Überlebensvorteil in später Therapielinie

ESMO 2023 Birgit-Kristin Pohlmann

Die objektive Remissionsrate (ORR) lag mit 17,8 % versus 5,2 % unter TV deutlich höher als in der Kontrolle. Die objektive Remissionsrate (ORR) lag mit 17,8 % versus 5,2 % unter TV deutlich höher als in der Kontrolle. © ytemha34 – stock.adobe.com

Die Therapie mit Tisotumab-Vedotin verringert das relative Sterberisiko von Patientinnen mit rezidivierendem bzw. metastasiertem Zervixkarzinom gegenüber einer Monochemotherapie um 30 %. Es kam dabei nicht zu vermehrten Nebenwirkungen.

Personen mit rezidivierendem bzw. metastasiertem Zervixkarzinom haben nach Versagen der systemischen First-line-Therapie eine ungünstige Prognose. In dieser Situation bestehe weiterhin ein hoher medical need, erläuterte Prof. Dr. ­Ignace ­Vergote, Universitätsklinik Leuven.1 Forschende prüften in der Phase-3-Studie ­innovaTV301 das ADC Tisotumab-Vedotin (TV) bei Erkrankten mit rezidivierendem bzw. metastasiertem Zervixkarzinom und maximal zwei vorangegangenen systemischen Behandlungen gegen eine Chemotherapie nach Wahl der Ärzt:innen. Für Letztere standen  Topotecan, Vinorelbin, Gemcitabin, Irinotecan oder Pemetrexed zur Verfügung.

Die geplante Interimsanalyse ergab nach einem medianen Follow-up von 10,8 Monaten einen signifikanten und klinisch relevanten Überlebensvorteil (primärer Studien­endpunkt) zugunsten des ADC. Das mediane OS betrug 11,5 Monate vs. 9,5 Monate, was einer relativen Risikoreduktion um 30 % entsprach (HR 0,70; p = 0,0038). Nach einem Jahr war noch knapp die Hälfte der Teilnehmenden im TV-Arm am Leben im Vergleich zu 35,3 % in der Kontrolle.

Zu einer ähnlichen relativen Risikoreduktion führte das ADC hinsichtlich des PFS mit median 4,2 Monaten versus 2,9 Monate (HR 0,67; p < 0,0001). Die Subgruppenanalysen bestätigten jeweils konsistente Ergebnisse. Lediglich Erkrankte, die im Rahmen der Vortherapie kein Bevacizumab erhalten hatten – etwa ein Drittel der Teilnehmenden – hatten keinen Überlebensvorteil (HR 1,00).

Die objektive Remissionsrate (ORR) lag mit 17,8 % versus 5,2 % unter TV deutlich höher als in der Kontrolle. Sechs Personen vs. keine erreichten eine komplette Remission. Die Krankheitskontrolle betrug 75,9 % vs. 58,2 % zugunsten des ADC.

Tisotumab-Vedotin

Das ADC besteht aus einem monoklonalen Antikörper, der sich gegen das Oberflächenantigen CD142 richtet, das als Gewebefaktor bekannt ist, sowie der zytotoxischen Wirksubstanz Mono­methylauristatin. 

Die verabreichte Dosisintensität lag im TV-Arm mit 96,1 % sehr hoch, ohne dass sich laut Prof. ­Vergote die Nebenwirkungsrate klinisch relevant erhöhte. Unter Chemotherapie traten mehr Nebenwirkungen von Grad 3–4-auf (45,2 % vs. 29,2 %). Zu achten sei unter TV auf okuläre Toxizitäten, periphere Neuropathien und Blutungen, die aber mehrheitlich mild bis moderat ausgeprägt waren.

Laut Prof. ­Vergote ist TV ein potenzieller neuer Standard für Patient:innen mit rezidivierendem oder metastasiertem Zervixkarzinom nach Versagen der First-Line-Systemtherapie. Im Fall der Zulassung konkurriere das ADC nach Versagen von Chemotherapie und Bevacizumab mit dem PD1-Inhibitor Cemiplimab, kommentierte Prof. Dr. ­Krishnansu S. ­Tewari, University of California, Irvine.2 Zu klären sei, in welchem Setting TV vorzugsweise eingesetzt werden sollte – als Monotherapie ab der zweiten Linie oder bereits first line in Kombination mit Carboplatin oder Bevacizumab analog zur ­innovaTV205-Studie. Derzeit ist TV in Europa für keine dieser beiden Optionen zugelassen.

Quellen:
1. Vergote I et al. ESMO Congress 2023; Abstract LBA9
2 .T ewari K. ESMO Congress 2023; Disukssion LBA8 und LBA9

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Die objektive Remissionsrate (ORR) lag mit 17,8 % versus 5,2 % unter TV deutlich höher als in der Kontrolle. Die objektive Remissionsrate (ORR) lag mit 17,8 % versus 5,2 % unter TV deutlich höher als in der Kontrolle. © ytemha34 – stock.adobe.com