Substanzen als Thromboseprophylaxe nach Fraktur gleichermaßen geeignet

Dr. Judith Lorenz

Eine tiefe Venenthrombose entwickelten 2,5 % der mit ASS, aber nur 1,7 % der mit NMH Behandelten. Eine tiefe Venenthrombose entwickelten 2,5 % der mit ASS, aber nur 1,7 % der mit NMH Behandelten. © SciePro – stock.adobe.com

Nach der operativen Versorgung einer Extremitäten- oder Hüft-/Beckenfraktur ist Heparin angezeigt. Statt der unangenehmen Injektionen könnte es künftig zur Thromboseprophylaxe Acetylsalicylsäure geben - hinsichtlich der Wirkung sind die beiden Substanzen offenbar gleichwertig.

Frakturen der Extremitäten und des Beckens gehen mit einem extrem hohen Risiko für venöse Thromboembolien (VTE) einher, weshalb zahlreiche klinische Leitlinien eine Prophylaxe mit niedermolekularem Heparin (NMH) empfehlen. Eine aktuelle Studie, an der sich 21 Kliniken in den USA und Kanada beteiligten, zeigt nun allerdings, dass Acetylsalicylsäure (ASS) ähnlich gut vor diesen Komplikationen schützt.

Im Rahmen der PREVENT-CLOT-Studie prüften Prof. Dr. ­Robert ­O‘Toole, Abteilung für Orthopädie am R. Adams Cowley Shock Trauma Center der Universität Maryland in Baltimore und weitere Forscher des Major Extremity Trauma Research Consortiums die Nichtunterlegenheit von ASS gegenüber NMH bei traumatologischen Patienten. An der Untersuchung nahmen 12.211 Erwachsene (62 % Männer, Durchschnittsalter 44 Jahre) mit einer operativ versorgten Arm- oder Beinfraktur bzw. Becken- oder Azetabulumfraktur teil. Etwa die Hälfte erhielt während des statio­nären Aufenthalts zweimal täglich 30 mg s.c. Enoxaparin. Die übrigen Personen nahmen zweimal täglich 81 mg ASS ein. Nach der Entlassung wurde die medikamentöse Prophylaxe im Median über 21 Tage fortgesetzt.

Im Hinblick auf die Prävention von Todesfällen erwies sich ASS gegenüber NMH als nicht unterlegen: 0,78 bzw. 0,73 % der Teilnehmer in den beiden Studienarmen starben innerhalb von 90 Tagen aufgrund jeglicher Ursache. Eine tiefe Venenthrombose entwickelten 2,5 % der mit ASS, aber nur 1,7 % der mit NMH Behandelten. Hinsichtlich Lungenembolien lagen die beiden Gruppen gleichauf, die Inzidenz betrug jeweils 1,5 %. Zu Blutungskomplikationen (13,7 vs. 14,3 %) und weiteren schweren Ereignisse kam es in beiden Studienarmen ebenfalls ähnlich häufig.

Angesichts dieser Ergebnisse müssen die Leitlinien zur VTE-Prävention in der Traumatologie umgeschrieben und um ASS als Behandlungsoption ergänzt werden, meint Prof. Dr. Matthew Costa von der Universität Oxford. ASS hat gegenüber NMH deutliche Vorteile: Das Medikament ist nicht nur kostengünstiger, sondern wird von den Patienten auch besser akzeptiert, da es nicht gespritzt werden muss, sondern oral eingenommen werden kann. Allerdings gibt er zu bedenken, dass unter ASS häufiger Thrombosen auftraten als unter Enoxaparin.

Quellen: 1. O‘Toole. N Engl J Med 2023; 388: 203-213; DOI: 10.1056/NEJMoa2205973 / 2. Costa M. N Engl J Med 2023; 388: 274-275; DOI: 10.1056/NEJMe2214045

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Eine tiefe Venenthrombose entwickelten 2,5 % der mit ASS, aber nur 1,7 % der mit NMH Behandelten. Eine tiefe Venenthrombose entwickelten 2,5 % der mit ASS, aber nur 1,7 % der mit NMH Behandelten. © SciePro – stock.adobe.com