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Überlebensvorteil in später Therapielinie

Personen mit rezidivierendem bzw. metastasiertem Zervixkarzinom haben nach Versagen der systemischen First-line-Therapie eine ungünstige Prognose. In dieser Situation bestehe weiterhin ein hoher medical need, erläuterte Prof. Dr. Ignace Vergote, Universitätsklinik Leuven.1 Forschende prüften in der Phase-3-Studie innovaTV301 das ADC Tisotumab-Vedotin (TV) bei Erkrankten mit rezidivierendem bzw. metastasiertem Zervixkarzinom und maximal zwei vorangegangenen systemischen Behandlungen gegen eine Chemotherapie nach Wahl der Ärzt:innen. Für Letztere standen Topotecan, Vinorelbin, Gemcitabin, Irinotecan oder Pemetrexed zur Verfügung.
Die geplante Interimsanalyse ergab nach einem medianen Follow-up von 10,8 Monaten einen signifikanten und klinisch relevanten Überlebensvorteil (primärer Studienendpunkt) zugunsten des ADC. Das mediane OS betrug 11,5 Monate vs. 9,5 Monate, was einer relativen Risikoreduktion um 30 % entsprach (HR 0,70; p = 0,0038). Nach einem Jahr war noch knapp die Hälfte der Teilnehmenden im TV-Arm am Leben im Vergleich zu 35,3 % in der Kontrolle.
Zu einer ähnlichen relativen Risikoreduktion führte das ADC hinsichtlich des PFS mit median 4,2 Monaten versus 2,9 Monate (HR 0,67; p < 0,0001). Die Subgruppenanalysen bestätigten jeweils konsistente Ergebnisse. Lediglich Erkrankte, die im Rahmen der Vortherapie kein Bevacizumab erhalten hatten – etwa ein Drittel der Teilnehmenden – hatten keinen Überlebensvorteil (HR 1,00).
Die objektive Remissionsrate (ORR) lag mit 17,8 % versus 5,2 % unter TV deutlich höher als in der Kontrolle. Sechs Personen vs. keine erreichten eine komplette Remission. Die Krankheitskontrolle betrug 75,9 % vs. 58,2 % zugunsten des ADC.
Tisotumab-Vedotin
Das ADC besteht aus einem monoklonalen Antikörper, der sich gegen das Oberflächenantigen CD142 richtet, das als Gewebefaktor bekannt ist, sowie der zytotoxischen Wirksubstanz Monomethylauristatin.
Die verabreichte Dosisintensität lag im TV-Arm mit 96,1 % sehr hoch, ohne dass sich laut Prof. Vergote die Nebenwirkungsrate klinisch relevant erhöhte. Unter Chemotherapie traten mehr Nebenwirkungen von Grad 3–4-auf (45,2 % vs. 29,2 %). Zu achten sei unter TV auf okuläre Toxizitäten, periphere Neuropathien und Blutungen, die aber mehrheitlich mild bis moderat ausgeprägt waren.
Laut Prof. Vergote ist TV ein potenzieller neuer Standard für Patient:innen mit rezidivierendem oder metastasiertem Zervixkarzinom nach Versagen der First-Line-Systemtherapie. Im Fall der Zulassung konkurriere das ADC nach Versagen von Chemotherapie und Bevacizumab mit dem PD1-Inhibitor Cemiplimab, kommentierte Prof. Dr. Krishnansu S. Tewari, University of California, Irvine.2 Zu klären sei, in welchem Setting TV vorzugsweise eingesetzt werden sollte – als Monotherapie ab der zweiten Linie oder bereits first line in Kombination mit Carboplatin oder Bevacizumab analog zur innovaTV205-Studie. Derzeit ist TV in Europa für keine dieser beiden Optionen zugelassen.
Quellen:
1. Vergote I et al. ESMO Congress 2023; Abstract LBA9
2 .T ewari K. ESMO Congress 2023; Disukssion LBA8 und LBA9
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