Kombination von Chemo- und Immuntherapie lohnt sich

ESMO 2021 Birgit-Kristin Pohlmann

PD-L1-positive Patienten profitierten von der Kombination. PD-L1-positive Patienten profitierten von der Kombination. © iStock/luismmolina

Die Zugabe von Pembrolizumab zur platinbasierten Chemotherapie plus/minus Bevacizumab verlängerte in der Keynote-826-Studie sowohl PFS als auch OS signifikant. Experten waren sich einig, dass dies der neue Standard wird. Offen bleibt jedoch, für wen genau.

Bislang haben Patientinnen mit rezidiviertem/metastasiertem Zervixkarzinom (r/mCC) eine ungünstige Prognose mit einem medianen Gesamtüberleben von gut 17 Monaten, erläuterte Professor Dr. ­Nicoletta ­Colombo, European Institute of Oncology, Mailand. In der Keynote-826-Studie wurde erstmals beim Zervixkarzinom eine Kombinationstherapie aus PD1-Inhibition plus Chemotherapie im Rahmen einer Phase-3-Studie untersucht.1 Die platinbasierte Chemotherapie plus Paclitaxel und Bevacizumab gilt beim r/mCC als systemische Standardtherapie.

Medianes OS unter Pembrolizumab nach 22 Monaten noch nicht erreicht

In der placebokontrollierten Keynote-826-Studie erhielten die Teilnehmerinnen mit persistierendem, rezidivierendem oder metastasiertem Zervixkarzinom Pembrolizumab zusätzlich zur Erstlinientherapie mit Cis- bzw. Carboplatin plus Paclitaxel ± Bevacizumab (~ 60 %). Von den insgesamt 617 Patientinnen (Gesamtgruppe) wiesen knapp 90 % eine PD-L1-Expression auf (PD-L1 CPS ≥ 1). Bei gut 50 % aller Teilnehmerinnen betrug der PD-L1 CPS ≥ 10. Die aktuelle Auswertung ergab nach einer medianen Beobachtungszeit von 22 Monaten sowohl für die Gesamtgruppe als auch für die Gruppen mit PD-L1 CPS ≥ 1 bzw. ≥ 10 signifikante Vorteile beim progressionsfreien und Gesamtüberleben.

In der Gesamtgruppe und der Gruppe mit PD-L1 CPS ≥ 1 lag das mediane PFS im Pembrolizumab-Arm jeweils bei 10,4 Monaten vs. 8,2 Monaten mit Placebo (HR 0,65 und 0,62). Auch die Patientinnen mit hoher PD-L1-Expression blieben mit Pembrolizumab 10,4 Monate progressionsfrei, unter Placebo waren es bei ihnen 8,1 Monate (HR 0,58). Das mediane OS ist bei den PD-L1-Exprimierern im Prüfarm noch nicht erreicht. Im Kontrollarm betrug es 16,3 Monate in der Gruppe mit PD-L1 CPS ≥ 1 und 16,4 Monate in der Gruppe mit PD-L1 CPS ≥ 10 (HR 0,64 bzw. HR 0,61). Für die Gesamtgruppe beträgt das mediane OS 24,4 Monate (vs. 16,5 Monate; HR 0,67). Nach einem Jahr waren mit Pembrolizumab jeweils noch etwa 75 % der Patientinnen am Leben gegenüber 63 % in der Kontrolle.

Höhere Ansprechrate und längere Ansprechdauer

Subgruppenanalysen weisen darauf hin, dass Patientinnen ohne PD-L1-Expression keinen Vorteil von der zusätzlichen Pembrolizumab-Gabe haben. Allerdings sei diese Gruppe zu klein, um darüber wirklich Aufschluss zu geben, so die Referentin. Nur ein tendenzieller Vorteil zeigte sich zudem für primär metastasierte Tumoren sowie für Teilnehmerinnen, die kein Bevacizumab erhalten hatten. Trotzdem sprach sich Prof. ­Colombo dafür aus, Pembrolizumab unabhängig davon zu geben, ob Betroffene Bevacizumab erhalten können.

Die objektive Ansprechrate lag in der Pembrolizumab-Gruppe bei 65–70 % und damit 15–20 % höher als im Kontrollarm. Die mediane Ansprechdauer betrug:

  • 18,0 Monate versus 10,4 Monate in der Gesamtgruppe
  • 18,0 Monate versus 10,4 Monate in der PD-L1 CPS ≥ 1 Population
  • 21,1 Monate vs. 9,4 Monate in der PD-L1 CPS ≥ 10 Population

Neue Sicherheitssignale traten nicht auf und die Verträglichkeit war laut der Referentin insgesamt gut. Ausdruck dessen sei, dass sich die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patientinnen im Prüfarm langsamer verschlechterte (HR 0,75).

Prof. Colombo bezeichnete die systemische Erstlinientherapie mit Pembrolizumab plus Chemotherapie +/- Bevacizumab als möglichen neuen Standard beim r/mCC. Der unabhängige Experte Professor Dr. ­Mansoor ­Raza ­Mirza vom Universitätskrankenhaus Kopenhagen bekräftigte dies, schränkte aber mit Blick auf die Subgruppenanalysen ein, dass das nur für Patientinnen mit PD-L1-Expression gelte.2 Er empfahl, nicht auf Bevacizumab zu verzichten. Unklar sei, ob auch primär metastasierte Patientinnen profitieren.

Quellen:
1. Colombo N. ESMO Congress 2021; Abstract LBA2
2. Mirza M.R. ESMO Congress 2021; Presidential Symposium 1
ESMO Congress 2021

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PD-L1-positive Patienten profitierten von der Kombination. PD-L1-positive Patienten profitierten von der Kombination. © iStock/luismmolina