TACE, TARE, Transplantation und mehr

Dr. Daniela Erhard

Erstmals haben die Autoren auch Empfehlungen zu den Karzinomen der Gallenwege und Gallenblase erarbeitet. Erstmals haben die Autoren auch Empfehlungen zu den Karzinomen der Gallenwege und Gallenblase erarbeitet. © iStock/Nerthuz

Acht Jahre hatte die Leitlinie „Diagnostik und Therapie des hepatozellulären Karzinoms“ auf dem Buckel. Nun gibtes eine neue Version. Sie umfasst zum ersten Mal auch die biliären Tumoren.

Seit der Erstauflage der S3-Leitlinie zum Leberzellkarzinom (HCC) hat sich einiges getan. Für die Systemtherapie sind viele Substanzen hinzugekommen, aber auch in den anderen Bereichen haben die Autoren zahlreiche Empfehlungen auf der Basis neuer Erkenntnisse modifiziert. Neben den neuen Medikamenten betrifft das besonders die Diagnostik, die Lebertransplantation und die zusätzlichen Interventionen im Kampf gegen den Krebs.

Diagnostik

Sah die Leitlinie zur Diagnostik des HCC bei Zirrhose bislang zwei unabhängige Bildgebungen vor, sollen verdächtige Herde größer als 1 cm nun mittels kontrastverstärktem MRT abgeklärt werden. Das sei sensitiver als die CT. Bleibt der Befund unklar oder kann keine MRT durchgeführt werden, empfiehlt sich eine triphasische CT und/oder eine kontrastmittelverstärkte Sonographie.

Führt auch dies nicht zur sicheren Diagnose, sollte man biopsieren. Eine Biopsie ist zudem in der Palliativsituation mit therapeutischer Konsequenz ratsam und wenn Patienten in klinische Studien eingeschlossen werden sollen. Obligat ist sie vor definitiven Therapien von Erkrankten ohne Zirrhose.

Ablation

Für Personen ohne Leberzirrhose sowie Zirrhosepatienten mit solitärem Herd lautet das Ziel: Den Tumor entfernen, wenn dies komplett möglich ist. Für kleinere Geschwulste unter 3 cm, die tief und zentral im Organ liegen, kann sich eine Ablation aber besser eignen. Diese soll primär thermo­ablativ erfolgen, wenn der Krebs ungünstig liegt oder die Leberfunktion eingeschränkt ist.

Studien belegen mittlerweile, dass die Mikrowellenablation dafür ebenso gut geeignet ist wie die Radiofrequenzablation. Im Fall von größeren Tumoren bis 5 cm und erhaltener Leberfunktion soll vorher eine transarterielle Chemoembolisation (TACE) durchgeführt werden – das kann den Effekt der Ablation verstärken.

Liegen keine kurativen Behandlungsoptionen für Patienten im intermediären Stadium vor, sind transarterielle Methoden allein das lokale Mittel der Wahl. Dabei sollte man die TACE mitunter mehrfach wiederholen, um eine komplette Devaskularisation zu erzielen. Nach zwei Runden gilt es, die Methode vor dem Fortsetzen im Tumorboard erneut zu bewerten. Alternativ ist auch eine Radioembolisation (TARE) möglich. Sind beide Verfahren keine Option, kann man eine Hochpräzisionsradiotherapie (SBRT) erwägen.

Transplantation

Für Patienten mit HCC bleibt die Transplantation die effektivste Option, solange das Karzinom nur die Leber betrifft. Sie ist für Personen im Stadium A gemäß Barcelona Clinic Liver Cancer (BCLC) Staging System und innerhalb der Mailand-Kriterien der bevorzugte kurative Ansatz. Zudem darf der AFP-Wert nicht mehr als 1000 ng/ml betragen, da sonst das Rezidivrisiko zu hoch ist. Jenseits dieser Grenze sollte keine Indikation zur Transplantation ohne neoadjuvante Behandlung gestellt werden. Betroffene mit HCC (BCLC A) innerhalb der Mailand-Kriterien erhalten eine Bridging-Therapie, sofern es die Leberfunktion zulässt.

Patienten, die die Mailand-Vorgaben nicht erfüllen, aber innerhalb derjenigen der UCSF* liegen, können ebenfalls ein Spenderorgan bekommen – vor allem, wenn ein Downstaging gelingt, sodass die Erkrankten die Mailand-Kriterien erreichen. Für Bridging und Down­staging kommen Lokalablation, Resektion, oder transarterielle Verfahren (TACE, TARE) infrage.

Chemotherapie

Ist das HCC schon zu weit fortgeschritten für Interventionen, kommt die systemische Behandlung ins Spiel – im Fall einer erhaltenen Leberfunktion inzwischen bevorzugt mit Atezolizumab plus Bevacizumab (A+B). Eine Systemtherapie mit einem zugelassenen TKI soll nach Progress oder bei Unverträglichkeit von A+B zum Einsatz kommen. Ist A+B kontraindiziert, kann man zunächst Lenvatinib oder Sorafenib verwenden. Nach Sorafenib empfiehlt die Leitlinie Cabozantinib, Regorafenib oder – wenn der Alpha-Fetoprotein-Wert mind. 400 ng/ml beträgt – Ramucirumab. Für Patienten im Stadium Child-Pugh B sind in Einzelfällen Sorafenib oder ein PD1-Antikörper als Systemtherapie möglich.

Input zu Gallengang und -blase

Erstmals haben die Autoren auch Empfehlungen zu den Karzinomen der Gallenwege und Gallenblase erarbeitet. Die Datenlage ist jedoch dünner als für das HCC – biliäre Karzinome sind trotz steigender Tendenz selten. Nach aktuellstem Stand erkranken hierzulande jährlich etwa 7.300 Menschen daran. Aufgrund der niedrigen Inzidenz halten die Experten eine Früherkennung allgemein nicht für sinnvoll, wohl aber für Menschen mit primär sklerosierender Cholangitis (PSC). Diese ist in westlichen Ländern ein relevanter Risikofaktor für Gallenwegs- und Gallenblasenkarzinome. Zweimal jährlich sollten PSC-Patienten zur Kontrolle – mit MRT bzw. MR-Cholangio­pankreatikographie (MRCP) und Ultraschall. Auch Personen mit Gallenblasenpolypen sollten je nach Ausmaß der Wucherung mindestens jährlich eine Ultraschallkontrolle erhalten, da mit der Größe das Malignitätsrisiko steigt. Ab 10 mm, für Personen mit PSC ab 8 mm, raten die Autoren zur Cholezystektomie. Das mehrphasische MRT – im Optimalfall mit MRCP, T1- und T2- sowie Diffusionsgewichtung – stellt die Bildgebung der Wahl für Diagnose und Staging von Gallenwegstumoren (CCA) dar. Zudem soll ein kontrastverstärktes CT von Thorax und Abdomen vorliegen. Man unterscheidet distale, perihiläre, extra- und intrahepatische CCA, wobei Letztere in small-duct- und large-duct-Typen getrennt werden. Zusätzlich soll der Tumor histologisch oder ggf. zytologisch untersucht werden, was bei beabsichtigter OP intraoperativ möglich ist, sonst aber vor der Therapie erfolgen soll.

R0-Eingriff als stärkster prognostischer Faktor

Sofern eine vollständige Resektion möglich erscheint, sollte man diese allen Patienten anbieten – auch wenn das Karzinom multifokal ist oder bereits Lymphknoten oder Gefäße infiltriert hat. Das senkt zwar die Prognose, spricht aber nicht gegen den Eingriff. Für Betroffene mit Gallenblasenkarzinom sind die Aussichten sehr schlecht und eine R0-Resektion gilt als maßgebend für das Langzeitergebnis. Im Fall von Tis- und T1a-Tumoren genügt die Cholezystektomie. Ist der Krebs fortgeschritten, empfehlen die Autoren, neben der Gallenblase auch Lebergewebe und Lymphknoten zu entnehmen. Die meisten Gallenblasenkarzinome werden allerdings zufällig im Zuge einer Cholezystektomie entdeckt. Beschränkt sich der Krebs dabei auf ein Tis oder maximal die Mukosa (T1a), betragen die Fünf-Jahres-Überlebensraten bis zu 100 %. Daher soll man in diesen inzidentellen Fällen nur nachresektieren, wenn die Gallenblase nicht komplett entfernt wurde oder sich der Tumor schon weiter ausgebreitet hat. Inoperable intrahepatische Cholangiokarzinome kann man versuchen, thermoablativ komplett zu entfernen. Im fortgeschrittenen Stadium ohne extrahepatischen Befall können ab der Zweitlinie oder als Zusatz zu einer Chemotherapie intraarterielle Verfahren zum Einsatz kommen. Liegt ein irresektables, nicht-metastasiertes perihiläres Cholangiokarzinom vor, das die Mayo-Kriterien erfüllt, kann eine Lebertransplantation unter Studienbedingungen erwogen werden. Da bis zu 80 % der Patienten nach der Tumorentfernung ein Rezidiv erleiden, sollten Ärzte eine adjuvante Systembehandlung mit Capezitabin anbieten.

Nach zwei bis drei Monaten Behandlungserfolg überprüfen

Neoadjuvant raten die Experten von einer Chemotherapie außerhalb von klinischen Studien ab. In Einzelfällen kann man aber mit einer intensivierten Chemotherapie – z.B. mit Gemcit­abin, Cisplatin und nab-Paclitaxel – versuchen, Erkrankte mit lokal fortgeschrittenem Karzinom einer sekundären Operation zuzuführen. Palliativ setzen die Autoren im Regelfall auf Gemcitabin plus Cisplatin, in der Zweitlinie bieten sich auch FOLFOX oder je nach molekularer Charakteristik des Tumors – die man bei ECOG 0–1 bestimmen sollte – u.a. Checkpoint-, FGFR-, BRAF-Inhibitoren an. Prinzipiell, so die Empfehlung, sollte man bei allen Patienten, die auf eine Systemtherapie gut ansprechen, nach zwei bis drei Monaten die Resektabilität nochmals prüfen.

* University of California San Francisco

Quelle: S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Hepatozellulären Karzinoms und biliärer Karzinome“, AWMF-Register-Nr: 032/053OL, www.awmf.org

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Erstmals haben die Autoren auch Empfehlungen zu den Karzinomen der Gallenwege und Gallenblase erarbeitet. Erstmals haben die Autoren auch Empfehlungen zu den Karzinomen der Gallenwege und Gallenblase erarbeitet. © iStock/Nerthuz