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Das Puzzle fügt sich langsam zusammen

Erkrankte mit einem operablen lokal fortgeschrittenen Magenkrebs und MSI-H/dMMR* profitieren nach retrospektiven Analysen nicht von einer adjuvanten Chemotherapie mit 5-Fluorouracil und einer Platinsubstanz. Dagegen sprechen viele Adenokarzinome von Magen und gastroösophagealem Übergang (GEJ) mit MSI-H deutlich und auch über Monate anhaltend auf eine Immuntherapie an, berichtete PD Dr. Alexander Stein, niedergelassener Hämatoonkologe aus Hamburg-Eppendorf. In einer Post-hoc-Analyse dreier Studien mit Pembrolizumab zeigte sich in dieser Patient:innenpopulation eine klare Überlegenheit der Checkpointblockade gegenüber der Chemotherapie mit einer 24-Monats-OS-Rate von 71 % vs. 26 %. Eingeschlossen waren Personen mit MSI-H-Magentumoren und einem CPS-Score >1. Die Chemotherapie zusätzlich zur Checkpointblockade schien keinen nennenswerten zusätzlichen Beitrag für die Prognose zu leisten, erläuterte PD Dr. Stein.
Forschende prüften auch den neoadjuvanten Einsatz der Immuntherapie beim MSI-H-Magen-/GEJ-Karzinom. Nach drei Monaten Nivolumab kombiniert mit zwei Dosen Ipilimumab sprachen knapp 59 % der Erkrankten pathologisch komplett an (pCR). Jeder fünfte Betroffene wies aber auch mit mehr als 50 % residuellen vitalen Tumorzellen im Resektat ein ungenügendes Ansprechen auf. In Studien zum Rektum- und Kolonkrebs hingegen wiesen nach neoadjuvanter Immuntherapie fast alle Teilnehmenden weniger als 10 % Resttumor pro Tumorbett auf.
Verbesserung der pCR-Rate
Die neoadjuvante Kombination von Atezolizumab und einer modernen FLOT-Chemotherapie wurde in der DANTE-Studie unabhängig vom MSI/MMR-Status beim resektablen Magen-/GEJ-Adenokarzinom untersucht. Durch die Hinzunahme des Checkpoint-Inhibitors zur Chemotherapie verbesserte sich die pCR-Rate deutlich. Die Ergebnisse der Subgruppe mit MSI-H/dMMR waren besonders günstig, die Fallzahl allerdings sehr klein. Nur 8 % der Tumoren wiesen eine MSI-H/dMMR auf, davon exprimierten zwei Drittel PD-L1.
Zulassung für Pembrolizumab
In der Basket-Studie Keynote-158 sprachen knapp 46 % der Teilnehmenden mit MSI-H/dMMR-Magenkrebs auf Pembrolizumab an. Das mediane PFS betrug 11 Monate, der OS-Median wurde bisher nicht erreicht. Daraufhin wurde Pembrolizumab als Monotherapie neben anderen Entitäten auch für die Anwendung bei MSI-H-Magenkarzinomen nach Erstbehandlung zugelassen.
Insgesamt gebe es erst einzelne Puzzlesteine für die Therapieentscheidung bei Personen mit Magen-/GEJ-Karzinomen und MSI-H/dMMR. PD Dr. Stein empfahl, den MSI-Status gleich nach Diagnose zu testen. Er präferiere eine dem Stadium entsprechende perioperative Behandlung und plädierte dabei für eine Kombination. „Ich würde nicht auf die Chemotherapie verzichten.“ Die Hinzunahme einer neoadjuvanten Immuntherapie solle in jedem Fall evaluiert werden. Um das zu realisieren, sollten die MSI-H/dMMR-Patient:innen möglichst in Studien eingeschlossen werden. Ist dies nicht möglich, kann die Immuntherapie adjuvant genutzt werden. Der Referent schlug vor, neoadjuvant mit der Radiochemotherapie zu beginnen und Nivolumab zulassungskonform nach der Operation einzusetzen. Ein Verzicht auf die OP komme aufgrund der aktuellen Datenlage nicht infrage.
* Mikrosatelliten-Instabilität/Mismatch-Reparatur-Defizienz
Quellen:
Stein A. DKK 2022; Vortrag „Lokal fortgeschrittenes Magenkarzinom MSI-high – Standardtherapie vs. individualisiertes Vorgehen?“
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