Typ-1-Diabetes: Honeymoon-Phase nach der Diagnose verlängern

Maria Weiß

Verschiedene Substanzen haben sich bereits in Vorstudien bewährt. Verschiedene Substanzen haben sich bereits in Vorstudien bewährt. © iStock/digicomphoto

Nach klinischer Manifesta­tion eines Autoimmundiabetes kommt es meist zu einer teilweisen Remission mit sehr niedrigem Insulinbedarf und normnahen HbA1c-Werten. Diese auch als „Honeymoon“ bezeichnete Phase zu verlängern, ist das Ziel neuer Therapieansätze.

Bereits sehr weit gediehen ist der Ansatz zur Tertiärprävention durch Gabe des Anti-CD3-Antikörpers Teplizumab, berichtete Dr. Felix Reschke vom Kinder- und Jugendkrankenhaus „Auf der Bult“ in Hannover. In mehreren Studien wurde zu verschiedenen Zeitpunkten nach der Diagnose eines Typ-1-Diabetes bereits gezeigt, dass die zeitlich befristete Gabe des Antikörpers zu einer Zunahme von C-Peptid als Maß für die endogene Insulinproduktion führt.

Aktuell läuft hierzu die PROTECT-Studie, an der auch Hannover als Studienzentrum beteiligt ist und an der insgesamt 300 Kinder teilnehmen sollen. Diese erhalten innerhalb von sechs Wochen nach der Diagnose und dann noch einmal nach sechs Monaten über jeweils zwölf Tage Teplizumab. Wenn sich der positive Effekt auch in dieser Studie bestätigt, könnte Teplizumab in Kürze das erste zugelassene nicht-antidiabetische Medikament zur Behandlung des Typ-1-Diabetes im Kindesalter sein, so die Einschätzung des Pädiaters.

Andere Substanzen befinden sich noch in früheren Forschungsstadien. So wurde in der T1GER-Studie der Einfluss des TNF-Blockers Golimumab nach frischer Manifestation des Typ-1-Diabetes bei Jugendlichen und Erwachsenen untersucht. Nach zwölfmonatiger Therapie beobachtete die Forschergruppe eine Zunahme und Verlängerung der Restfunktion des endogenen Insulins. Dies zeigte sich durch eine verbesserte klinische und metabolische Kontrolle des Dia-betes in Woche 52 – die Patienten benötigten deutlich weniger Insulin und hatten seltener Hypoglykämien. Die Wirksamkeit soll jetzt in größeren Studien bestätigt werden, sagte Dr. Reschke.

Ein altbekanntes Medikament, das den Typ-1-Diabetes ebenfalls ausbremsen könnte, ist der Kalziumkanalblocker Verapamil. Das Antihypertensivum kann die TXNIP-Expression reduzieren, die bei Typ-1-Diabetes überexprimiert ist und zur Apoptose von Betazellen beitragen kann. In einer Pilotstudie mit 24 Erwachsenen mit frisch diagnostiziertem Typ-1-Diabetes zeigte sich auch hier nach zwölf Monaten eine Erhöhung des C-Peptids ohne negative Beeinflussung von Herz-Kreislauf-Parametern. Auch hier sind größere Studien geplant.

Ein weiterer Ansatz ist die Gabe von Antithymozytenglobulin (ATG), das sich gegen eine große Anzahl von vor allem auf T-Lymphozyten exprimierten Antigenen richtet. In geringer Dosierung (2,5 mg/kg Körpergewicht) scheint laut Dr. Reschke auch hier ein positiver Effekt möglich, wie erste Pilotstudien gezeigt haben. Daneben wird zurzeit auch die Imotop-Technologie in Phase- 1/2-Studien untersucht: Diese soll autoreaktiv T-Zellen in die Apoptose treiben.

Quelle: Diabetes Herbsttagung 2020

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Verschiedene Substanzen haben sich bereits in Vorstudien bewährt. Verschiedene Substanzen haben sich bereits in Vorstudien bewährt. © iStock/digicomphoto