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Patientenselektion für die Behandlungsstrategie bedeutsam
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Der Vergleich der Therapie von Personen mit M0-Hochrisiko-Prostatakarzinom in England und den USA basierend auf Daten von 109.697 Patienten der SEER- und 74.393 Männern der NPCA-Datenbank macht deutlich: In den Vereinigten Staaten wird häufiger prostatektomiert. Dort führten Ärzt:innen bei etwa der Hälfte der Betroffenen eine Prostatektomie durch, während in England überwiegend eine Kombination mit einer Radiatio (RT) verabreicht wurde.
Für Kombinationstherapien sprach sich Prof. Dr. Noel Clarke, Christie Hospital Manchester, aus. Verschiedene große Studien hätten gezeigt, dass die Androgendeprivationstherapie (ADT) plus RT der alleinigen ADT überlegen sei. Auch mit langer Nachbeobachtungszeit bleibe der Überlebensvorteil durch die zusätzliche RT erhalten. Eine Metaanalyse von zwei randomisierten Phase-3-Studien der STAMPEDE-Plattform bei Erkrankten mit M0-Hochrisiko-Prostatakarzinom verdeutlichte den Vorteil von Kombinationstherapien, bestehend aus primärer RT + ADT + Abirateron (+/- Enzalutamid) hinsichtlich des metastasenfreien Überlebens. Prof. Clarkes Fazit: Die optimale Strategie für Patienten mit M0-Hochrisiko-Prostatakrebs sei die Kombinationsbehandlung aus primärer RT, ADT und Abirateron.
Laufende Studien zum Hochrisiko-Prostatakarzinom
Von der Studie SPCG-15, in der Forschende eine primäre RT + ADT mit der primären Prostatektomie + Lymphknotendissektion vergleichen, versprach sich Prof. Clarke keine konkreten Ergebnisse, da im experimentellen Arm die Hinzunahme von adjuvanter oder Salvage-RT und/oder ADT nach Ermessen des Arztes bzw. der Ärztin erlaubt ist. Dagegen könnte seiner Meinung nach die PROTEUS-Studie interessante Daten liefern. Darin eingeschlossen werden Hochrisiko-Patienten, die eine radikale Prostatektomie erhalten. Die Kolleg:innen untersuchen hier, ob die Hinzunahme von Apalutamid zur ADT sowohl in der neoadjuvanten als auch der adjuvanten systemischen Therapie gegenüber ADT + Placebo einen Vorteil bringt. Die Autor:innen der DASL-HiCaP-Studie wiederum prüfen, ob Darolutamid die adjuvante ADT bei Männern mit sehr hohem Rezidivrisiko unter RT verbessert, ergänzte Prof. Sweeney.
Heterogenität des Kollektivs erschwert das Vorgehen
Dass dies den Standard für Männer mit sehr hohem Risiko darstelle, sei unbestritten, meinte auch Prof. Dr. Christopher Sweeney, Dana-Farber Cancer Institute, Boston. „Super high risk patients“ mit mindestens zwei der Kriterien T3/T4, PSA ≥ 40 ng/ml und Gleason 8–10 benötigten eine lokale Therapie plus eine sofortige intensive systemische Kombination. Weitere Standards seien aber die RT plus zwei Jahre ADT oder die radikale Prostatektomie.
Unter den Personen mit hohem Risiko gebe es eine hohe Varianz. Die Inhomogenität des Kollektivs sei schon heute klar, verstärkt werde sie durch PSMA-PET-Charakterisierung und genomische Klassifizierung. Für Männer am unteren Ende des Risiko-Spektrums bestehe die Chance, mit einer Prostatektomie weitere Therapien zu vermeiden. Im Fall eines Rezidivs nach der OP biete die Salvagebehandlung aus RT + ADT ein erfolgreiches Konzept.
„Die Sequenztherapie ist der optimale multimodale Ansatz für Hochrisiko-Patienten mit lokalisiertem Prostatakarzinom, die kein sehr hohes Risiko haben“, schloss der Experte. Wichtig sei die Selektion. Er verwies auch auf Langzeitnebenwirkungen der RT.
Quelle:
Clarke NW, Sweeney C. 37. Annual EAU Congress; PCa high-risk local treatment
37. Annual EAU Congress
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