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Neuer Angriffspunkt beim Ovarialkarzinom

Die therapeutischen Optionen bei Patientinnen mit platinresistentem rezidiviertem Ovarialkarzinom sind bislang limitiert. Die Prognose der Betroffenen fällt schlecht aus mit einer Ansprechrate von nur 10–15 %, einem PFS von maximal vier Monaten und einem Gesamtüberleben von weniger als einem Jahr, erinnerte Professor Dr. Domenica Lorusso von der Gynecologic Oncology Unit der Fondazione Policlinico Universitario Gemelli IRCCS in Mailand.
Standard in diesem Kollektiv ist bislang die wöchentliche Gabe von Paclitaxel. Auch nab-Paclitaxel hat sich bei platinresistenten Ovarialkarzinom-Rezidiven der Referentin zufolge als aktiv erwiesen. Wie Prof. Lorusso erklärte, kann bereits ein physiologischer Kortisolspiegel über die Aktivierung des Glukokortikoidrezeptors, die Immunaktivierung supprimieren und zur Tumorzell-Apoptose führen.
Dieser Vorgang wurde bereits bei mehreren Karzinomen wie Ovarialkrebs beschrieben. Dadurch werden proliferative Mechanismen stimuliert wie die epithelial-mesenchymale Transition. Infolge führt die Induktion der Zytostatikresistenz zur Tumorprogression und einem verkürzten progressionsfreiem Überleben, erklärte die Expertin.
Intermittierende besser als kontinuierliche Gabe
Mit Relacorilant wurde ein selektiver Modulator des Glukokortikoidrezeptors entwickelt. Präklinisch sind bereits die Resensibilisierung gegenüber einer Chemotherapie sowie eine Wirkverstärkung von Platinsalzen und Taxanen belegt. An der dreiarmigen Phase-2-Studie nahmen 178 Frauen mit platinresistentem oder -refraktärem Ovarialkarzinom-Rezidiv teil. Als Regime wurde nab-Paclitaxel ergänzend zu Relacorilant gewählt, da dieses Taxan keine Prämedikation mit Steroiden erfordert, so Prof. Lorusso.
Die mit bis zu vier Linien vorbehandelten Teilnehmerinnen erhielten randomisiert den Modulator als intermittierende oder als kontinuierliche Therapie jeweils in Kombination mit nab-Paclitaxel bzw. im Kontrollarm die Taxan-Monotherapie. Rund 50–60 % der Frauen waren zuvor bereits mit Bevacizumab, rund ein Drittel mit einem PARP-Inhibitor behandelt worden.
Die Kombination mit intermittierender Relacorilant-Gabe verlängerte das mediane PFS im Vergleich zu alleinigem nab-Paclitaxel um fast zwei Monate von 3,76 Monaten auf 5,55 Monate (HR 0,66; 95%-KI 0,44–0,98). Die kontinuierliche Relacorilant-Gabe plus Taxan war der Kontrolle hingegen nur tendenziell überlegen (5,29 Monate; HR 0,83; 95%-KI 0,56–1,22).
Die Gesamtansprechrate ähnelte sich mit etwa 35 % in allen drei Armen. Doch auch hinsichtlich des Ansprechens überzeugte der intermittierende Arm. Er verlängerte die Remissionsdauer auf median 5,55 Monate im Vergleich zu 3,79 Monaten bei kontinuierlicher Therapie und 3,65 Monaten unter alleinigem Taxan. Die OS-Daten sind bislang noch nicht reif, wie die Referentin erklärte. Doch es zeige sich bereits ein Trend zugunsten der intermittierenden Relacorilant-Gabe (12,94 Monate vs. 10,41 Monate im Kontrollarm).
Zudem erwies sich die Kombinationstherapie mit dem Modulator als gut verträglich: Die Toxizität war im Vergleich zur Kontrolle nicht erhöht, betonte Prof. Lorusso. Aufgrund der positiven Ergebnisse ist jetzt eine Phase-3-Studie mit dem intermittierenden Relacorilant-Schema plus nab-Paclitaxel versus alleinige Chemotherapie geplant.
Signalweg weiter untersuchen
Glasspool R. ESMO Congress 2021; Discussant LBA32 and 721O
Quelle:
Lorusso D et al. ESMO Congress 2021; Abstract LBA721O
Kongressbericht: ESMO Congress 2021
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