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12-wöchige Antikoagulation bietet Präventionsvorteil ohne erhöhtes Blutungsrisiko
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Die distale tiefe Beinvenenthrombose (TVT) gilt allgemein im Vergleich zur proximalen als weniger gefährlich. Dennoch kommt es bei bis zu 22 % der unbehandelten Betroffenen zu einer Ausdehnung der Thrombose nach proximal oder zur Lungenembolie. Eine Antikoagulation wird in den internationalen Leitlinien zwar nur bei ausgeprägten Symptomen oder beim Vorliegen von Risikofaktoren empfohlen; in der Praxis erhalten allerdings die meisten Betroffenen Antikoagulanzien. Doch welcher Zeitraum ist dafür angemessen? Dieser Frage gingen Prof. Dr. Walter Ageno von der Universität Insubrien in Varese und Kollegen nach.
In die randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie waren 448 Patienten mit sonografisch bestätigter distaler TVT eingeschlossen. Alle erhielten drei Wochen lang 15 mg und anschließend weitere drei Wochen 20 mg Rivaroxaban täglich. Nach sechs Wochen hatten 402 von ihnen weder hämorrhagische noch thrombotische Komplikationen entwickelt. Diese Patienten erhielten nun randomisiert entweder für weitere sechs Wochen 20 mg Rivaroxaban pro Tag oder ein Placebo. Die Patienten waren durchschnittlich 65 Jahre alt, bei 94 % lagen Risikofaktoren vor.
Als primärer Endpunkt galt eine Rezidiv-Thromboembolie während des Follow-ups von 24 Monaten, das heißt eine Progression des Thrombus, eine erneute distale oder proximale Thrombose oder eine symptomatische oder gar fatale Lungenembolie. Dieser Endpunkt trat bei 11 % unter Rivaroxaban und 19 % unter Placebo ein (relatives Risiko, RR, 0,59). Eine erneute distale TVT entwickelte sich bei 8 % in der Interventionsgruppe vs. 15 % in der Kontrollgruppe, eine proximale Thrombose oder eine Lungenembolie bei 3 % vs. 4 %. Eine schwere Blutung im Zeitraum bis 2 Tage nach der letzten Dosis des Antikoagulans trat bei keinem Patienten auf.
Patienten mit einer distalen TVT, bei denen eine sechswöchige Antikoagulation mit Rivaroxaban problemlos verläuft, profitieren demnach von einer Fortführung der Therapie über weitere sechs Wochen, ohne dass sich das Blutungsrisiko erhöht, schlussfolgern die Autoren. Dieser Effekt gilt auch für verschiedene Subgruppen von Patienten; im Mittelpunkt steht dabei der Schutz vor einer erneuten isolierten distalen TVT.
Quelle: Ageno W et al. BMJ 2022; 379: e072623; DOI: 10.1136/bmj‑2022‑072623
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