
Darf’s ein bisschen mehr sein?

Die meisten Männer, die an einem Prostatakarzinom erkranken und sterben, erhalten ihre Diagnose im nicht-metastasierten Stadium. Standard für Hochrisiko-Patienten war bislang eine dreijährige Androgendeprivation (ADT) mit oder ohne lokale Bestrahlung. Die Ergebnisse der STAMPEDE-Studie deuten darauf hin, dass Betroffene hinsichtlich des metastasenfreien und Gesamtüberlebens von einer zusätzlichen Abiraterongabe profitieren.
Das STAMPEDE-Protokoll besteht aus verschiedenen Studienarmen und Teilnehmern mit fortgeschrittenen Prostatatumoren unterschiedlicher Stadien. Die Kollegen um Professor Dr. Gerhardt Attard vom University College in London fokussierten sich auf Hochrisiko-Personen mit nicht-metastasierten hormonsensitiven Karzinomen (nmHSPC) – definiert als Tumoren mit Nodalbefall oder mindestens zwei der folgenden Kriterien: Stadium T3/4, PSA ≥ 40 ng/ml, Gleason Score 8–10 bzw. nach Rezidiv. Sie verglichen folgende Therapieschemata:
- ADT versus ADT plus Abirateron/Prednisolon (AAP)
- ADT versus ADT plus AAP plus Enzalutamid
Bei Bedarf jeweils zuzüglich lokaler Bestrahlung. Eine Radiotherapie erhielten primär die neu diagnostizierten Patienten.
Metastasenrisiko fast halbiert
Nach einem medianen Follow-up von 72 Monaten verlängerte sich das metastasenfreie Überleben, primärer Endpunkt der Studie, wenn zusätzlich zur ADT Abirateron für zwei Jahre gegeben wurde. Dementsprechend verringerte sich das Risiko für eine Metastasierung um 47 % (HR 0,53; p = 2,9x10-11). Zusätzliches Enzalutamid brachte keinen weiteren Vorteil (Interaktions-Test HR 1,02; p = 0,908).
Ähnlich sah es in puncto Gesamtüberleben aus, mit einer relativen Reduktion des Sterberisikos um 40 % (HR 0,60; p = 9,3x10-7). Auch hier brachte die zusätzliche Enzalutamidgabe keinen prognostischen Benefit, erhöhte aber die Nebenwirkungsrate. Nach sechs Jahren waren im Prüf- vs. Kontrollarm noch 82 % vs. 69 % der Patienten ohne Metastasen und 86 % vs. 77 % am Leben. Klare Vorteile zeigten sich zudem bezüglich des prostatakarzinomspezifischen Überlebens (HR 0,49; p = 1,3x10-6), das mit einem verlängerten medianen progressionsfreien Überleben einherging (138 Ereignisse vs. 277 Ereignisse; HR 0,44; p = 5,2x10-15).
Neuer Standard definiert
Prof. Attard empfahl die AAP-basierte Behandlung als neuen Standard für Männer mit nmHSPC und erhöhtem Risiko. Die Kommentatorin Dr. Eleni Efstathiou vom Houston Methodist Cancer Center wies auf den großen „medical need“ von Hochrisiko-Patienten mit nmHSPC hin. Auch wenn keine Daten zur Lebensqualität und zur Langzeittoxizität vorliegen und die Auswertung auf einem nicht unerheblichen Studienamendement basiere, sollten die Ergebnisse Eingang in den klinischen Alltag finden.
Quelle:
Attard G., Efstathiou E. ESMO Congress 2021; Presidential Symposium 2
ESMO Congress 2021
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