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HPV-assoziierte Karzinome: Screening-Strategien nicht nur für Zervixkarzinome wichtig

Zervixkarzinome kommen immer seltener vor. Den Rückgang führte Dr. Cheng-I Liao, Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie, Veterans General Hospital in Kaohsiung (Taiwan), auf das routinemäßige Screening und die Einführung der HPV-Vakzine (Humane Papillomaviren) ab 2006 bei Mädchen und jungen Frauen sowie ab 2011 bei Jungen zurück. Er wies darauf hin, dass mehr als 90 % aller Zervix- und Analkarzinome mit einer HPV-Infektion assoziiert sind. Bei Plattenepithelkarzinomen von Oropharynx, Vulva, Vagina und Penis sei in bis zu 75 % der Fälle von einem Zusammenhang mit der HPV-Infektion auszugehen. Für diese Karzinome gibt es jedoch keine klaren Empfehlungen zu Screening und Impfung.
Männer waren seltener betroffen
Im Rahmen ihrer Studie analysierten Dr. Liao und Kollegen die Inzidenz HPV-assoziierter Karzinome in den USA von 2001 bis 2017 anhand der US Cancer Statistics Database. Im Untersuchungszeitraum wurden insgesamt mehr als 657.000 HPV-assoziierte Tumoren registriert. Mit 60 % waren mehrheitlich Frauen betroffen. Dabei stellten Zervixkarzinome mit 206.075 Fällen (52 %) den größten Anteil. Bei Männern waren Oropharynxkarzinome mit 80 % am häufigsten – eine Rate, die fast fünfmal so hoch ausfällt wie bei Frauen. Ein besonders hohes Risiko für diese Karzinome haben ältere Männer zwischen 65 und 69 Jahren mit einer Inzidenz von 36,5 Fällen pro 100.000.
Die Inzidenz der HPV-assoziierten Karzinome verdeutlichte im Untersuchungszeitraum sehr unterschiedliche Trends. So sank die Inzidenz von Zervixkarzinomen seit 2001 signifikant um 1,03 % jährlich. Dagegen nahm die Häufigkeit von Anal- und Rektumkarzinomen um 2,75 % (Frauen) bzw. 1,71 % (Männer) pro Jahr zu, die von Oropharynxkarzinomen bei Männern um 2,71 %. In der Risikogruppe älterer Männer zwischen 65 und 69 Jahren wurde sogar ein jährlicher Anstieg der Inzidenz von Oropharynxkarzinomen von 4,24 % verzeichnet.
Erhöhtes Risiko bei Frauen über 50 Jahre
Eine besonders starke Abnahme an Zervixkarzinomen fiel bei jüngeren Frauen auf: In der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen verringerte sich das Vorkommen dieser Tumoren um 4,6 % pro Jahr. Bei Frauen zwischen 25 und 29 Jahren sank die Inzidenz dagegen nur um 1,65 % pro Jahr, bei den 30- bis 34-Jährigen um 1,07 % jährlich.
Umgekehrt stieg die Rate an Plattenepithelkarzinomen von Anus und Rektum bei Frauen über 50 Jahre mit 3,55 % jährlich besonders stark an. „Wenn sich dieser Trend fortsetzt, werden diese Tumoren das Zervixkarzinom in den nächsten fünf Jahren überholen“, prognostizierte Dr. Liao. Er forderte daher die Implementierung effektiver Screening-Strategien und Studien zur Abklärung der Effektivität der HPV-Impfung auch bei den übrigen HPV-assoziierten Karzinomen.
Quelle: Liao CI. 2021 ASCO Annual Meeting (virtuell); Abstract 107; DOI: 10.1200/JCO.2021.39.15_suppl.107
Kongressbericht: 2021 ASCO Annual Meeting (virtuell)
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