
Tödliche Injektionen

Eine Niereninsuffizienz gilt als eine wichtige Gegenanzeige der MTX-Therapie. Doch das wird nicht immer beachtet, wie der Fall einer 88-jährigen pflegebedürftigen Patientin zeigt, über den Professor Dr. Peter Elsner, der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena, berichtet. Aufgrund einer Psoriasis vulgaris mit psoriatischer Intertrigo bekam die Frau trotz bekannter Nierenfunktionsstörung von ihrer Dermatologin MTX verschrieben.
Die geplanten Laborkontrollen sollten über die Hausärztin erfolgen, der Pflegedienst vereinbarte die erste Blutabnahme jedoch erst einige Wochen später. Zwischenzeitlich wurde der Patientin bereits die erste MTX-Injektion verabreicht, worauf sich innerhalb weniger Tage die Hautveränderungen verschlechterten und Schmerzen im Mund und Hals auftraten. Die daraufhin durch die Dermatologin veranlasste Einweisung in eine Hautklinik erfolgte erst weitere fünf Tage später. Bis dahin hatte die Patientin vom Pflegedienst eine zweite MTX-Injektion erhalten. Die Klinikaufnahme erfolgte unter dem Bild eines akuten Nierenversagens bei MTX-Intoxikation mit erosiver Stomatitis und Vulvitis sowie einer ausgeprägten Leukopenie und Thrombozytopenie. Wenige Tage später starb die Patienten an Multiorganversagen. Die MTX-Intoxikation wurde per Autopsie (u.a. multiple Schleimhautulzera im Magen-Darm-Trakt) bestätigt.
MTX-Verordnung bei Niereninsuffizienz – ein Behandlungsfehler
Bei der Patientin war MTX angesichts der Niereninsuffizienz absolut kontraindiziert, betont Prof. Elsner. Zudem erfolgten weder vor noch während der Behandlung die laut Leitlinie und Fachinformation notwendigen Laborkontrollen (u.a. Blutbild, Leberwerte, Nierenretentionsparameter, Hepatitisserologie). Bereits die orale Mukositis und die kutanen Erosionen waren Ausdruck der Überdosierung und hätten Anlass zum sofortigen Therapieabbruch geben müssen.
Mögliche Intoxikation abklären bei
- Transaminasenanstieg (3-fach über der Norm)
- Anämie
- Abfall der Leuko- oder Thrombozytenzahl im peripheren Blut (meist 7-10 Tage nach der letzten Dosis)
- Kreatininanstieg
- akuter Dyspnoe, Husten
- schweren Infektionen
- oraler Mukositis oder kutanen Erosionen
Quelle: Elsner P. Aktuelle Dermatologie 2021; 47: 372-375; DOI: 10.1055/a-1372-0824
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