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Den Krebs TILten

Dass die Therapie mit tumor-infiltrierenden Lymphozyten (TIL) funktioniert, wurde unter anderem in einer Phase-2-Studie beim vorbehandelten, nicht-resezierbaren oder metastasierten Melanom demonstriert: Darin hatte knapp ein Drittel auf Lifileucel angesprochen, erinnerte PD Dr. Antonia Busse, Charité – Universitätsmedizin Berlin. Die Response vertiefte sich über die Zeit. Rund 20 % der Patient:innen lebten noch nach 48 Monaten, das mediane OS betrug 13,9 Monate. Der Ansatz schien auch bei Schleimhautmelanomen erfolgreich, die eine weniger hohe Mutationslast aufweisen. Nebenwirkungen könne man gut managen, so Dr. Busse. Die Substanz wurde bereits von der FDA zugelassen, in Deutschland wird damit 2025 gerechnet.
In einer anderen Phase-3-Studie verlängerte die TIL-Therapie das progressionsfreie Überleben von Patient:innen mit fortgeschrittenem Melanom signifikant gegenüber Ipilimumab. Das Risiko für Progression oder Tod halbierte sich, berichtete die Onkologin. Allerdings sei mit Ipilimumab gegen einen Standard getestet worden, „den wir heute so nicht mehr haben.“
Die Strategie werde mittlerweile in verschiedenen anderen Tumorentitäten geprüft. So sprachen Erkrankte mit metastasiertem NSCLC nach median zwei Vortherapien, u. a. dem Versagen einer Anti-PD(-L)1-Behandlung, zu 26,1 % an. Die Response war unabhängig vom PD-L1-Status, der Tumormutationslast und STK11-Alterationen. Die TIL werden nun in der Second-Line getestet, erläuterte Dr. Busse.
Man wisse aber auch, dass Patient:innen, die kurz vor der TIL-Gabe mit CPI behandelt wurden, schlechter laufen. Ein Grund: Die TIL lassen sich schlechter isolieren und expandieren. Dementsprechend prüfen Forschende in der Studie IOV-COM-202 Lifileucel in Kombination mit Pembrolizumab bei CPI-naiven Erkrankten mit nicht-resezierbarem oder metastasiertem Melanom. 65,2 % der 23 Teilnehmenden mit vorwiegend kutanen Melanomen sprachen an – und zwar unabhängig von der Mutationslast. Die mediane DoR wurde bisher nicht erreicht.
So funktioniert die zelluläre Therapie
Bei TIL handelt es sich um polyklonale T-Zellen, erläuterte Dr. Busse. Um sie zu gewinnen, wird ein 1,5–4 cm großes Stück des Tumors fragmentiert. Aus den Proben gewinnen Ärzt:innen dann T-Zellen, die sie zusammen mit Zytokinen expandieren und im Anschluss den Patient:innen nach einer lymphodepletierenden Chemotherapie zurück infundieren.
Neue TIL-Strategien bei Melanom
Die Ergebnisse sollen in der Phase-3-Studie TILVANCE-301 bestätigt werden. Sie umfasst geplant rund 670 Patient:innen mit nicht-vorbehandeltem, unresektablem oder metastasiertem Melanom, die randomisiert Lifileucel + Pembrolizumab oder alleiniges Pembrolizumab erhalten.
Es gebe Herausforderungen, die man angehen müsse, erklärte Dr. Busse. Dazu gehörten:
- nur ca. ein Drittel der TIL sind tumorreaktiv
- es gibt IL2-vermittelte Nebenwirkungen
- die Tumormikroumgebung ist immunsuppressiv
- die Herstellung dauert lang und findet zentral statt
Forschende versuchen nun mit verschiedenen Strategien, tumorreaktive Zellen aus den TIL anzureichern. Um die Effektivität zu steigern und Nebenwirkungen zu verringern, könne man TIL genetisch modifizieren, so die Referentin – unter anderem durch den Knock-out von PD1. Das sollte aber relativ spät im Prozess der TIL-Expansion erfolgen, um die frühe Differenzierung der T-Zellen zu erhalten. In ersten Studien zu Melanomen und Lungenkarzinomen wird dieser Ansatz nun weiterverfolgt.
Ein weiteres Produkt, OBX-115, wurde genetisch so modifiziert, dass es membrangebundenes IL15 exprimiert. Das macht die Gabe von hoch dosiertem IL2 überflüssig. Die TIL mit membrangebundenem IL15 weisen eine bessere Expansion in vivo auf. Darüber hinaus handele sich vor allem um TIL mit einem Stem-like Phänotyp, der mit einem Ansprechen assoziiert ist, erläuterte Dr. Busse.
Quelle:
Busse A. DGHO-Jahrestagung 2024; Vortrag V147
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