Training für Patienten mit Herzinsuffizienz bessert die Lebensqualität

Dr. Vera Seifert

Die Kardio-Reha soll u.a. eine gesunde Lebensweise vermitteln. Die Kardio-Reha soll u.a. eine gesunde Lebensweise vermitteln. © DC Studio – stock.adobe.com

Auch Patienten mit Herzinsuffizienz profitieren von einer kardiologischen Rehabilitation. Trainingstherapie, psychologische Unterstützung und Schulungen verbessern nachweislich die Lebensqualität und die körperliche Belastbarkeit.

Leitlinien nationaler und internationaler Fachgesellschaften empfehlen die kardiologische Rehabilitation für Herzinsuffizienz­patienten mit hohem oder sehr hohem Evidenzgrad. Dennoch erhalten gerade einmal 10 % der Betroffenen die Gelegenheit zu einer solchen Maßnahme. Um das Defizit zu beheben, muss die Kardio-Reha fest in Herzinsuffizienz-Netzwerke integriert werden, schreibt Prof. Dr. Bernhard­ Schwaab­, Universität zu Lübeck.

Raus aus dem Krankenhaus, rein in die Rehaklinik

Was die kardiologische Rehabilitation den Betroffenen bringt, wurde in zahlreichen Studien untersucht. Eine Reduktion der Mortalität ließ sich nicht belegen, für die Klinik­einweisungen ist die Studienlage uneinheitlich. Dass die Maßnahmen körperliche Belastbarkeit und Lebensqualität bessern, ist erwiesen. Grund genug, möglichst sofort nach der Entlassung aus der Klinik mit der Reha zu beginnen, meint Prof. Schwaab­. So ließen sich die bei Herzinsuffizienz häufigen Dekompensationen und der sogenannte Drehtüreffekt mit erneuten Klinikaufnahmen vermeiden

Eine kardiologische Reha umfasst folgende Maßnahmen:

  • Optimierung der Medikation (Dosistitration)
  • Trainingstherapie
  • psychosoziale Unterstützung
  • Schulung im Umgang mit der Erkrankung
  • berufliche und soziale Wiedereingliederung
  • Förderung eines gesunden Lebensstils (Rauchstopp, Entspannung, Ernährung etc.)

Während des in der Regel vierwöchigen Aufenthalts finden mindes­tens einmal pro Woche ärztliche Visiten statt. Dabei erfolgen notwendige Kontrolluntersuchungen wie Echokardiografie, Laboranalyse und EKG. Außerdem werden die vier bei Herzinsuffizienz evidenzbasierten Medikamente – Betablocker, RAAS-Hemmer, SGLT2-Hemmer und Mineralokortikoid-Rezeptor­antagonisten – ggf. vervollständigt und in der Dosis angepasst. „Big Four in four weeks“ lautet also die Devise.

Mit der Trainingstherapie, der Basis jeder kardiologischen Rehabilitation, soll die Leistungsfähigkeit gesteigert werden. Zudem wirkt die Bewegung auf viele Betroffene antidepressiv. Bei der Wahl der Übungen berücksichtigt man individuelle Vorlieben und Belastbarkeit. Grundlage ist ein aerobes Ausdauer- oder Intervalltraining sowie – insbesondere bei muskulärer Dekonditionierung – dynamische Kraftübungen. Eine Verbesserung von Beweglichkeit, Koordination und dem Gleichgewichtssinn dient der Sturzprophylaxe. Mit der Schulung von Körperwahrnehmung und Belastungsempfinden lassen sich Über- und Fehlbelastungen vermeiden. Jeder Teilnehmer bekommt für zu Hause einen persönlichen Trainingsplan.

Intensive Vorbereitung auf beruflichen Wiedereinstieg

Individuell gestaltete psychologische Interventionen sollen helfen, Stresserleben, Ängstlichkeit und Depressivität, die bei den Patienten häufig vorkommen, abzubauen. Das Schulungsangebot betrifft nicht nur die medikamentöse Therapie und den Umgang mit der eigenen Krankheit. Wichtige Themen sind zudem die Ernährung (Flüssigkeitshaushalt, Körpergewicht, Alkohol), Rauchen und Subs­tanzmissbrauch, körperliche Aktivität, Impfungen, Autofahren, Reisen, Sexualleben und Schlafstörungen.

Schließlich ist auch die Rückkehr in den Beruf ein wichtiges Ziel der Kardio-Reha. Diese schließt daher die sozialdienstliche Beratung ein, in der es z.B. um die Beantragung von Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben, die stufenweise Wiedereingliederung oder eine Minderung der Erwerbsfähigkeit geht. Außerdem wird die Leistungsfähigkeit in Bezug auf den bisher ausgeübten Beruf und den Arbeitsmarkt allgemein beurteilt. Die berufliche Wiedereingliederung gelingt bei etwa 76 % der Patienten innerhalb von zwei Jahren, berichtet Prof. Schwaab­.

Auch hochbetagte, gebrechliche Menschen profitieren vom Aufenthalt in der Rehaklinik. Ein angepasstes, allmählich gesteigertes Training kann auch bei diesen Patienten Ausdauer und Kraft, Koordination und Flexibilität bessern. Zudem lässt sich die Sechs-Minuten-Gehstrecke verlängern und die Depressivität vermindern. Die Annahme, sehr alte Menschen würden an den Programmen sowieso nicht lange teilnehmen, ist falsch, betont der Autor. Die Adhärenz liegt mit 78 % über sechs Monate sehr hoch.

Nachsorge in wohnortnahen Herzinsuffizienzgruppen

Nach der kardiologischen Rehabilitation ist eine wohnortnahe Nachsorge sinnvoll. Hierfür bieten sich die Herzinsuffizienzgruppen an, die seit Januar 2022 von der Gesetzlichen Kranken-, Renten- und Unfallversicherung anerkannt sind. Sie eignen sich für Patienten, die für die gängigen Herzgruppen nicht belastbar genug sind. Verordnet wird über das Muster 56 der KBV. Die Kosten werden zunächst für 24 Monate übernommen, Verlängerungen sind möglich.

Quelle: Schwaab B. internistische praxis 2024; 67: 373-382

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