Studie spricht für Dauertherapie mit neuem inhalativem Prostazyklinanalogon

Dr. Judith Lorenz

Im Alltag erleiden PH-ILD-Patienten mehrfach klinische Verschlechterungen. Im Alltag erleiden PH-ILD-Patienten mehrfach klinische Verschlechterungen. © iStock/ designer491

Die pulmonale Hypertonie auf der Basis einer interstitiellen Lungenerkrankung war bislang keiner Therapie zugänglich. Mit einem neuen inhalativ anwendbaren Prostazyklinanalogon wird das offensichtlich anders.

Dass die pulmonale Hypertonie bei interstitieller Lungenerkankung (PH-ILD)
auf die Behandlung mit dem inhalativen Prostacyclinanalogon Treprostinil gut anspricht, wurde in der Phase-3-Studie INCREASE bereits gezeigt. Je 163 Patienten mit PH-ILD bekamen mehrfach täglich die Substanz oder Placebo. Nach 16 Wochen zeigte sich eine signifikant verbesserte körperliche Leistungsfähigkeit in der Verumgruppe. Die Gehstrecke im Sechs-Minuten-Gehtest war im Vergleich zur Kontrollgruppe um 31 Meter länger. Zudem hatte die aktive Therapie die Zeit bis zu einem ersten Ereignis, das für eine klinische Verschlechterung sprach, hinausgezögert.

Meist bleibt es nicht bei einem Negativereignis

Im Alltag erleiden PH-ILD-Patienten mehrfach klinische Verschlechterungen. In der Primäranalyse der Studiendaten blieb dies jedoch unberücksichtigt, schreiben Prof. Dr. Steven Nathan, Inova Fairfax Hospital, Falls Church, Virginia, und Kollegen. Sie gingen daher im Rahmen einer post hoc-Analyse der Frage nach, inwiefern Treprostinil den Erkrankungsverlauf nach einer ersten Verschlechterung beeinflusst. Letztlich versuchten sie zu klären, ob die Substanz abgesetzt oder weiter angewendet werden sollte.

In den Blick nahmen die Studienautoren die folgenden für einen Progress sprechenden Ereignisse:

  • Verschlechterung im Sechs-Minuten-Gehtest um ≥ 15 %
  • Exazerbation
  • Rückgang der FVC um ≥ 10 %
  • Hospitalisation aufgrund kardiopulmonaler Komplikationen
  • Lungentransplantation
  • Tod innerhalb der viermonatigen Studienphase

In der Treprostinilgruppe hatten 89 (55 %) Teilnehmer mindestens ein solches Ereignis, in der Placebogruppe waren es 109 (67 %). Die Gesamtzahl dieser klinischen Endpunkte lag bei 147 versus 215. Nach der ersten Verschlechterung erlitten 35 (22 %) der mit Treprostinil, aber 58 (36 %) der mit Placebo Behandelten weitere den Progress definierende Ereignisse. Der Unterschied war hochsignifikant.Bezüglich der einzelnen klinischen Endpunkte inklusive der Mortalität erwies sich die Verumtherapie ebenfalls als überlegen.

Selbst wenn die PH-ILD unter Treprostinil fortschreitet, so das Fazit der Studienautoren, ist ein Fortführen der inhalativen Therapie gerechtfertigt. Prof. Dr. Jürgen Behr, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik V am LMU Klinikum München ist derselben Meinung: Mit Treprostinil bestehe nun erstmals die Chance, die Erkrankung deutlich zu lindern. Die Forschung müsse jedoch klären, ob die beeindruckenden Therapieeffekte von Dauer seien.

Quellen:

1. Nathan SD et al. Am J Respir Crit Care Med 2022; 205: 198-207;  DOI: 10.1164/rccm.202107-1766OC
2. Behr J. Am J Respir Crit Care Med 2022; 205: 144-145;  DOI: 10.1164/rccm.202110-2444ED

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Im Alltag erleiden PH-ILD-Patienten mehrfach klinische Verschlechterungen. Im Alltag erleiden PH-ILD-Patienten mehrfach klinische Verschlechterungen. © iStock/ designer491