Tamoxifen ist auch vor der Menopause nicht harmlos

Lara Sommer

Das Risiko für uterine Neoplasien wird bei postmenopausalen Frauen durch Tamoxifen erhöht. Das Risiko für uterine Neoplasien wird bei postmenopausalen Frauen durch Tamoxifen erhöht. © reineg – stock.adobe.com

Tamoxifen erhöht das Risiko für Endometriumkrebs bei prämenopausalen Frauen etwa vierfach. Auch gutartige Hyperplasien der Gebärmutterschleimhaut und andere Tumoren des Uterus kommen bei Tamoxifen-behandelten Patientinnen häufiger vor. Dies ergab nun eine Studie aus Südkorea. 

Mittlerweile belegen zahlreiche Untersuchungen, dass Tamoxifen das Risiko für uterine Neoplasien und andere Erkrankungen der Gebärmutter bei postmenopausalen Frauen erhöht. Ob das auch auf diejenigen zutrifft, die vor der Menopause an einem Mammakarzinom erkranken und mit dem Rezeptormodulator behandelt werden, ist bisher weniger gut untersucht. Wissenschaftler:innen um Dr. Dr. ­Ki-Jin Ryu, Korea University Anam Hospital, Seoul, werteten die klinischen Daten von mehr als 78.000 prämenopausalen Brustkrebspatientinnen aus, um die Häufigkeit verschiedener uteriner Pathologien zu ermitteln. 44,2 % der Frauen waren mit Tamoxifen behandelt worden, der Rest hatte keine adjuvante Hormontherapie erhalten und diente als Kontrolle.

Die Inzidenz neu diagnostizierter Endometriumhyperplasien pro 1.000 Personenjahre war in der Tamoxifengruppe 6,6-fach höher als in der Vergleichspopulation. Tumoren dieses Gewebes traten 4,5-fach häufiger auf. Die Einnahme der Substanz erwies sich als unabhängiger Risikofaktor für: 

  • endometriale Polypen (HR 3,90; ­95%-KI 3,65–4,16), 
  • Hyperplasien (HR 5,56; ­95%-KI ­5,06–6,12) und 
  • Krebserkrankungen (HR 3,77; ­95%-KI ­3,04–4,66). 

Außerdem erhöhte die Behandlung die Wahrscheinlichkeit für sonstige Tumoren des Uterus (HR 2,27; ­95%-KI ­1,54–3,33). Kombiniert für alle diese Pathologien ergab sich eine Hazard Ratio von 4,20. Die Erkrankungsrate von Frauen, die Tamoxifen länger als fünf Jahre einnahmen, unterschied sich in der Studie nicht vom Risiko derjeningen, die kürzer behandelt wurden.

Risiko im Blick behalten

Die Verfasser:innen betonen, dass sich die beobachtete Inzidenz von Endometriumkrebs in tamoxifenbehandelten Personen mit der Häufigkeit deckt, die in einer anderen Studie für postmenopausale Brustkrebspatientinnen ermittelt wurde. Die Ergebnisse passten insgesamt zu Daten aus anderen asiatischen Studien, jedoch nicht zu denjenigen aus westlichen Populationen, in denen das erhöhte Risiko hauptsächlich für ältere Erkrankte gezeigt wurde. 

Die in dieser Studie ermittelte Wahrscheinlichkeit gutartiger Veränderungen sei höher als bisher beschrieben. Allerdings konnten Dr. Ryu und Kolleg:innen nicht bemessen, wie sich eine intensivere gynäkologische Versorgung der Patientinnen unter Hormontherapie gegenüber der Kontrolle auf die Dia­gnoseraten auswirkte. Sie raten, bei Tamoxifenbehandlung das Risiko uteriner Krebserkrankungen unabhängig von der Menopause im Blick zu behalten. 

Quelle:
Ryu KJ et al. JAMA Netw Open 2022; 5: e2243951; DOI: 10.1001/jamanetwork­open.2022.43951

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