rechtsventrikulären Infarkt fällt die Reaktion auf die Volumengabe unterschiedlich aus: Patienten mit relativem Flüssigkeitsmangel haben in der Regel einen Nutzen von dieser Maßnahme, bei Personen mit normalem intravaskulärem Volumen verringert sich die Herzleistung eher.

Bei chronischer Rechtsherz­insuffizienz ist hingegen die Flüssigkeitsreduktion vorteilhaft, da die Normalisierung der Vorlast in aller Regel die Dilatation und Insuffizienz der Trikuspidalklappe verringert. Die Therapie erfolgt meist mittels intravenöser Diuretika. Eine Ultrafiltration ist nur gelegentlich erforderlich.  

Reduktion der Nachlast

Wenn die Rechtsherzinsuffizienz durch eine erhöhte Nachlast ausgelöst wird, sollte diese gemindert werden. Eine ursächliche pulmonal-­arterielle Hypertonie lässt sich medikamentös angehen, z.B. mit Kalziumantagonisten, Endothelin-­Rezeptorantagonisten und Prosta­cyclinen. Standard ist heute die Kombination der verschiedenen Wirkstoffe. Vor allem bei rechtsventrikulärer Dysfunktion ist eine deutliche Reduktion der Nachlast wichtig. 

Falls die pulmonale Hypertonie Folge einer Thromboembolie ist, kann eine pulmonale Endarteri­ektomie oder Ballonangioplastie für Abhilfe sorgen, zusätzlich zur Antikoagulation. Patienten mit akutem Rechtsherzversagen und erhöhter Nachlast verschafft die Inhalation von Vasodilatatoren wie Kalzium­antagonisten oder Prostacyclinen rasch Erleichterung. Im Fall einer therapierefraktären Insuffizienz kommt eine Lungen- oder eine Herz-Lungen-Transplantation in Betracht.

Rechtsherzinsuffizienz erkennen

  • Symptome: Dyspnoe, Völlegefühl, Beinödeme, Ödeme, Belastungsintoleranz, Erschöpfung 

  • Begleiterkrankungen: KHK, Linksherzinsuffizienz oder Klappen­erkrankung, chronische Lungenleiden, venöse Thrombosen oder Embolien, Kollagenosen, HIV-Infektion

  • soziale Anamnese: Nikotinabusus, Drogenmissbrauch, Einnahme von Appetitzüglern

  • Familienanamnese: pulmonal­arterielle Hypertonie, Linksherzinsuffizienz, plötzlicher Herztod, arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie bei nahen Verwandten

  • körperliche Untersuchung: Halsvenenstauung, Pulmonalkomponente des zweiten Herztons, Hinweis auf Trikuspidalinsuffizienz, tastbare und pulsatile Leber, hepatojugulärer Reflux, Aszites, Beinödeme

  • Laboruntersuchung: erhöhtes B-Typ natriuretisches Peptid

  • EKG: Dilatation des rechten Vorhofs und rechtsventrikuläre Hypertrophie

Direkte pulmonale Vasodilatatoren haben bei Patienten mit Lungenhochdruck infolge einer Linksherzinsuffizienz wohl keinen Effekt. Sie erzielen nicht die erforderliche Nachtlastsenkung, eventuell sind sie sogar schädlich, heißt es in dem Beitrag. In der SIOVAC-­Studie schnitt Sildenafil bei Patienten mit persistierendem Lungenhochdruck nach Korrektur einer linksseitigen Klappenerkrankung schlechter ab als Placebo, berichten Dr. Houston­ und Kollegen. 

Bei Patienten mit Linksherz­insuffizienz und fortbestehender pulmonaler Hypertonie lässt sich die rechtsventrikuläre Nachlast am ehesten durch eine optimierte leitliniengerechte Pharmakotherapie, die den Füllungsdruck in der linken Herzkammer normalisiert, senken. Häufiger Begleiter der pulmonalen Hypertonie sind schlafbedingte Atemstörungen. Deren Behandlung verringert Hypoxämie und Nachlast, möglicherweise auch die rechtsventrikuläre Ischämie. 

Steigerung der Kontraktilität

Wenn es mit der Kontraktilität hapert, sollte die Grunderkrankung behandelt und die rechtsventrikuläre Kontraktilität gesteigert werden. Nach rechtsventrikulärem Myokardinfarkt steht die umgehende Reperfusion an erster Stelle. Patienten mit entzündlichen Herzerkrankungen und rechtsseitigem Herzversagen können von einer Immunsuppression profitieren. Bis die Ursache feststeht, bessern inotrope und vasodilatatorische Medikamente die kardiale Funktion. 

Dobutamin erhöht das Schlag­volumen bei Rechtsherzinfarkt oder Lungenhochdruck. Milrinon sollte mit Vorsicht eingesetzt werden, um die übermäßige systemische Vaso­dilatation und eine zu starke Blutdrucksenkung zu vermeiden. Die Daten zum Einsatz von Digoxin bei rechtsventrikulärer Herzschwäche sind uneinheitlich. 

Patienten mit akuter Rechtsherzdekompensation und kardiogenem Schock, die auf eine Pharmako­therapie unzureichend ansprechen, hilft möglicherweise eine vorübergehende mechanische Kreislaufunterstützung. Sie soll den Blutfluss vom systemischen in den pulmonalen Kreislauf erhöhen. Bei schwerem Lungenhochdruck raten die Autoren vom Einsatz der Geräte ab, da er die Gefahr von Lungenblutungen erhöht.

Die ECMO* ist eine Option für kardial schwer entgleiste Patienten. Aber selbst die beste Therapie – ob nun medikamentös oder mechanisch – kann ein tödliches Herzversagen nicht immer verhindern. Manchen Patienten ist daher mit einer palliativen Therapie, die die Symptome bestmöglich lindert, eher geholfen.

* extracorporeal membrane oxygenation­

Quelle: Houston BA et al. N Engl J Med 2023; 388: 1111-1125; DOI: 10.1056/NEJMra2207410

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