Finale Überlebensdaten sprechen für den Einsatz beim hormonsensitiven Prostatakarzinom

ESMO 2021 Josef Gulden

Ein Vorteil ergab sich für die Zeit bis zur nächsten Anti-Tumor-Therapie. Ein Vorteil ergab sich für die Zeit bis zur nächsten Anti-Tumor-Therapie. © iStock/Dr_Microbe

Die finalen Überlebensdaten der ARCHES-Studie zeigen: Männer mit metastasiertem, hormonsensitivem Prostatakarzinom profitieren von der Therapie mit Enzalutamid zusätzlich zu einer Hormondeprivation. Im Vergleich zu Placebo verringerte die Behandlung mit dem Androgenrezeptor-Inhibitor das Mortalitätsrisiko um rund ein Drittel.

Die Gabe von Enzalutamid ist Standard für Patienten mit Prostatakarzinom nach Versagen einer Androgen-Entzugstherapie. Neuerdings kann die Substanz auch zur Behandlung von metastasierten hormonsensitiven Tumoren eingesetzt werden. Die Basis hierzu bildeten die Daten der Phase-3-Studie ARCHES, für die nun finale Ergebnisse zum Gesamtüberleben (OS) vorliegen.

Wie Studienleiter Professor Dr. Andrew Armstrong vom Duke Cancer Institute Center for Prostate & Urologic Cancers in Durham berichtete, wurden 1.150 Männer mit neu diagnostiziertem oder rezidiviertem, metastasiertem und hormonsensitivem Prostatakarzinom aufgenommen. Zusätzlich zu einer Hormonentzugstherapie erhielten sie randomisiert entweder täglich 160 mg Enzalutamid oder ein Placebo. Als primären Endpunkt legten die Autoren das progressionsfreie Überleben fest. Hier ergab sich aus der ersten Analyse bereits ein signifikant um 61 % reduziertes Risiko. Zudem verbesserten sich einige der sekundären Endpunkte.1

Nach einem median 44,6-monatigen Follow-up nahmen noch 34,5 % der Patienten die ursprüngliche Behandlung ein, allerdings mit deutlichen Unterschieden zwischen beiden Gruppen: Während die mediane Therapiedauer im Prüfarm 40,2 Monate betrug, bezifferten die Autoren diese in der Kontrolle auf 13,8 Monate. 31,3 % der Teilnehmer machten von einer Cross-over-Option Gebrauch und nahmen median 23,9 Monate Enzalutamid ein.

Ausnahme bei viszeralen Metastasen

Das mediane OS wurde bisher in keinem Arm erreicht, es zeigt sich aber mittlerweile ein zunehmend deutlicher werdender Vorteil für den Androgenrezeptor-Inhibitor. Nach zwei Jahren war die Differenz mit Überlebensraten von 86,2 % vs. 82,4 % in Verum- vs. Placebogruppe noch gering, nach drei Jahren hingegen trennten sich die Kurven mit 77,9 % gegenüber 69,0 % deutlicher. Der Unterschied war nach nunmehr vier Jahren mit 70,6 % vs. 57,0 % noch stärker ausgeprägt. Im Log-Rank-Test entspricht das einer Reduktion des Mortalitätsrisikos durch Enzalutamid um ein Drittel, und zwar in fast allen Subgruppen (HR 0,66; 95%-KI 0,53–0,81; p < 0,0001). Die Ausnahme bildeten Teilnehmer mit ausschließlich viszeralen Metastasen, die aber beim Prostatakarzinom relativ selten sind.

Ein weiterer Vorteil ergab sich für die Zeit bis zur nächsten Anti-Tumor-Therapie. Sie schloss sich im Kontrollarm nach median 40,5 Monaten an, während der Medianwert in der Verumgruppe noch nicht erreicht wurde (HR 0,38; 95%-KI 0,31–0,48).

Diese trotz der zahlreichen Cross-over-Patienten deutlichen Unterschiede sprechen für die Gabe von Enzalutamid von Anfang an, schlussfolgerte Prof. Armstrong. Der nachträgliche Wechsel kann das anfängliche Fehlen des Androgenrezeptor-Antagonisten offenbar nicht mehr vollständig kompensieren. 

Quellen:
1. Armstrong A et al. J Clin Oncol. 2019; 37:2974-2986; DOI: 10.1200/JCO.19.00799
Armstron A. ESMO Congress 2021; Abstract LBA25
ESMO Congress 2021

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Ein Vorteil ergab sich für die Zeit bis zur nächsten Anti-Tumor-Therapie. Ein Vorteil ergab sich für die Zeit bis zur nächsten Anti-Tumor-Therapie. © iStock/Dr_Microbe