Systemerkrankung in Sicht

Maria Weiß

Eine Skleritis betrifft in 90 % der Fälle den vorderen Augenabschnitt. Eine Skleritis betrifft in 90 % der Fälle den vorderen Augenabschnitt. © Science Photo Library / RICHARD USATINE MD

Nicht immer ist es eine entzündete Bindehaut, die das Auge rot erscheinen lässt und zu Schmerzen führt. Auch eine Skleritis kann diese Symptome verursachen. Häufiger­ als eine Infektion liegt dann eine systemische Erkrankung zugrunde.

Ein bisschen Epidemiologie zum Einstieg: Mit einer Prävalenz von 5,2 auf 100.000 Personen handelt es sich bei der Skleritis um eine seltene Erkrankung. Frauen sind mit einem Anteil von 60–74 % häufiger betroffen als Männer und der Altersgipfel liegt zwischen 40 und 60 Jahren, schreibt PD Dr. Bianka­ Sobolewska­ von der Universitätsaugenklinik Tübingen.

Als häufigste Form liegt in über 90 % der Fälle eine anteriore Skleritis vor. Es kommt zu einer livid-roten Verfärbung der tiefen skleralen Gefäße, die sich anders als bei einer Episkleritis auch nicht durch Phenylephrin-Augentropfen beseitigen lässt. Bei der nodulären Form können nicht verschiebbare livid-rötliche Knötchen hinzukommen. Bei ca. der Hälfte der Erkrankten sind beide Augen betroffen.

Charakteristischerweise strahlt der Schmerz in den Bereich des 1. Trigeminusastes aus.

Schwerste Schmerzen schon bei Kopfberührung

Die posteriore Skleritis tritt mit einem Anteil von 2–8 % deutlich seltener und meist einseitig auf. Neben dem typischen Schmerz kommt es oft auch zu Visusminderungen und Papillenödem. Mehr als die Hälfte der Betroffenen weisen zusätzlich eine anteriore Form auf. Die Komplikationsrate und der Anteil an sys­temischen Grunderkrankungen ist bei der posterioren Skleritis höher. Aus der anterioren oder posterioren Form kann sich die schwerste Ausprägung, die nekrotisierende Skleritis, entwickeln. Sie geht mit schwersten Schmerzen schon bei Kopfberührung einher. Ihr Auftreten ist auch als Komplikation einer Augenoperation möglich.

Insgesamt findet sich bei bis zu 40 % der Skleritis-Betroffenen eine begleitende systemische Grunderkrankung (s. Kasten), nach der daher immer gefahndet werden sollte. In 6–10 % der Fälle liegt eine infektiöse Genese vor. Risikofaktoren reichen von Verletzungen und Augenoperationen über lokale Radiotherapie bis hin zur Behandlung mit Mitomycin C und Immunsuppression. Häufigste Erreger sind Herpes zoster, Herpes simplex und Pseudomonas aeruginosa. In seltenen Fällen tritt die Skleritis auch im Rahmen von sys­temischen Infektionen wie Lues, Borreliose oder Tuberkulose auf. Nur sehr selten liegt eine medikamenteninduzierte Entzündung z. B. nach intravenöser Gabe von Bisphosphonaten vor.

Diese systemischen Krankheiten können mit einer Skleritis assoziiert sein:
SystemerkrankungHäufigkeit
Rheumatoide Arthritis10–20 %
Systemische Vaskulitis7–10 %
Systemischer Lupus erythematodes2–4 %
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, M. Crohn)2–5 %
Rezidivierende Polychondritis≤ 3 %
Spondylarthritiden (reaktive Arthritis, Spondylitis ankylans, Psoriasis-Arthritis)≤ 2,5 %
Sjögren-Syndrom4,5 %
Andere (Sarkoidose, Rosazea, Atopie, Gicht) 

Neben der Untersuchung durch eine Kollegin bzw. einen Kollegen aus der Augenheilkunde, bei der andere Augenerkrankungen ausgeschlossen werden können, empfiehlt sich die Bestimmung verschiedener Parameter zum Nachweis einer Systemerkrankung. Diese umfassen Entzündungs-, Nieren- und Leberwerte, rheumatologische Autoantikörper und Sarkoidose-Marker. Differenzialblutbild sowie Lues- und Borrelienserologie gehören ebenfalls zur Diagnostik. Außerdem sollte ein Tuberkulosetest und ein Röntgenthorax zum Ausschluss von Tuberkulose, Sarkoidose und Granulomatose mit Polyangitis durchgeführt werden.

Kortikoidhaltige Augentropfen kommen adjuvant in Betracht

Die Therapie der nicht-infektiösen Skleritis hängt von der Form, dem Schweregrad und der assoziierten Systemerkrankungen ab. Erste Wahl bei anteriorer Skleritis sind NSAR wie Ibuprofen, Ketoprofen, Naproxen, Diclofenac, Indometacin, Meloxicam oder Celecoxib, wobei es die jeweiligen Kontraindikationen zu beachten gilt. Adjuvant können stündlich kortikosteroidhaltige Augentropfen angewandt werden.

Bei nekrotisierender oder posteriorer Form sowie bei assoziierten Systemerkrankungen wie Vaskulitis stellt eine systemische orale Steroidtherapie (beginnend mit 1 mg/kg Prednisolon) die erste Wahl dar. Bei therapieresistenten Formen kommen auch Biologika wie die TNF-Blocker Infliximab und Adalimumab infrage. Eine infektiöse Skleritis erfordert meist eine intensive antimikrobielle Therapie mit rechtzeitigem Débridement ohne Deckung. Dadurch lässt sich die Enukleationsrate senken.

Quelle: Sobolewska B.  Z prakt Augenheilk 2024; 45: 417-427

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